Vor 5 Jahren habe ich diesen Beitrag geschrieben und veröffentlicht:
Heute möchte ich das damals Geschriebene noch ein wenig ergänzen!
Das große Interesse vieler Personen an einem Stammbaum hat nicht nachgelassen – im Gegenteil, es scheint weiterhin zuzunehmen. Nach und nach entstanden diverse Facebook–Gruppen mit regionalem Bezug, in denen sich ‚Ahnen-Sammler‚ anmelden, um Informationen über ihre Vorfahren zu erhalten oder um Hilfe bei der Entzifferung von Einträgen aus Kirchenbüchern zu bitten.
Das ist ja grundsätzlich zu begrüßen! Aber leider folgen die Anfragen in den Forscher-Gruppen häufig diesem Schema: „Ich suche den Bruder meines Urgroßvaters in Ostpreußen. Er hieß Gottfried!“ oder: „Meine Oma Elisabeth Scheffler hat in Königsberg gelebt – vielleicht kennst sie jemand?„
Bei Bitten um Lesehilfe erlebt man oftmals, dass die Anfragenden überhaupt keinen Versuch unternommen haben, die Einträge auch nur ansatzweise selbst zu entziffern, obwohl auch für Ungeübte im Internet mittlerweile diverse Übungsmöglichkeiten angeboten werden.
Auf den Ahnenforscher-Plattformen – zum Beispiel bei Ancestry – entdecke ich Stammbäume, in denen die Kinder älter sind als die Mutter und der Altersunterschied zwischen dem Vater und der dazugehörigen Ehefrau mehr als 100 Jahre beträgt!
Ich finde Informationen über meine eigenen Vorfahren, die kopiert und dann falschen Regionen zugeordnet wurden: So hat sich Maria Dorothea Ankermann aus Ponarth, die eigentlich in Königsberg geheiratet hat, nun nicht in Ostpreußen, sondern ganz in meiner Nähe, in Osteressen, Cloppenburg vermählt und ist auf Jamaica verstorben!
In einigen Stammbäumen lebt mein Ur-Urgroßvater 1885 in England statt in Ostpreußen.
Ahnenforschung ist ein tolles Hobby! Ich bin davon begeistert und ich habe viel gelernt. Ahnenforschung macht Spaß und erfordert manchmal kriminalistischen Spürsinn. Wie bei einem Puzzle fügt man viele einzelne Teile zu einem Ganzen – dem Stammbaum – zusammen.
Aber: im Gegensatz zu der Arbeit an einem Puzzle mit vorgefertigten Teilen aus Holz oder Pappe muss man bei einem Ahnenforscher-Puzzle aufpassen! Bei Puzzlen mit Holz- oder Pappteilen schafft man es eventuell auch mit Gewalt, die Einzelteile miteinander zu verbinden. Das probierte mein Sohn als Kleinkind und er merkte schnell, ob die Teile passten oder nicht!
Bei der ‚Ahnenforscher-Puzzelei‚ klappt das so nicht! Wenn man nicht genau recherchiert, prüft und überlegt, erstellt man nicht nur einen eigenen fehlerhaften Stammbaum aus lauter Personen, mit denen man gar nicht verwandt ist, sondern trägt auch dazu bei, dass mehr und mehr dieser fehlerhaften Stammbäume durch die Welt schwirren.
Deshalb meine Bitte:
Liebe Hobby-Genealogen, arbeitet sorgfältig!
Bitte lernt lesen und übt!
Ich selbst helfe gern, wenn sich jemand selbst bemüht hat und dennoch Hilfe benötigt – und ich kenne viele andere Ahnenforscher, die das auch gern tun!
Schöner Beitrag. Das Wort „Ahnensammler“ trifft es wohl. Hauptsache bei MyHeritage und co möglichst viele Verwandte zusammenklicken, damit ein großer Stammbaum entsteht, am besten bis zur Cousine X-ten Grades. Oder so lange, bis endlich der erhofte adlige auftaucht. Dabei werden meist ganze Äste automatisch in den eigenen Stammbaum übernommen, ohne sich mit den einzelnen Personen näher zu beschäftigen. Aber doch genau das ist es, was unser Hobby spannend und abwechslungsreich macht: das tagelange Recherchieren zu einer Person, und am Ende fühlt es sich an, als ob man die Person fast schon persönlich kennengelernt hat. Das ist Forschung. Das andere ist nur eine Sammelleidenschaft.
Ja, dieses Gefühl, nach langer Recherche zu einer Person und ihrer Lebensumstände diese Person fast persönlich kennengelernt zu haben, kenne ich gut!