Auch in meiner Familie gab es sie – Auswanderer, die Familien und Heimat verließen, weil sie sich irgendwo in der Welt bessere Lebensbedingungen erhofften.
- Carl Ludwig Gegner z.B. zog es – nachdem er in Bartenstein eine Lehre zum Kunstgärtner absolviert hatte – von Ostpreußen aus nach Dänemark. Er heiratete in Kopenhagen und gründete dort eine Familie.
- der (um 1835 oder 1846) in Konnegen bei Heilsberg geborene Carl FERDINAND Ankermann – lt. Namensregister des KB der ev. Kirche von Heilsberg wurde in beiden Jahren ein Carl Ferdinand Ankermann getauft; Kirchenbücher existieren aus dieser Zeit nicht – ist ein Bruder meiner Ur-Ur-Großmutter JOHANNA Louise Tugendreich Ankermann. Er wanderte in die USA aus – leider konnte ich seine Spur bislang nicht verfolgen. Am 1.11.1872 reist ein Ferdinand Ankermann, 26 Jahre alt, mit der Hansa von Deutschland in die USA (Hamburg Passenger List) – ob er das ist?
- zwei Söhne des in Torgau geborenen Friedrich Wilhelm Müller (Bruder meines Ur-Ur-Großvaters CARL Friedrich August Müller), der 1865 geborene Friedrich Wilhelm Müller und sein 1863 geborener Bruder Georg Gottschalk Müller wanderten in die USA aus. Auch von ihnen weiß ich leider gar nichts.
Bei der Beschäftigung mit dem Thema ‚Auswanderer‘ enteckte ich dieses interessante Projekt – eine Zusammenarbeit der Uni Berlin mit der Forschungsbibliothek Gotha. Es werden Briefe von Auswanderern nach Nordamerika gesammelt und ausgewertet.
‚Auswandererbriefe sind eine unersetzliche Quelle für die Kultur- und Alltagsgeschichte der Auswanderung. Die Freie Universität Berlin in Zusammenarbeit mit der Forschungsbibliothek Gotha sucht Briefe, die von deutschen Auswanderern aus Nordamerika geschrieben wurden. Die bisher größte deutsche Sammlung (7.000 Briefe) in der Forschungsbibliothek Gotha soll ergänzt und komplettiert werden‘ ist auf der Seite zu lesen …und an anderer Stelle: ‚Auswandererbriefe vornehmlich einfacher Menschen sind eine durch nichts zu ersetzende, zentrale Quelle für die Kultur- und Alltagsgeschichte der Migration, aber auch für die Sozial-, Mentalitäts- und Sprachgeschichte‘.
what a very interesting site!
Torgauer Auswanderer und der kalifornische Goldrausch 1848 -54
„In den ersten Januartagen des Jahres 1851 rasteten mehrere Trupps Männer, Frauen und Kinder bei anhaltender Regenzeit im Randgebiet der Steppe von Kalifornien. Goldgräber aus Deutschland waren es und darunter auch einige aus Torgau. Abenteuerlust oder Not hatte sie hierher getrieben. Das Goldland, was sie zugewiesen erhielten, war bereits leer. 1850 hatten sie Torgau mit einem Elbdampfer verlassen. Müller Dietze mit Frau, Tochter und Sohn, Tuchbereiter Wolf ohne Frau und Kinder, Müllergeselle Endol, der ledige Sohn des Müllers Schmidt. Dietze hatte Kleidung, Geräte und zwei Zelte sowie einen zerlegten Einspänner in Kisten verpackt. Nach sieben Monaten waren sie am Ziel. Trotz der nun bekannten Unsicherheit im gelobten Land folgten noch mehr Torgauer …“
Die Informationen über die Goldfunde waren bis hierher gelangt. Einige Torgauer Familien verkauften ihre Grundstücke, um mit dem Erlös die Reise zu finanzieren. Über 7 Monate dauerte die gefahrvolle Reise – ab Hamburg über den Atlantik, dann zu Fuß oder per Treck in Richtung San Franzisko – eine menschliche Meisterleistung über 2000 Meilen.
(Recherchen bzw. Auswandererbriefe, persönliche Kontakte in die Staaten (meine Verwandten wanderten nach Phoenix/Arizona aus)
“Das Gold der Sierra Nevada“, AAVAA-Verlag Berlin, Abenteuer, 2012.
“The gold of the Sierra Nevada “, AAVAA publishing house Berlin, adventure, 2012. ISBN 978-3-86254-970-2
Ausgewandert, auch „edler Ziele“ wegen
Oft werden Hungersnöte in Germany als Auswanderungsgrund genannt. Fernweh, Abenteuerlust oder Forscherdrang könnte jedoch dominierend gewesen sein. In alten Chroniken ist sogar vom “Verfolgen edler Ziele“ die Rede. F. Gerstäcker lebte z. B. mit Huntern, Trappern und Ureinwohnern zusammen und gewann so Stoff für seine Bücher – kein Einzelfall! Schon mit 21 Jahren, also 1837, reiste er in die Staaten u. jobbte als Jäger, Farmer, Matrose, Koch und man höre und staune, als Schokoladenbereiter – etwas abseits der Mentalität des Betreffenden. Seine und auch Coopers Erzählungen inspirierten so manchen Abenteurer, nach Texas oder eben in die Schürfgebiete am Sacramento-River auszuwandern.
In Tageblättern des 19. Jh. liest man: „Hungerleider haben nichts – womit wollen
sie denn auswandern!“ Viele wohlhabende Deutsche verkauften Haus und Hof, um sich mit dem Erlös aus Deutschland abzusetzen. In Auswandererbriefen ist von Leuten „einfacher Stände“ die Rede, die in Deutschland gut lebten und es in der Neuen Welt zu mehr Erfolg brachten.
Die Auswanderung war genehmigungspflichtig schon wegen der Wehrpflicht. Torgauer Kreisblatt Nr. 14 v. 8. 04., Jahrgang 1854: „Die alphabetische Generalliste der zur Aushebung heranzuziehenden Militärpflichtigen ist demzufolge bereits aufgestellt …“
(Militärersatzaushebungsgeschäft v. 13. 04. 1825). Für viele junge Leute war
auch dies Grund genug, die Auswanderung ohne Konsens, also ohne Erlaubnis vorzunehmen.
Im Text vom 3. Juni 2012 habe ich Namen von Auswandererfamilien genannt. Sie stammen aus einem Geschichtsbuch der Stadt Torgau. Auswandererbriefe von diesen Familien sind bisher nicht aufgetaucht, lediglich von anderen Emigranten. Wichtig ist aber zu wissen, was die Auswanderer auf sich genommen haben. Die Reise nach Hamburg war weniger problematisch, aber die Überfahrt über den Atlantik. Wenn einer der Haupthäfen erreicht wurde, begann das nächste Desaster. Genannt ist hier die Reise nach Kalifornien, beginnend im Staate Louisiana über 2000 Meilen zu Fuß und Per Treck zurückzulegen. Auswanderbriefe aus andern Gebieten geben über das Leben auf dem Treck Auskunft – ein besonderes Kapitel. Trecks wurden meist von ortskundigen Einheimischen geführt, dennoch war gegen Viehdiebe, Wegelagerer und Krankheiten kein Kraut gewachsen. Lit.: „Das Gold der Sierra Nevada“, AAVAA.
Die Goldsucher hatten schlechte Karten, denn die Information zu bedeutenden Goldfunden gelangte erst 1849 nach Germany. Die meisten Emigranten hatten sich auch bezüglich der Reisedauer verrechnet. Kaum jemand wusste, dass man, wenn alles gut gehen würde, 7 – 8 Monate benötigen würde. (Je nach Beschaffenheit der Strecke ca. 20 Meilen pro Tag bei 1,6 Km)
Wer 1850 in den Schürfgebieten ankam, hatte Pech – zugewiesene Claims, wenn es sie noch gab, waren längst ausgebeutet, auch Schürfgebiete allgemein. Hinzu kam, dass die Zuwanderer unerfahren waren u. das Schürfen anfangs nicht beherrschten.
Jedenfalls waren einheimische Goldsucher schneller. Auswanderer ließen sich von genanntem Problem nicht schrecken und reisten trotzdem aus. In einer Chronik ist sogar von Torgauern die Rede.
Viel besser gestellt waren Schuhmacher, Schreiner, Zimmerleute, Schneider oder Gastwirte. Auch Veterinäre fassten schneller Fuß.
„Obwohl die Kais schwarz vor Menschen waren, gab es selten rassistische Umtriebe …“
(Aus einem Auswandererbrief) Dies berichtete auch meine Leipziger Verwandtschaft, die aber erst 1928 auswanderte. Probleme zwischen Ureinwohnern und den „Goldsuchermassen“ aus aller Welt steht auf einem anderen Blatt.