Ein Kanal von Gallehnen nach Worienen …

Mit der Begüterung Worienen im Kreis Pr. Eylau habe ich mich lange und intensiv beschäftigt – so intensiv, dass letztlich sogar ein Buch daraus wurde … Teile dieses Beitrags habe ich dem Buch entnommen.

Eine Mühle existiert in Worienen bereits um 1437. Auch in der Verleihung der Begüterung an Fabian von Lehndorf (1558) wird diese Mühle erwähnt. Sie befindet sich zunächst in unmittelbarer Nähe des späteren Schlossgebäudes – am sogenannten „Winterteich“, der damals noch „Mühlenteich“ hieß.

Von den ehemaligen Woriener Bewohnern wurde dieser Teich nicht „Winterteich„, sondern “Widderteich“ genannt. Er wird jedoch auch in den Gutsakten als „Winterteich“ bezeichnet. Wie dieser Namenswechsel zustande kam, ist nicht bekannt – allerdings haben die Bewohner nach dieser Änderung offenbar nach Erklärungen für die Benennung gesucht. So erzählte man sich, dass das Wasser beim Bau der Schlossanlage mit Hilfe eines Widders in den Wasserturm gepumpt worden sei und dass daher der Name „Widderteich“ stamme.

Das Symbol der Schleuse kann man im obigen Messtischblatt gut erkennen

Den Gutsakten (Staatsarchiv Olsztyn, Best. 383/55, Grundakten der im Haupt Amte Preusch Eylau gelegenen Worienenschen Ritter-Güter) kann man entnehmen, dass diese Mühle im Laufe der Zeit mehrfach erneuert und zeitweise gar nicht betrieben wird. Erst unter Mathias Christoph von Bredow (Gutsbesitzer von Worienen in der Zeit von 1724-1763) wird an anderer Stelle eine neue Mühle erbaut und betrieben. Diese befand sich „auf dem Felde, links am Wege von Worienen nach Polassen.“ (Gutsakten).

Der alte Mühlenteich am Hofe wird fortan zur Fischzucht genutzt.

Von 1763 bis 1833 befindet sich die Begüterung Worienen im Besitz der Familie von Domhardt. Erster Besitzer ist der damalige Kammerpräsident und spätere Ober-Präsident sämtlicher preußischer Kammern (Königsberg, Gumbinnen und Marienwerder) Johann Friedrich von Domhardt.

Bei Übernahme der Begüterung durch Johann Friedrich von Domhardt ist die Mühle baufällig und nicht mehr zu verwenden. Der Ober-Praesident von Domhardt ließ also im Jahre 1764 die … oberschlächtige Mahl-Mühle von zwey Gängen und eine Schneide-Mühle an dem großen Teiche anlegen, und weil es dieser Mühle an Waßer fehlte, so aquirirte er das an den Preusch. Eylauschen Müller Keiter ausgethane Königliche Amts-Vorwerk Gallehnen von diesem…“ (Anmerkung: dieser Müller Keiter – zeitweise Keyter, aber auch Kieter geschrieben – der Kaufvertrag wird im Dezember 1771 geschlossen).

Johann Friedrich von Domhardt lässt vom Vorwerk Gallehnen aus einen Kanal durch den Mohrbruch bis nach Worienen ziehen und – zur Aufstauung der Elm – in Gallehnen eine StauSchleuse mit einem Überfall anlegen, so dass das aufgestaute Wasser der Elm in den Kanal treten und der neuen Mühle zufließen muss. Durch Ableitung werden auch die Wiesen bei Glomsienen und Dörsen, die im Sommer häufig überschwemmt sind, vom Wasser befreit. Anschließend verkauft Domhardt das Vorwerk Gallehnen für 1000 Rthlr an den Oberamtmann Kirschstein.

Das Vorwerk Gallehnen (Quelle: Bildarchiv Ostpreußen)

Domhardt übernimmt die Kosten für die ständige Unterhaltung der Stau-Schleuse, Kirschstein aber „für sich, seine Nachkommen und künftige Besitzer des Vorwercks Gallehnen . . . . die Räumung des Canals in den Gallehnschen Grentzen, die Erhaltung und Wiederherstellung des Grund-Stockes und bey einem neuen Bau der Stau-Schleuse die Gestellung einiger Erd- und Lehm-Fuhren zur Hälfte“. (Gutsakten)

Diese Vereinbarung wird jedoch nicht eingehalten.

Um 1790 gehört das Vorwerk Gallehnen dem damaligen Erbherrn von Worlack Ludwig Friedrich Ferdinand von Beguignolle. Und wieder gibt es Probleme mit der Unterhaltung des Kanals und somit auch mit der Wasserversorgung der Woriener Mühle.

Ausschnitt aus den Gutsakten

Ludwig Friedrich von Domhardt (Sohn und Erbe von Johann Friedrich von Domhardt) notiert 1792 persönlich in den Grundakten: „Im Sommer des vorigen Jahres hat der jetzige Erb Pacht Besitzer des Vorwercks Gallehnen Lieutnant Beguignolle die Erfüllung seiner Obligenheiten verweigert und er hat deshalb bei der Königlichen Regierung rechtlich belanget werden müssen; hier schwelet der Proceß in der ersten Instantz und soll nach dessen gänzlicher Entscheidung, wahrscheinlich in der dritten Instantz hier das Nöthige eingeschaltet, auch der Weg angezeiget werden, auf dem der Worienschen Mühle ohne große Kosten das nöthige Mahl Waßer zuzuführen, ohne so wenig die Gallehnensche als irgend eine andere Grentze zu berühren“. (Gutsakten)

Letzlich kauft Ludwig Friedrich von Domhardt das Vorwerk Gallehnen wieder zurück. Er berichtet: „Ich habe dieses Vorwerk am 15. November 1792 . . . an mich gekauft und damit dem Proceß ein Ende gemacht. Denen Worienschen Güthern ist es wegen der Mühle und wegen seines vielen und guten Heuschlages unentbehrlich. Noch ist es sehr deteriosieret und die oeconomische Gebäude sind äußerst baufällig. Ich werde es succesive melioriren und die Gebäude, so wie es nöthig und die Umstände es gestatten, neu bauen oder reparieren laßen.“ (Gutsakten)

Auszug aus den Vasallen-Listen 1823

Um 1835 ist Gallehnen im Besitz des Amtmanns Valentini auf Henriettenhof.

Vom Jahre 1728 an werden im Kirchenbuch durchgängig Müller, Müllergesellen bzw. Pächter oder Besitzer der Woriener Mühle genannt. Als solche konnte ich ermitteln:

Auszug aus meiner Chronik von Worienen

Der Müllermeister Friedrich Westphal, der die Woriener Mühle von 1818 bis 1826 betreibt, ist mein Ur-Ur-Ur-Großvater. In dieser Zeit werden dort von seiner Ehefrau Anna Carolina Gutt vier Kinder zur Welt gebracht – u.a. auch mein Ur-Ur-Großvater Johann Carl Westphal.

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