In einigen Kirchenbüchern von Pr. Eylau begegnen mir zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit den Begüterungen von Worienen und Wildenhoff ab und zu ‚Burggrafen‚ mit ihren Familien. Diese Burggrafen sind jedoch keine ‚Grafen‚ im eigentlichen Sinne, sondern nichts anderes als Administratoren.
Die meisten ostpreußischen Güter werden – wegen häufiger Abwesenheit der Besitzer – durch Administratoren verwaltet. Später werden die Güter oft verpachtet und von Generalpächtern bewirtschaftet.
In Worienen wird von 1709 bis 1723 Johann Müller als ‚Burggraf‚ genannt. Er taucht mehrfach unter den Paten der Kinder von Gutsbesitzern innerhalb des Kirchspiels auf – u.a. am 17.10.1718 bei der Taufe von Sophia Elisabeth von Tettau, einer Tochter von Julius Christoph von Tettau, Hauptmann u. Erbherr auf Wokellen. Johann Müller stirbt in Worienen im Juli des Jahres 1723.
Seine Ehefrau, ‚Burggräfin Catharina Louisa Müllerin‚ verstirbt im November 1741. Als Patin ihrer am 24.8.1722 in Eichhorn getauften Tochter Tugendreich Wilhelmina Müller wird u.a. ‚Frau Burggräfin Seelin von Wildenhoff‚ aufgeführt. Bereits 1703 als Patin im KB von Eichhorn verzeichnet ist ‚Frau Catharina Seelin, Burggräfin von Worienen‚.
‚Frau Catharina Seelin, Burggräfin von Worienen‚ wird 1674 geboren als Catharina Bogdahn. Sie ist eine Schwester meines Vorfahren Adam Bogdahn aus Kohsten. Catharina heiratet 1703 in Eichhorn also keinen Adeligen, sondern den Administrator Johann Seel. Offenbar existiert eine verwandschaftliche Beziehung zu dem damaligen Pastor von Kl. Dexen. Einer der Paten der 1705 in Worienen geborenen Tochter Anna Dorothea Seel ist ‚Herr Johann Eberhard Seel, Pfarrer von Dexen‚. Und 1711 sind gemeinsam als Paten in Eichhorn verzeichnet: ‚Herr Johann Eberhard Seel, Pfarrer von Dexen‚ und ‚Frau Seelin, Kornschreiberin von Wildenhoff‚.
Bereits am 11.4.1693 lässt Abel von Tettau, der Erbherr von Wokellen, in Eichhorn seinen Sohn Christophorus taufen. Pate ist u.a. auch ‚Herr Reinhold Seel, Burggraf zu Wildenhoff‚. 1715 heißt der Burggraf von Wildenhoff ‚Johann Seel‚. Da der o.g. Johann Seel nach 1705 nicht mehr in Worienen genannt wird, ist er vermutlich identisch mit dem 1715 in der Begüterung Wildenhoff erwähnten Burggrafen desselben Namens.
Nach 1750 taucht die Bezeichnung ‚Burggraf‚ im Kirchspiel Eichhorn nicht mehr auf.