Eindrücke aus dem ehemaligen Landsberg, Pr. Eylau

Die Sage über die ‚Frühpredigt zu Landsberg‘ wurde geschrieben von Carl Eduard Torno, der am 23. Januar 1801 als Sohn des Landsberger Großbürgers und Kaufmanns und späteren Hospitalvorstehers und Bürgermeisters Carl Friedrich Torno und dessen Ehefrau Johanna Charlotta Pfeiffer in Landsberg geboren wurde.

Carl Eduard Torno selbst wird Pfarrer. Nachdem er von 1827-1833 die Pfarrstelle in Stallupönen und von 1833-1843 die in Göritten inne hatte, kehrt er zurück in die Nähe seines Geburtsorts und übernimmt bis 1850 die Pfarrstelle im benachbarten Kirchdorf Eichhorn.

Im Mittelpunkt dieser natangischen Sage steht der Geist des im September des Jahres 1712 tatsächlich ermordeten Landsberger Ratsherrn Ephraim Henning – in der Sage ‚Philiborn‚ genannt. Davon habe ich bereits vor einigen Jahren erzählt. …..

Mörderlich erstochen – Landsberg, Pr. Eylau (1712)

Der Geist des Ermordeten findet keine Ruhe und sorgt für mancherlei Verwirrung ….

Die Sage enthält jedoch auch eine Beschreibung der Stadt Landsberg zu früherer Zeit. Einige meiner Vorfahren werden sie so noch kennengelernt haben!

Auszug aus dem 23. Band der Preußischen Provincialblätter, der 1840 in Königsberg erschien.

‚Noch zu der Zeit als die deutschen Ordenritter über das Preußenland herrschten, wurde das Städtchen Landsberg gegründet. Landsberg wurde im Jahr 1336 auf Befehl des Hochmeisters Dietrich von Altenberg durch den Comthur von Balga Namens Heinrich v. Muro erbauet. So Manches war damals anders an Gewohnheit und Sitte, wie es vielleicht späterhin überall der Fall war.

Blick vom ehemaligen Mühlenteich auf die Reste der alten Stadtmauer

Die Stadt war mit einer Burgmauer umgeben, die wohl noch jetzt zum Theil zu schauen ist; namentlich stehen auf derselben mehrere Häuser, deren untere Mauer eben diese Stadtmauer ist: So z.B. die ehemalige Kantorei. die Kaplanei u.s.w. Die Mauer zog sich bis zum hohen Thore hin, welches jetzt nicht mehr vorhanden ist, lief dann weiter fort nach der Seite des Töpferteiches hin im Rundkreise bis zum Mühlenthore hinab. Auch dieses Thor ist schon längst verschwunden und von hier aus ging die Mauer den Mühlenteich entlang bis zur Kirche hin.

Den Markt umgaben hölzerne Ueberdächer, Lauben genannt. In anderen Städten, wie in Heilsberg, waren es gemauerte Gänge oder Gewerbehallen, welche zum städtischen Verkehr eingerichtet wurden, wo man Waren auslegte und verkaufte.

Nahe der Stadt befand sich ein uralter Eichenwald, den noch viele der jetzigen Einwohner gekannt haben, und der erst in neuerer Zeit niedergehauen und dessen Land zu Gemüsegärten und Hauäcker eingerichtet wurde. Dieser Wald diente zum Belustigungsorte der Einwohner. Tanzböden und Spaziergänge waren allenthalben in demselben eingerichtet, wie es denn auch der Aufenthaltsort unzähliger Nachtigallen war, an deren Gesange sich die Landsberger ergötzten. So wie nun das Aeußere des Städtchens dem Fremdlinge sich damals in ganz anderer Gestalt darstellte, als es jetzt ist, so waren auch Sitten und Gebräuche anders, als in derGegenwart.

eigenes Foto von 2011 – rechts ein Stück der alten Stadtmauer

Es gab damals wohl keinen Bürger, der nicht gerüstet und gewappnet augenblicklich auf der Burgmauer hätten erscheinen, oder dem nahenden Feinde hätte entgegen ziehen können. Vor allen gehörte zu den notwendigsten Erfordernissen des Hausgeräthes die gezogene Kugelbüchse, welche stets am besten Ort und im besten Zustande aufbewahret war. War nun die Stadt vor Ueberfällen sicher und der Frieden zurückgekehrt, so traten die Bürger zur Schützengilde zusammen und belustigten sich am Scheibenschießen. Das Herz der Meister wie der Frau Meisterin pochten vor Freude, wenn nun am Tag des Schützenfestes die uralten Stadtfahnen auf dem Markte erschienen, zusammt ihrem Schützenkönige. Jeder griff nun nach seinem schon längst gesäuberten und gereinigten Feuerrohr und eilte zum Rathause. Alsbald begann der Zug, voran die Ratsherrn, in ihrer Mitte der Schützenkönig, geschmückt mit Ordensband und silbernem Schilde, und wenn nun der Zug zum hohen Thore gelangte, vor dem links zur Seite der Schießplatz lage, folgte Jung und Alt, Frau und Kind mit, um sich an diesen Übungen zu ergötzen.

Die Landsberger Schützengilde wurde bereits im Jahr 1645 gegründet. Über Jahrhunderte spielt sie im gesellschaftlichen Leben der Stadt eine bedeutende Rolle. ‚Im Jahr 1818 wurde das Scheibenschießen durch die angestrengte Bemühung des Herrn Bürgermeisters Torno wiederum eingeführt und eine neue Schützengilde errichtet welche in 84 Mitgliedern bestand und den 1ten August das Königsschießen, den 2ten August aber das Gewinnschießen von selbigen abgehalten wurde‚. (Landsberger Chronik)

Doch nicht allein waren es die Bürger, welche das Waffenhandwerk trieben, sondern auch selbst die Rathsherren erschienen bei jeder Gelegenheit, sei es zum Ernste oder zur Freude, mit dem Degen an der Seite. So geschah es denn auch einstmals, als die Ratsherren so bewaffnet wie sie waren in der alten Rathsstube auf dem Rathhause das Wohl der Stadt erwogen. Zwei derselben konnten über eine Maßregel, die von ihrem Oberhaupt in Vorschlag gebracht war, nicht einige werden. Lange wurde hin und her mit Worten gekämpft, und wiewohl die andern Collegen sich ins Mittel schlugen, so konnte doch dem Streite nicht ein Ende gemacht werden. Schon lange trugen nämlich Beide gegeneinander Haß und Groll in ihrem Herzen und als der Streit zum höchsten Gipfel stieg, zog der eine der streitenden Ratsherren seinen Degen und rammte ihn seinem Collegen in den Leib‘.

‚Der Degen wurde zum Gedächtniß über diese That und zur Warnung Aller auf der Rathsstube aufbewahrt. Er hing noch viele Jahre an einem der Querbalken dieses Zimmers befestigt, bis er von den Franzozen im Jahre 1807, da der Griff desselben von Silber war, hinweggenommen wurde‘. (Landsberger Chronik)

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