In die Karre geliefert …

In den 1828 in Celle erschienenen ‚Actenmäßige(n) Notizen über eine Anzahl Gauner und Vagabonden des nördlichen DeutschlandsGauner_1828ist niemand vermerkt, der zu meiner eigenen Familie oder zur Verwandschaft gehört.

Es tauchen jedoch Personen auf, deren Familiennamen und Geburtsorte ich gut kenne – wie zum Beispiel unter Nr. 350 Elisabeth Stöver aus Lesumstotel, die ‚Witwe des angeblich in Hamburg verstorbenen Gauners Carl Tietgen und berüchtigte Gaunerinn, welche in Osterholz, Hamburg und häufig in Bremen, wegen Diebereien verhaftet gewesen ist. Im April 1823 wurde sie in Bremen, wo sie sechs Jahre gesessen, auf ein Jahr ins Zuchthaus gesteckt.‘ Stöver_lesumstotel

Da Elisabeth im Jahre 1827 (im Vorwort des Buches wird darauf hingewiesen, dass sich die Altersangaben auf dieses Jahr beziehen) 51 Jahre alt ist, ist sie vermutlich die am 18.Oktober 1771 in Lesumstotel geborene Tochter von Johann Stöver und Liesebeth Christoffers. Angaben über ihre Familie findet man im OFB Lesum. Laut OFB Ritterhude verstirbt die ‚berüchtigte Gaunerinn‚ am 16.März 1856 in Ritterhude an der Wassersucht.

Unter Nr. 80 wird der 35-jährige Johann Heinrich Flüger aus Burg aufgeführt. Vermutlich heißt er richtig ‚Flügger‚. Flügger_BurgAuch er hat einiges ‚auf dem Kerbholz‘ und wurde bereits mehrfach verurteilt. Im Jahre 1823 wurde er ‚auf ein Jahr in die Karre zu Hameln geliefert.‘ 

‚Die Karrenstrafe ist eine Arbeitsstrafe für das Gemeinwesen, auch in Form der Kettenhaft und ist nicht mit der Kettenstrafe zu verwechseln. Sie wurde im ausgehenden 17. Jahrhundert an Stelle von Leibesstrafen (Folter) eingeführt und wurde im 18. Jahrhundert die verbreitete Arbeitsstrafe. Sie wurde vor allem für Vergehen gegen das Gemeinwesen, beispielsweise beim Entzug von der Wehrpflicht oder Prostitution angewandt. Der Straftäter hatte im Steinbruch die schweren Karren mit Steinen zu ziehen. Das geflügelte Wort: „in der Karre gehen“, leitet sich hiervon ab. Während männliche Straftäter schwere körperliche Arbeit bei Festungs- und Straßenbau verrichten mussten, wurden die weiblichen Straftäterinnen (meist Dirnen) bei der Straßenreinigung eingesetzt‘. (Wikipedia)

Auch einige Gauner ‚aus dem Oldenburgischen‚ findet man im Buch: den 1806 in Bockhorn geborenen Musikus Johann Carl Philipp Edelhard (Nr.58), dessen Vater Jacob Edelhard (Nr.57) sowie unter Nr. 50  Christoff Diederich Dettmer aus Seefeld, verheiratet mit Margarethe Dreier aus Brinkum. Alle drei wurden ebenfalls für einige Jahre ‚in die Karre geliefert‚.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.