Endlich ist es mir gelungen, das Rätsel um die Identität der Ehefrau des Preußisch Eylauer Amtmanns Christian Ankermann zu lösen! Es war eine ziemlich mühsame Puzzle-Arbeit, die mich so manche halbe Nacht gekostet hat …
Christian Ankermann wird im Januar 1684 in Seeben im Kirchspiel Dollstädt, Pr. Eylau, geboren – 1714 ist er Müllergesell und Werkmeister in der Königsberger Obermühle – dann Müller in Kobbelbude und später Amtmann in Pr. Eylau und Besitzer des Guts Hinterwalde im Kirchspiel Mahnsfeld.
Anna Barbara Taubenhahn kommt im November 1699 in Königsberg als Tochter des Schönfärbemeister Michael Taubenhahn zur Welt, der seit 1691 im Besitz der Färberei des Schönfärbers Martin Gablentz ist.
Die Färbereien lagen auf der kurfürstlichen Freiheit Tragheim, also außerhalb des Zunftzwanges, und zwar am Schlossteich, weil sie viel Wasser brauchten. Dort richtete der Schönfärber Johann Georg Gablentz, ein Bruder des kneiphöfischen Ratsfärbers Martin Gablentz, 1683 eine Werkstatt ein mit einer Tuchpresse; in seiner Nachbarschaft war der Färber Jean Poincheval. Als sich die Färber 1696 abermals zu einem Gewerk zusammenschlossen, gab es 4 „Offizinen“ in Königsberg: Bollert, Poincheval, und die beiden Gablentz, bzw. Michael Taubenhan, der seit 1691 im Besitz der Färberei des Martin Gablentz war. (Fritz Gause: Geschichte der Stadt Königsberg, Seite 421]
Anna Barbara hat noch neun Geschwister. Als sie im Juni 1726 erstmals heiratet, ist sie bereits 27 Jahre alt – für die damalige Zeit ungewöhnlich. Ihr Ehemann Johann Heinrich Schönfeld wird als ‚Ministerialis beim Samländischen Consitorio‚ bezeichnet.
In der Löbenichter Kirche findet sich der Eintrag: … auf Hohe Königliche Verordnung Ein Vor Alle Mahl aufgebothen Herr Johann Heinrich Schönfeldt, E. Hochehrw(ürdiger) Samländischer Consistori treufleißiger Ministerialis mit Jungfr. Anna Barbara, H. Michael Taubenhaan, Bürgers u. Schönfärbers alhir im Löbenicht Eheleibliche Tochter (Königsberg Löbenicht)
Johann Heinrich Schönfeld ist Witwer und 30 Jahre älter als Anna Barbara. Zuvor war er verheiratet mit Anna Dorothea Trenkmann (auch Tränkmann geschrieben) – einer Tochter von Gottfried Trenkmann, eines ‚Zinßeinnehmers im Kneip Hoff‘.
Anna Barbara Schönfeld, geb. Taubenhahn bringt zwei Söhne zur Welt, die in Königsberg – in der Kirche Neurossgarten – getauft werden:
- 1727 Johann Heinrich Schönfeld
- 1729 Johann Gottlieb Schönfeld
Johann Gottlieb ist erst wenige Monate alt, als sein Vater im April 1729 verstirbt. Mehr als 2 Jahre lang muss sich Anna Barbara als Witwe mit ihren beiden Kindern allein gelebt haben, bevor sie im Oktober 1732 den verwitweten Klempnermeister Michael Supplit heiratet, dessen Ehefrau Gertrude Meyer – eine Tochter des Bürgers und Festbäckers auf dem Steindamm George Friedrich Meyer – kurz zuvor verstorben war.
Der Heiratseintrag von Michael Supplit und Anna Barbara Taubenhahn in der Kirche Neurossgarten ist kaum zu entziffern.
Michael Supplit bringt eine ganze Kinderschar mit in die Ehe. Nach 8 Jahren verstirbt Michael Supplit – die meisten Kinder sind zu diesem Zeitpunkt noch minderjährig.
Am 4. Februar 1742 heiratet Anna Barbara Taubenhahn im Dom zu Königsberg den mittlerweile ebenfalls verwittweten Amtmann Christian Ankermann.
Nun verstehe ich die Familienverhältnisse besser! Durch diese Verbindung werden sowohl die Kinder aus Anna Barbaras erster Ehe als auch ihre Kinder aus der zweiten Ehe zu Christian Ankermanns Stiefkindern. So lässt es sich auch erklären, dass der 1729 in Königsberg geborene Johann Gottlieb Schönfeld – Sohn aus der 1. Ehe Anna Barbara Taubenhahns – zum Erben des Gutes Hinterwalde im Kirchspiel Mahnsfeld wird, das zuvor dem Amtmann Christian Ankermann gehörte.
Weitere Informationen zu diesen Familien sind hier zu finden!
Und auch vor vielen Jahren habe ich schon über Christian Ankermann geschrieben.