‚Gott lob! daß wir ihn loß seyn‘.

Christoph Albrecht Weber wird am 29.9.1725 in Langheim geboren. (Quelle: Daniel Heinrich Arnolds ‚Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandenen Predigern‘). Zunächst ist er Lehrer an der Kneiphöfschen Schule in Königsberg – anschließend kommt er als Adjunkt des Pastors Andreas Perschke in die ostpreußische Stadt Landsberg, wird ab 1745 dessen Nachfolger und auch sein Schwiegersohn.

26 Jahre lang übt Christoph Albrecht Weber das Pastorenamt in Landsberg aus – 1780 verlässt er die Stadt, um das Pfarreramt in Eichholz im Kreis Heiligenbeil zu übernehmen. Dort soll er am 29.1.1792 verstorben sein. (Quelle: Daniel Heinrich Arnolds ‚Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandenen Predigern‘)

Der Umzug des Pfarers von Landsberg nach Eichholz wird begleitet von viel Aufregung und Ärger – der Ärger ist so groß, dass der Landsberger Richter Paulien am 22. Mai 1780 über Pfarrer Weber sagt: ‚Dieser Mann findet Vergnügen(,) sich bis an sein Lebensende zu zancken, Gott lob! daß wir ihn loß seyn

Während der Umzugsvorbereitungen beobachten der Ober-Kirchenvorsteher Johann Weyde, die Kirchenvorsteher Drell, Casimir und Krieger, dass der Pfarrer im Pfarrgarten ’sein Unwesen treibt‘. Sie berichten dies dem Landsberger Magistrat, der sich pflichtgemäß an den Lehnspatron der Stadt Landsberg – den Reichsgrafen von Schwerin auf Wildenhoff – wendet. Dieser wiederum kontaktiert den.König.

3 Monate lang – von Anfang Mai 1780 bis Ende Juli 1780 – herrscht reger Schriftverkehr zwischen allen Beteiligten und letztlich wird gegen Christoph Albrecht Weber eine Klage eingereicht. In der Klageschrift werden sämtliche Vergehen des Pfarrers ausführlich beschrieben. Hier einige Auszüge daraus:

Der Graf von Schwerin beklagt ‚die üble Gebahrung dieses Mannes‘ … Pfarrer Weber, der bei seinem Abzuge sich weigerte, sowohl die in Händen habende Vocation heraus zu geben, als auch sellbst die Taufbücher und andere zur Kirche gehörige Nachrichten, …. hat bis hirher mir in der betrübte Lage gebracht, daß ich die Pfarrer Stelle in Landsberg noch nicht besetzen können, da mir diejenige Vocation ermangelt, nach welcher ein andrer Prediger berufen werden soll. (Anmerkung: Vokation bezeichnet im evangelischen Kirchenrecht die kirchliche Berufung in ein geistliches Amt)

Christoph Albrecht Weber nimmt aber nicht nur diverse Unterlagen mit nach Eichholz, sondern verwüstet vor seinem Abzug auch den Garten des Landsberger Pfarrhauses. Der Graf berichtet: ‚Die umgehauenen Eschen, Castanien Bäume, so in dem innern Garten der Widdem gestanden, hat er zu Bretter schneiden und sie wegfahren laßen wollen, wenn nicht durch die Wachsamkeit der Kirchen Väter die Sache verlautbaret worden wäre, und die an den Magistrat von mir geschehene Ansuchung, daß dieses alles mit Arrest beleget werden möchte, angekommen gewesen.

Auflistung der von Pfarrer Weber abgehauenen Bäum

‚Als Lehnspatron der Stadt und Kirche Landsberg kann ich unmöglich bey diesem erheblichen Vorgange gleichgültig bleiben‘ – der Graf weist darauf hin, dass die Pfarrhuben, die Gebäude und auch dieObst- und Geküch-Gärthenzum Unterhalt der Pfarrer zählen und also auch für den künftigen neuen Pfarrer nutzbar sein müssen.

Als der Glöckner und die Kirchenväter den Pfarrgarten kontrollieren, werden sie vom Pfarrer wüst beschimpft Auch dies erwähnt der Graf von Schwerin in der Klageschrift. Dort heißt es: ‚in welcher Art Pfarrer Weber die Kirchenväter, und den Glöckner behandelt, sie mit den Namen Ochsen und Reckel (=Flegel) beleget, und als diese ihm erwiederet, daß sie es auf Geheiß thun müßten, hat er ihnen abermahls gesagt, daß ein Ochse und Reckel wie der andere wäre‘.

Nach Abzug von Pfarrer Weber wird das Pfarrland übergangsweise von den Kirchenvätern bewirtschaftet und Kaplan Jacob Neumann übernimmt ‚willig und gern während der Prediger Vacance die Verrichtung des Dienstes‘. Der 1740 in Landsberg geborene Jacob Neumann – ein Sohn Landsberger Kantors Gottfried Neumann und seiner Ehefrau Barbara Sophia Goßky (Goski) geb. Schultz – wird schließlich auch der Nachfolger von Christoph Albrecht Weber.

Man findet die Akte des Königsberger Etatsministerium mit dem gesamten Schriftverkehr als Digitalisat des Staatsarchivs Olsztyn.

Auch in folgenden Berichten werden ostpreußische Pastoren und ihre Familien erwähnt:

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.