II. Die Zeit nach 1837
Nach dem Ende der Ära der Familie von Kreytzen wechseln die Adelig Peistenschen Güter mehrfach den Besitzer. Im Jahre 1837 werden sie aus wirtschaftlichen Gründen zur Subhastation ausgeschrieben. Der Wert wurde 1835 auf 115. 373 Taler geschätzt. Zusammen mit seinem Schwager, dem Hauptmann Albert von Kortzfleisch ersteigert der Leutnant Ernst von Wedell die Begüterung nun für 85.ooo Taler.
Teile der Begüterung werden sofort weiter verkauft – und zwar wird das Gut Egdeln ‚mit dem Egdelschen Walde und dem Eichberge von Egdeln, jedoch ohne den zu Egdeln veranschlagten Rohrteich‘ für 4.400 Rthl verkauft an den Ökonomen Friedrich Wilhelm von Sacksen – das Gut Sienken ‚mit der Sienckenschen Heide, der nassen Nutzung des Sienckenschen Teiches sowie der trockenen Nutzung desselben in jedem dritten Jahr und mit dem Bauerndorfe Grauschienen jedoch unter Vorbehalt des Schankverlagrechts in diesem Dorfe für Groß Peisten‘ für 5.600 Rthl an den Gutsbesitzer Friedrich Wilhelm Bleyer.(Quelle: Grundbuch von 1836)
Im Juni 1840 gibt der damalige Landrat von Heyden im Kreisblatt bekannt, dass der Besitzer Ernst von Wedell beabsichtige, am Steinfluss ‚unterhalb der Brücke im Wege nach Weskeim‘ einen Eisenhammer anzulegen
Schon vor 1845 befinden sich die Peistenschen Güter im Besitz des Leutnants und Barons Hugo von Esebeck (*1818), der verheiratet ist mit Anna von Schön, einer Tochter des Geheimen Staatsministers Theodor von Schön.
Am 16.4.1846 wird in der Kirche von Gr. Peisten Ernst Carl Hermann Burchardt von Esebeck getauft, ein Sohn des Barons Hermann von Esebeck und seiner Ehefrau Laura von Studnitz. Zu den Paten gehören u.a. Herr Baron Hugo von Esebeck und Herr Landrat von Heyden auf Nerfken.
Am 17.10. 1847 wird in Gr. Peisten die Taufe von Friederike Caroline Clara Johanne von Esebeck gefeiert, einer Tochter des Leutnants Carl von Esebeck und seiner Ehefrau Therese von Stülpnagel. Als Paten werden Herr von Oldenburg auf Beisleiden und Madame Gützlaff von Worienen genannt.
Um 1848 befinden sich in Gr. Peisten 27 Gebäude und 346 Einwohner – in Kl. Peisten 2 Gebäude mit 71 Einwohnern (Quelle: Schlott)
Nachrichten aus der Zeit des Herrn von Esebeck
Nächster Besitzer der Adelig Peistenschen Güter wird der Sagen umwobene Eisenbahnkönig Bethel Henry Strousberg. „In den Jahren 1864 bis 1870 erwirbt Strausberg in Deutschland und Österreich-Ungarn zahlreiche Landgüter mit einer Größe von insgesamt 47. 300 ha. Hiervon entfallen in Ost- und Westpreußen über 10 000 ha; in Ostpreußen sind im Kreise Preußisch Eylau die Rittergüter Groß Peisten, Egdeln, Schwadtken, Sienken, Worienen und Wiecherts in Strausbergs Besitz.“ (Hermann Pölking, Ostpreußen, Biographie einer Provinz, S. 252)
Nachrichten aus der Zeit des Herrn Strousberg
Bethel Henry Strousberg „baute viele Gebäude neu und stockte auch das Gutshaus Gr. Peisten etwa 1866 auf; steckte auch sonst viel Geld in sein Gut. 1871 gab es in Gr. Peisten allein 27 Wohnhäuser und 332 Einwohner. Mit allen 11 Vorwerken: Egdeln, Kattlack, Kl. Peisten, Schwadtken, Sienken, Wangnick, Wiecherts, Ziegelei Papperten, Mühle Raaben, Papiermühle Finken und Waldhaus Wangnick waren 53 Wohngebäude, 150 Haushalte und 878 Einwohner, darunter 18 Katholiken, vorhanden“. (Horst Schulz, Die Städte und Gemeinden der Kreises Pr. Eylau; S. 432)
Wie alle anderen Besitzungen bleiben auch die Peistenschen Güter nicht lange im Besitz von Bethel Henry Strousberg. 1875 wird er in St. Petersburg verhaftet und wegen Anstiftung zu Kreditvergehen und Bestechung in Moskau angeklagt und schuldig gesprochen.
Im Jahre 1876 befinden sich sowohl Worienen als auch Groß Peisten im Besitz der Berliner Disconto-Gesellschaft, einer der größten deutschen Bankgesellschaften, von der Strousberg unter Verpfändung seiner gesamten Güter sowie seiner Grundstücke in Berlin und Wien einen immensen Vorschuss erhalten hatte.
1877 ist die Begüterung Gr. Peisten bereits im Besitz von Familie Strüvy . Durch den Verkauf der Vorwerke wird der Besitz zunächst wesentlich verkleinert – allerdings ändert sich der Umfang des Besitzes im Laufe der Zeit immer mal wieder. Letzter Besitzer vor dem Krieg ist Wilhelm Strüvy (1886-1962). Im Jahre 1932 ist er „Herr über Gr. und jetzt auch Kl. Peisten, Worlack mit Wotterlack und Powarschen … Dazu gehörte eine Mahl- und Schneidemühle, eine Brennerei, Kalksandstein-Fabrik und ein eigener Remontemarkt wie auch die Zucht des Deutschen Edelschweines und die Schafzucht.“ (Horst Schulz, Die Städte und Gemeinden der Kreises Pr. Eylau; S. 433)
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Das ist immer schön zu lesen blos es geht nicht um meine Vorfahren. 🙂 Mein Robiller Opa ist in Pr. Eylau geboren und eines Tages musst Du mir weiteres über den Hintergrund erzählen. Sein Vater war Gerbermeister dort.