Zur Genealogie von Balthasar Philipp Genge (1706-1790)

Meiner Meinung nach wird Balthasar Philipp Genge gar nicht ausreichend gewürdigt – es sind kaum Informationen über seine Herkunft und sein Leben zu finden, obwohl er sehr viel Kraft, Ausdauer und Geld investiert und etwas sehr Bedeutendes bewirkt hat. Viele unserer Vorfahren – auch meine eigenen – haben von seinem Einsatz sehr profitiert! Besonders mühsam müssen seine Anstrengungen auch deshalb gewesen sein, weil er aufgrund seiner Taubheit – er konnte seit seinem 8. Lebensjahr nichts mehr hören – bei allen notwendingen Verhandlungen sehr eingeschränkt war.

Balthasar Philipp Genge gründet die erste Lehrerbildungsanstalt Ostpreußens und verhilft auf diese Weise einer ganzen Reihe von Söhnen aus Bauern- und Handwerkerfamilien Ostpreußens und anderen Regionen dazu, ihr Leben vollkommen neu gestalten zu können, indem ihnen die Möglichkeit geboten wird, sich in diesem Seminar zu Lehrern ausbilden zu lassen. Über Genges Intention, ein solche Bildungsstätte zu etablieren, über die Vorbereitungen und den gesamten Ablauf habe ich bereits an anderer Stelle ausführlich berichtet.

Baltahsar Philipp Genge lebt auf dem Gut Graventhien im Kirchspiel Klein Dexen, das sich seit 1750 in seinem Besitz befindet.

Ansicht des alten und neuen Hofes zu Adel(ig) Graventinen (Schülerzeichnung)

Im Kirchenbuch von Klein Dexen fand ich nun einen Brief, der – wohl auf Anfrage aus Klein Dexen – im Januar 1901 von Herrn Eichberg – dem damaligen Küster der Kirche St. Marien in Fankfurt a.d. Oder – geschrieben wurde.

Dieser Brief gibt Auskunft über Genges Familie.

Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Johann Theodorus Genge wird er am 17. Januar 1707 in Frankfurt/Oder als Sohn des Rats und Apothekers Melchior Genge und dessen Ehefrau Theodora geb. Weger (auch Wäger) geboren und am 18. Januar in der dortigen St. Marien Kirche getauft. Als Paten sind bei Balthasar Philip Genge angegeben: Frau Professor Sturmin, Bürgermeister Ebertus und Albrecht Weger, der Großvater des Kinder.

Herr Eichberg schreibt weiter: ‚Soeben entdecke ich in Spiekers Kirchengeschichte folgenden Satz: Pfarrer Christin Deutsch – Bereits im ersten Jahre seiner Anstellung in Frankfurt 1723 gedachte der Pfarrer Christian Deutsch sich mit Frau Katharina Theodora Wegner, verw. Kannengießer zu verehelichen. Sie starb aber kurze Zeit vor der Hochzeit. Nach 7 Jahren, den 12. Februar 1729 verheirathete er sich mit Katharina Elisabeth, der einzigen Tochter des Bürgermeisters Melchior Genge. Sie gebar ihm 6 Kinder und verstarb den 18. Dezember 1751. Bei des Mannes Tode lebten noch 3 Kinder: 2 Söhne und 1 Tochter.

Der älteste Sohn Melchior Friedrich war Prediger an der hiesigen Unterkirche und der zweite, Christian Wilhelm, Geh. Secretair beim Königlichen General Direktorio in Berlin. Die Tochter Maria Katharina Elisabeth war an den Königlichen Hof- und Kammergerichtsrath Ballhorn in Berlin verheirathet.

Am 21. August des Jahres 1790 verstirbt Balthasar Philipp Genge in Graventhien – laut Kirchenbuch wird er 84 Jahre alt. Der Eintrag im KB von Schmoditten lautet: ‚d(en) 27. Aug(ust) wurde Herr Balthasar Philipp Genge, Königlicher Kriegsrath und ehemaliger Erbherr der adelich Graventienschen Güther, welcher d. 21 ej. des Abends um 7 Uhr im 84. Jahr seines Alters verstorben, unter einem Geläut begraben. Der Wohlseelige hatte vom 8ten Jahr an sein ganzes Gehör verlohren und man muste mit ihm theils durch Mienen theils durch Schreiben die Unterredungen anstellen(,) die man nöthig hatte. War indessen ein kluger und Gottes Wort liebender Mann, welches er nur lesen, aber nicht hören konte. Er hinterließ ein großes Vermögen.‘

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Schmoditten_August_1790-1024x437.jpg
KB Schmoditten, Pr. Eylau – Sterbeeintrag von Balthasar Philpp Genge – August 1790

Balthasar Philipp Genge hat selbt keine Kinder. Nach seinem Tod erbt sein Neffe Christian Wilhelm Deutsch das Gut Graventhien.

Ergänzungen zu Familie Genge:

Melchior Genge, Ratsverwandter und Apotheker in Frankfurt (Oder), * Lobesentz 17.3.1633, + Frankfurt (Oder) 1696. Sohn von Christian Genge, königlich polnischer Münzmeister zu Bromberg, und Anna Stieger. Melchior Genge war dreimal verheiratet. oo I. 5.9.1659 mit Esther Elisabeth Arnhold (* Frankfurt (Oder) 7.12.1639, + daselbst 2.8.1662). Aus dieser Ehe zwei Söhne: Gotthard Heinrich (+ 24.10.1661) und Johann Christian. oo II. Frankfurt (Oder) 4.5.1663, Sophia Koltzhorn (* Frankfurt (Oder) 1641, + daselbst 4.12.1676). Aus dieser Ehe der Sohn Johann Melchior Genge. oo III. 1677 Eva Theodora Heinsius, Tochter des Frankfurter Geistlichen Martin Heinsius. (Quelle: Rudolf Fähndrich: Alte Frankfurter Familien und ihre Versippung. in: Mitteilungen des Historischen Vereins Frankfurt (Oder), Heft 35)

Johann Melchior Genge, * Frankfurt (Oder) 2. Febr. 1666, Student der Philosophie, Geschichte und Beredsamkeit, promoviert in Frankfurt am 20.6.1687 zum Doktor „summa cum laude“. + auf einer Reise in Zelle am 11.4.1688. Sohn von Melchior Genge, Ratsverwandter und Apotheker in Frankfurt (Oder). (Quelle:Rudolf Fähndrich: Alte Frankfurter Familien und ihre Versippung. in: Mitteilungen des Historischen Vereins Frankfurt (Oder), Heft 35)

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