Aus dem Generalprotokoll des Amts Pr. Eylau (1785)

Die Prästationstabellen des Amts Pr. Eylau enthalten nicht nur Auflistungen über Steuereinnahmen oder Tabellen über die den einzelnen Mühlen zugeschlagenen Mahlgäste. Diese wurden ohnehin bereits ausgewertet und veröffentlicht. Es lohnt sich auch, die von den Beamten der Kriegs- u. Domänenkammer verfassten ausführlichen General-Protokolle zu lesen, die zwischen den Tabellen zu finden sind. Die Beamten teilen der Obrigkeit darin Besonderheiten und Missstände mit, die ihnen während der Bereisung der ihnen zugeteilten Region aufgefallen sind.

So berichtet Herr von Puttkammer im Jahre 1785 u.a. über die Beschwerden von Bewohnern, die in Dörfern unweit des Ermlandes leben :

‚Die in der Nachbarschaft des Ermlandes befindlichen Dörfer beschweren sich über ihre Lage, denn es gehet kein Jahr vorbey, wo von denen sich daselbst aufhaltenden Zigeunern Diebstähle mancher Art zum größten Nachtheil der Königlichen Einsaaßen unternommen werden. Im Dorfe Glandau sind in diesem Sommer und Herbst aus denen Roßgärten und von der Weide 6 Stück Pferde gestohlen worden; dahero es wohl alle Aufmercksamkeit verdienen würde, diese dem Staat lästige Menschen auf eine oder die andere Art brauchbar, wenigstens unschädlich zu machen. Die vielen Klagen, die deshalb bey Ew. Königl(ichen) hochverordneten Cammer eingegangen, werden die Klagen dieser Dorfschafft rechtfertigen‘. …


Auch einzelne Personen – wie Bauer Tiedtke aus dem Dorf Warschkeiten und Bauer Plaumann aus Poschloschen – die bei der Bereisung der Dörfer wegen mangelhafter Bewirtschaftung ihrer Höfe aufgefallen sind, werden in dem Bericht erwähnt. Herr von Puttkammer schreibt:

‚Zwey Schaarwercks Wirthe verdienen hier besonders bemercket zu werden als der Bauer Gottfried Tiedtcke in Waschkeiten und der Plaumann in Poschloschen. Ersterer gehört zu der Classe der liederlichen Wirthe, das Angespann wird durch die Städtsche Holtz-Fuhren ruiniret, um das nöthige Geld zum Saufen zu erhalten, welches denn auch wöchentlich, ja wohl täglich continuiret wird, ohne daß seine Wirthschaft durch den Verkauf des vielen Holtzes gebeßert werde, vielmehr gehet durch seine öftere Anwesenheit in der Stadt, die nur die Befriedigung des unbezwinglichen Hanges zur Völlerey zur Absicht hat, die häußliche Wirthschaft zu Grunde, die Vermahnungen des Amts sind bishero ohne Effect gewesen, dahero nur noch dieses einzige Mittel  zu versuchen seyn würde, ihn mit Zuchhaus Strafe und Erbes Entsetzung zu bedrohen‘.

‚Der 2te Wirth namens Plaumann aus Poschloschen findet sich in schlechter Verfaßung, es fehlet an dem nöthigen Betriebs Vieh, welches ihm durch Unglücksfälle mancher Art verlohren gegangen. An eigenem Fleiß und Mühe soll es diesem Wirth nach der Anzeige des Beamten nicht fehlen, die Unterhaltung der vielen kleinen Kinder aber setze diesen Wirth sehr in seiner Wirthschaft zurück, und bevor selbige nicht soweit heranwachsen, daß ihm das fremde Dienst Gesinde entbehrlich, wird derselbe in keinen guen Zustand kommen‘.

Die von den Mormonen digitalisierten Prästationstabellen sind hier zu finden!

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