‚Das kleine Gut Grünhöfchen … wurde erst im 17. Jahrhundert auf ausgehauenem Waldland gegründet. Die Eylauer Heide reichte damals bis fast an die Stadt Pr. Eylau heran‘ (Horst Schulz, Die Städte und Gemeinden des Kreises Pr. Eylau; S. 308).
Bei Johann Friedrich Goldbeck in seiner ‚Volständigen Topographie des Königreichs Preussen‘ wird Grünhöfchen 1785 als ‚königliches Dorf‘ mit 3 Feuerstellen erwähnt.
Im Jahre 1807 spielen die Umgebung von Grünhöfchen und Grünhöfchen selbst im Vorfeld der Schlacht bei Pr. Eylau eine besondere Rolle. Am Tag vor der entscheidenden Schlacht, die am 7. Februar stattfand, soll sich Kaiser Napoleon mit seiner Garde in Grünhöfchen aufgehalten und dort übernachtet haben.
‚Die wichtigsten Schlachten, Belagerungen und verschanzten Lager vom Jahre 1708 bis 1855′ (Google books)
Die Lage von Grünhöfchen – die gelbe Linie markiert die russische Grenze – in Sichtweite die Stadt Pr. Eylau (heute: Bagrationowsk) Quelle: Google Earth
- 1820 ist Grünhöfchen ein kölmisches Gut mit 2 Feuerstellen und 15 Einwohnern, das zum Gut Pr. Eylau (Henriettenhof) gehört
- 1846: 3 Wohngebäude mit 36 Einwohnern
- 1871: 2 Wohngebäude mit 47 Einwohnern
- 1885: 1 Wohngebäude mit 9 Einwohnern
- 1895: 4 Einwohner
- das Land wurde von Heinrichswalde aus bearbeitet
‚Um 1900 kaufte der Güteragent Mulack aus Landsberg Heinrichswalde mit Grünhöfchen auf und baute Grünhöfchen neu auf mit Gutshaus, Ställen, Scheunen und Insthäusern …. Mulack verkaufte das kleine Gut von knapp 400 Morgen an Martin Zimmermann in Königsberg.‘ (Horst Schulz, Die Städte und Gemeinden des Kreises Pr. Eylau; S. 309). Martin Zimmermann – wohnhaft in Königsberg, Alter Garten 34 – war auch 1913 noch Besitzer von Grünhöfchen. Er verkaufte das Gut an eine Familie Hartmann, in deren Eigentum es bis 1945 blieb. Vater und Sohn (Erich) Hartmann ‚waren sehr tüchtige Landwirte, die das Gut mustergültig bewirtschafteten und baulich verbesserten, so dass man es als kleines Mustergut bezeichnen konnte. Es lag sehr verkehrsgünstig an der Reichsstraße 134 nur 3 km südlich von Pr. Eylau, hatte ein schönes Gutshaus mit großem Park und einen guten Vieh- und Pferdebestand‚. (Horst Schulz, Die Städte und Gemeinden des Kreises Pr. Eylau; S. 309).
Während des 2. Weltkriegs wurden in Grünhöfchen keine Gebäude zerstört. Heute heißt Grünhöfchen ‚Gradzik‚ und liegt dicht an der russisch-polnischen Grenze, die den ehemaligen Kreis Pr. Eylau teilt.
Das folgende Photo entstand während meiner Reise im Sommer 2004 auf dem Weg von Landsberg ins Storchendorf Zywkowo (ehemals Schewecken). Ich fand dieses Haus dmals so besonders schön und vermute, dass es sich dabei um das ehemalige Gutshaus von Grünhöfchen handelt. Zu wünschen wäre, dass sich irgendwann ein Besitzer findet, der sich um eine Renovierung dieses Gebäudes kümmert.
Aber vielleicht sieht es mittlerweile schon ganz anders aus?
Leider sieht es immer noch so aus. Wir sind im Sommer 2017 zufällig (auf dem Weg nach Schewecken) dort vorbeigekommen und wurden von den dort aufhältigen Personen mißgünstig beäugt. Aus dem einstigen Schätzchen ist eine üble Behausung für üble Gestalten geworden…
Mein Vater, geb. 1920 hat während des Krieges zusammen mit anderen Zwangsarbeitern 3 Jahre lang in dem „Musterbetrieb“bei Herrn Hartmann( es war mal oft auch hart) gearbeitet. Nach meinen Kenntnissen, haben Herr Hartmann und seine kleine Tochter die Flucht überlebt.
Ich war gerade dort (September 2021), um das Gutshaus herum weidete eine stattliche Rinderherde. Einige Fenster das Hauses wurden bereits erneuert, teilweise ist noch Verfall sichtbar. Das Haus ist bewohnt, als ich fotografierte und höflich grüßte, erwiderten die Bewohner den Gruß.
Wie schön, Ana! Das klingt nach besseren Zeiten für das Haus!