Digitale Schriftkunde

Ein tolles Projekt! Anhand ausgewählter Quellenbeispiele aus den Beständen der bayrischen Staatsarchive, die aus verschiedenen Epochen stammen und mit Entzifferungshilfen und Transkriptionen aufbereitet wurden, wurde eine großartige Übungsplattform zur Entzifferung deutscher und lateinischer Handschriften geschaffen. Da wird so mancher Hobby-Genealoge sicherlich begeistert sein!

Durch ein Anklicken des Bildes sollte man dort landen!

DigitaleSchriftkunde

 

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Albrechtsdorf, Pr. Eylau – Wolhynien – USA

Ohne das Internet, viele Unterlagen und ohne ein wenig Phantasie wäre dieses Rätsel so schnell wohl nicht zu lösen gewesen …

Vor etwa einer Woche erreichte mich eine Anfrage aus den USA, in der es um eine Familie GNOSS ging, die möglicherweise aus dem Kreis Pr. Eylau stammen könnte, dann nach Wolhynien gezogen war und deren Nachfahren von dort aus in die USA ausgewandert waren. Zum ersten Mal habe ich mich deshalb mit den deutschen Siedlern in Wolhynien befasst.

‚Wenn von Wolhyniendeutschen die Rede ist, meint man gewöhnlich jene Gruppe von Deutschen, die vom 19. Jahrhundert bis zum 2. Weltkrieg in Wolhynien ansässig waren. Von entscheidender Bedeutung für das Deutschtum in Wohlynien waren die Ereignisse der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts. In Polen wurde der 2. Aufstand gegen Russland vorbereitet und es entstand eine Unruhe unter den dortigen Deutschen, noch mehr als 1831. In Russland wurde 1862 die Befreiung der Bauern von der Leibeigenschaft von Zar Alexander II. durchgeführt.

Die Gutsbesitzer verloren ihre billigen Arbeitskräfte, die Wälder brachten wenig ein, und die Wirtschaft stand vor dem Ruin. Die einzige Rettung sah man in dem Verkauf und der Verpachtung von Ländereien an deutsche Kolonisten. Man schickte Scharen von Werbern nach Polen und Deutschland, und die russische Regierung unterstützte diese Aktion. Die Werbung hatte Erfolg, und tausende von Siedlern strömten aus Polen und Deutschland ein. Die meisten kauften das Land zum Preise von 11 bis 16 Rubel für den Hektar, weniger Bemittelte wurden Pächter. Sie ließen sich in der Wolhynischen Polessje der Kreise Shitomir und Nowogradwolynsk nieder und gründeten die sogenannten Waldkolonien um das spätere Kirchdorf Heimthal. Auch bei Rowno entstand eine Gruppe neuer Kolonien und in anderen Kreisen ebenfalls‘. (Heimtal, Heimthal, Stara Buda, russ. Старая буда [staraja buda] oder Старая-Буда; ehemals Karolinka, russ. Каролинка; heute ukr. Ясенівка [jasseniwka], russ. Ясеновка [jassenowka]) Quelle: Die Wolhyniendeutschen

Zu diesen Auswanderen nach Wolhynien, die sich in Heimthal und der Umgebung ansiedeln, gehören auch mehrere Mitglieder einer Familie Gnoss aus dem Kreis Pr. Eylau.

Wilhelm Gnoss wird am 26. Januar 1812 in Müggen, im Kirchspiel Eichhorn, als Sohn des Instmanns Johann Christoph Gnoss und dessen Ehefrau Erdmuth Damerau geboren. Als einer seiner Taufpaten wird mein Ur-Ur-Ur-Großvater, der Eichhorner Leinewebermeister und Krüger Ernst Wilhelm Gegner im Kirchenbuch genannt. (Er ist der Ehemann von Regina Elisabeth Gnoss, einer Schwester von Christoph Gnoss).

Anders als sein Vater erlernt Wilhelm Gnoss ein Handwerk und wird Schneider. Mit 24 Jahren heiratet er in Albrechtsdorf die Schneidertochter Anna Dorothea Erdmann und bekommt mit ihr – in den Jahren von 1836 bis 1850 – 8 Kinder, von denen vier bereits im Kleinkindalter versterben. Im August 1850 verstirbt auch Wilhelms Ehefrau. Nur wenige Monate später heiratet er erneut. Seine zweite Ehefrau wird Henriette Scheffler aus Albrechtsdorf, die 15 Jahre jünger ist als Wilhelm selbst.

Weitere 5 Kinder kommen in Albrechtsdorf zur Welt – auch zwei dieser Söhne überleben das Kleinkindalter nicht.

Zwischen 1867 und 1877 verlassen einige Familienmitglieder die Heimat, und zwar die älteste Tochter Caroline Friederike aus Wilhelms erster Ehe mit ihrem Ehemann Carl Wilhelm Langhans sowie die drei noch lebenden Kinder aus zweiter Ehe: HeinrietteRobert und Marie Louise. Wilhelm Gnoss begleitet seine Kinder und zieht gemeinsam mit ihnen in die Fremde. Die Gnoss-Kinder gründen in Wolhynien Familien.

 Am 16. Mail 1879 verstirbt Wilhelm Gnoss in Heimthal im Alter von 67 Jahren.

Die Originale der Kirchenbücher von Heimthal befinden sich im Staatsarchiv von St. Petersburg. Sie wurden bereits ‚bearbeitet‘ – im Internet finden sich Namenslisten  – und auch in der Datenbank der Mormonen sind die Namen und Daten einer Reihe von Wolhyniendeutschen zu finden. Aber hier ist wirklich Phantasie gefragt! Unten sieht man zum Beispiel die Angabe des Geburtsorts von Wilhelm Gnoss – eigentlich sollte es wohl ‚Müggen bzw. Miggen bei Eylau‚ heißen!

Gnoss_Heimthal

‚Ende des 19. Jh. führte die hohe Geburtenrate unter den deutschen Kolonisten (in Wolhynien) zu einer Landverknappung (infolge der Erbteilungsregelung konnten die immer kleiner werdenden landwirtschaftlichen Flächenanteile die Familien nicht mehr ernähren); die Folge war eine Auswanderungswelle nach Sibirien und in den fernen Osten, auch nach Canada, in die USA und nach Brasilien; die Namen der dort neu gegründeten Kolonien sind vielfach mit denen in Wolhynien identisch; so entstand die sehr eigene Identität der Wolhyniendeutschen – nicht nur in Deutschland‘. (Quelle: Begegnung mit Wolhynien)

1891 wandert auch ein Teil der Gnoss-Familie in die USA aus und wohnt fortan in Waupaca County, Wisconsin. Auf dem Foto ist die noch in Albrechtsdorf zur Welt gekommene Marie Louise Gnoss mit ihrem Ehemann Gustav Steinbach zu sehen.

Gustav Steinbach u. Marie Louise Gnoss

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Die Lieblingsspeisen der Ostpreußen

Nach einer zweimonatigen Reise durch Ostpreußen schreibt der ‘königlich prinzliche Domainen-Kammerrath’ Ludwig Avenarius im Jahre 1829 nicht nur über die Beschaffenheit der dortigen Begüterungen und landwirtschaftlichen Verhältnisse, über Charakter und Sitten der Bewohner, sondern auch über ihre Lieblingsspeisen:

‚Ich muß hier noch einiger Lieblingsspeisen, ich möchte fast sagen, National-Speisen der Ostpreußen erwähnen. In Litthauen, Massuren und fast ganz Ostpreußen wird nächst den grauen Erbsen vorzüglich die rothe Rübe (beta vulgaris oder rother Mangold) gebauet und aus ihr ein National-Gericht, Bartsch genannt, bereitet,welches mit den grauen Erbsen im gleichen Ansehen stehet und eine Lieblingsspeise im Spätherbste und Winter ist.

Beta_vulgaris

 – Das Bild wurde übernommen aus Wikipedia –

Die rothen Rüben werden nämlich gereinigt, große, oder ganz große einmal gespalten, in eine Tonne gelegt, welche mit Sauerteig ausgestrichen ist, und dann mit Wasser überschüttet. Man läßt auch wohl einige kleine Blätter an der Rübe sitzen. Nach einiger Zeit geräth die Masse in Gährung, welche sich nach und nach verliert, und die Rüben sind zur Bartschbereitung fertig. Soll nämlich das Gericht bereitet werden, so werden die rothen Rüben zum jedesmaligen Bedarf herausgenommen und in eckige kleine Stückchen gehackt, welche etwa den Inhalt eines Waizenkorns haben, oder noch etwas größer sind. Diese kocht man nun auf verschiedene Art; selbst auf den Tafeln der Reichen erscheinen sie oft mit Boullion gekocht und ergeben eine blaßrothe Suppe, welche das Ansehen einer Suppe von Rothwein und Sago hat, aber an Geschmack sehr von ihr verschieden ist, und von den Ostpreußen sehr gern gegessen wird. Fremde indessen wollen dem Bartsch ebenso wenig Geschmack abgewinnen, als den grauen Erbsen.

Außerdem wird der Weißkohl, in der Landessprache dort – wie auf dem Harze und einem Theile Thüringens – Kums oder Kumst genannt (Brassica oleracea capitata) in großer Menge gebauet. und dient dem Landsmann, nächst den grauen Erbsen und Bartsch, zum Haupt-Nahrungsmittel, wie er im benachbarten Rußland und Polen mit dem Spanferkel das Hauptgericht ist. Auch ziehet man, jedoch sparsamer, den grünen Wirsing oder Savoyer Kohl (Sabanda).

Quelle: Ludwig Avenarius: ‚Beiträge zur nähern Kenntniß der Provinz Preußen, besonders Ostpreußen, vornehmlich in landwirtschaflicher Hinsicht, nebst Vorschlägen zur Verbesserung der Landwirthschaft dieser Provinz‘;  Erfurt 1829

Ludwig Avenarius kauft 1830 das Gut Orschen, Pr. Eylau – ganz in der Nähe meiner ostpreußischen Vorfahren.

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Lehrer aus dem Kirchspiel Eichhorn, Pr. Eylau

Wenn man sich intensiv mit den Familien eines bestimmten Kirchspiels beschäftigt (so wie ich seit einigen Jahren mit den Bewohners des Kirchspiels Eichhorn,Pr. Eylau), ist es interessant, wenn sich – abgesehen von den Einträgen in den Kirchenbücher – auch andere Quellen auswerten lassen. Im ‚Verzeichnis der Seminaristen der Lehrerseminare Kl. Dexen u. Pr. Eylau‚ (Sonderschrift des Vereins für Familienforschung in Ost- u. Westpreußen e.V., Nr. 72) tauchen auch die Namen einiger junger Männer aus dem Eichhorner Kirchspiel auf. Sie verlassen ihren Heimatort und beginnen eine Lehrerausbildung. Nach – mehr oder weniger erfolgreicher – Beendigung erhalten sie ggfs. eine Anstellung an einer Schule – manchmal weit entfernt von ihrem Heimatort.

Michael Pahlke wird am 10.9.1799 als Sohn des Bauern und Schulzen Michael Pahlke und dessen Ehefrau Helena Dorothea Lehmann in Kumkeim, im Kirchspiel Eichhorn, geboren.  Michael ist 17 Jahre alt als er  am 1. November 1818 ins Lehrerseminar Kl. Dexen eintritt. Sein Verhalten, seine Fähigkeiten und Fortschritte werden als ‚recht gut‘ bezeichnet. Am 12. Oktober 1820 verlässt er die Ausbildungsstätte, um eine Stelle als Lehrer in Wargienen, im Kirchspiel Kremitten, anzutreten. Im Januar 1821 heiratet Michael Pahlke in Eichhorn Carolina Dorothea Binder, die Tochter des Köllmers sowie Huf- und Waffenschmiedemeisters Friedrich Binder und dessen Ehefrau Elisabeth Kross.

Pahlke_Lehrer

Im Dezember 1822 verlässt Michael Pahlke Wargienen und geht als Lehrer nach Arweiden. Dort wird er Nachfolger von Christian Gottlieb Goettlich, der als Organist nach Otternhagen wechselt.

Auch Wilhelm Weidenberg (in obigem Verzeichnis ‚Widenberg genannt‘) stammt aus Kumkeim, wo er am 7. März 1819 als Sohn des Eigenkätners Christian Weidenberg und dessen Ehefrau Catharina Gnoss zur Welt kommt. Nachdem er bereits im Seminar Kl. Dexen hospitiert hat, tritt er im Januar 1835 ins Lehrerseminar Pr. Eylau ein. Er bleibt dort allerdings nur wenige Monate. ‚Auf die gegen den Vater ausgesprochene Bemerkung, dass W. körperlich und geistig zu schwach sei, ging W. ohne Abschied fort.‘

Ferdinand Jockel wird am 5. September 1820 in Eichhorn geboren. Sein Vater ist der Maurer Ludwig Jockel, seine Mutter Maria Elisabeth Lossau. Am 18.10.1841 tritt Ferdinand ein ins Lehrerseminar Pr. Eylau und ist in der Stadt untergebracht bei Schuhmachermeister Weber. 1843 legt er die Lehrerprüfung mit gutem Ergebnis ab, wird zunächst 2. Lehrer in Ludwigswalde bei Königsberg und anschließend Lehrer in Hussehnen im Kirchspiel Klein Dexen.

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Die Familien Haesloop und Heise in Baltimore

In Maryland siedeln sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts viele deutsche Familien an. Zwischen 1820 und 1860 bilden die Deutschen die größte Gruppe der Einwanderer in Baltimore – um 1860 beträgt ihr Anteil ein Drittel der Gesamtbevölkerung.

Ab 1841 wird in Baltimore wird ‚Der Deutsche Correspondent‚ herausgegeben. Wenn man ein wenig darin stöbert (die Zeitung wurde digitalisiert und kann nach Namen durchsucht werden), findet man Informationen zu vielen aus Deutschland ausgewanderten Familien.

Baltimore

Auch einige Haesloops leben in Baltimore.

Johann Haesloop, der älteste Sohn von Diedrich Haesloop und Adelheid Hohorst wird am 22. Mai 1834 in Flethe geboren. Er verlässt seine Heimat im Alter von 18 Jahren. 1855 heiratet er in Baltimore Maria Eleanora Heise aus Liebenau, eine Tochter von Johann Ludwig Heise und Bertha Magdalene Raba.

Johann und Maria (bzw. John und Mary) Haesloop bekommen insgesamt 10 Kinder. Am 28. Mai 1905 berichtet der Deutsche Correspondent darüber, dass das Ehepaar ‚Häsloop‚ am Tag zuvor ‚im besten Wohlergehen im Kreise ihrer Familie und intimsten Freunde ihr goldenes Hochzeitsjubiläum‘ gefeiert habe.

GoldeneHochzeit_Baltimore

Dem Jubelpaare gingen von Nah‘ und Fern Gratulationen zu und bei der Feier … wurden die Gäste auf das Allerbeste bewirthet. Alle Anwesenden waren besonders ob des rüstigen Aussehens des Jubelpaares überrascht‘.

Zum Zeitpunk der Goldenen Hochzeit leben noch 6 der Kinder des Ehepaars – 17 Enkelkinder sind dazugekommen.

Die Familie von Johann Haesloops Ehefrau stammt aus Liebenau an der Weser. Als Johanns Schwiegervater Johann Ludwig Heise am 29. September 1897 im hohen Alter von 95 in Baltimore verstirbt, berichtet der ‚Deutsche Correspondent‘ am nächsten Tag ausführlich: Heise_Baltimore ‚Einer der ältesten, wenn nicht der älteste Deutsch-Amerikaner Baltimore’s, Hr. Johann Ludwig Heise, ist gestern Morgen in seiner Wohnung, Nr. 2121 Ost-Pratt-Straße, plötzlich gestorben. Hr. Heise war 95 Jahre alt und erfreute sich bis zu seinem unerwarteten Tode der besten Gesundheit. Erhatte sich in den letzten Tagen eine nur anscheinend leichte Erkältung zugezogen, und gestern Morgen um 6 Uhr noch stand er auf und ging im Hause umher. Kurz vor 8 Uhr klagte er über Unwohlsein. Ein Arzt ward gerufen und nur wenige Minuten nach dessen Weggang, um 8 Uhr, war der alte Mann eine Leiche.‘ 

Es folgt eine ausführliche Beschreibung des Lebenswegs von Johann Ludwig Heise: ‚Hr. Heise stammt aus Liebenau an der Weser, Hannover. Er erblickte dort am 16. Juni 1802 das Licht der Welt und erlernte das Schneidergewerbe. Nachdem er als Geselle die deutschen Gaue bereist hatte, heirathete er Frl. Bertha Magdalene Raba aus Bremen und etablirte sich in seinem Heimathsorte als Damenschneider und später, als seine Töchter heranwuchsen, als Spitzenklöppler. In dieser Kunst erreichten die Töchter eine solche Geschicklichkeit, daß Hrn. Heise die Lieferung der Spitzen für die Brautkleider der jungen Königin von Hannover, einer Prinzessin von Sachsen, übertragen wurde.

  • In der Mittelweser-Region wird seit ca. 1750 geklöppelt. „Liebenauer Spitzen“ waren nicht nur an den bäuerlichen Trachtenhauben ein Muss, sondern auch in Königshäusern wurde die hauchfeine, wertvolle Spitze geschätzt.  (Quelle: Mittelweser-Region; Altes Handwerk)

Im Herbste des Jahres 1852 wanderte Hr. Heise nach Amerika aus, nachdem sein ältester Sohn Wilhelm schon einen Monat früher nach der neuen Welt gezogen war, und landete hier in Baltimore, wo auch der Sohn war, nach einer 7 Wochen und 3 Tage dauernden Fahrt mit dem Segelschiffe ‚Mississippi‘ am 13. Februar 1853. Bald darauf ließ er die übrigen Familienmitglieder nachkommen. Er versuchte es anfänglich mit dem Damenschneider-Geschäft, jedoch wollte es hier nicht gehen, und so trat er denn in das Geschäft seines Sohnes Wilhelm ein, welcher in Compganie mit einem Freunde unter dem Namen Heise&Klingmeier an Mc Clallen’s Alley eine Kisten-Fabrik angelegt hatte. In diesem Geschäfte verblieb er, bis er sich seines hohen Alters wegen, vom Geschäfte zurückzog. (Anmerkung: Im Census von 1900 wird auch bei Johann Haesloop als Beruf ‚box maker’angegeben).

Der alte Herr erinnerte sich noch vieler Begebenheiten aus seiner frühesten Jugend. So z.B. der Zeit, als Napoleon der Erste die erste Aushebung in Liebenau vornahm; es wurden damals 30 Mann gezogen, die alle den Feldzug nach Rußland mitmachten; aber nur 3, ein Handelsmann, ein Küster und ein Schmied, kehrten wieder zurück.

Im Jahre 1867, am zweiten Weihnachtstage, starb seine Gattin, und sechs Jahre später heirathete er zum zweiten Male; die zweite Gattin war eine Frau Schutz. Aber auch diese starb schon nach 4 1/2 jähriger Ehe.

Hr. Heise war der Urahn von 118 Nachkommen: 9 Kindern, 45 Enkeln und 64 Urenkeln. Von den 9 Kindern sind noch 5 am Leben, nämlich Frau Marie Haesloop,Frau Meta Steibel, Frau Charlotte Klitsch, Hr. August Heise und Hr. Adolph Heise. Die vier Verstorbenen sind die HH. Wilhelm, Albrecht, Louis und Karl Heise.

In diesem Zusammenhang werden auch die Nachfahren von Johann Haesloop und seiner Ehefrau genannt.

Heise_Haesloop_Nachkommen

Die Liste ist lang – hier folgen alle weiteren Nachkommen:

Heise_Nachkommen

Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht noch, dass sich die von Wilhelm Heise und Partner 1852 gegründete kleine Kisten-Fabrik zu der bekannten Holzhandlung Heise & Bruns entwickelte, in der nicht nur mit Holz gehandelt, sondern in der auch Türen, Fenster und andere Bauelemente gefertigt wurden.  Wilhelm Heise verstirbt 1892. John und Mary Haesloop sterben 1915 bzw. 1911.

Im Übrigen wandern auch einige von Johanns Geschwistern nach Amerika aus und wohnen mit ihm in Baltimore.

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Nachdenklich …

Die Beschäftigung mit der Erforschung und den Lebenswegen der Ahnen führt unweigerlich dazu, auch über das eigene Leben nachzudenken ….

Irmi_1948

Sommer 1948

Auf diesem Bild bin ich erst einige Monate alt. Ich erlebe meinen ersten Sommer im Garten des alten Haesloop-Hauses in der Fresenbergstraße in Bremen-Blumenthal – zusammen mit meiner Mutter und meiner Großmutter. Meine Oma Anna Lisette ist 64 Jahre alt. Nur wenige Monate später – im Februar des darauf folgenden Jahres verstirbt sie.

Ich selbst bin mittlerweile älter als meine Oma Anna Lisette auf  diesem Photo und es dauert nicht mehr lange, bis ich der ältesten noch lebenden Generation angehöre. Meine Eltern sind schon vor langer Zeit verstorben (mein Vater vor mehr als 30 Jahren, meine Mutter vor mehr als 12 Jahren) und nur wenige meiner Freunde und Freundinnen haben noch eine Mutter oder einen Vater ….

Ich erinnere mich daran, wie ich mit meiner Mutter und ihrem Vetter alte Familienphotos sortiert und – nach Angabe der beiden – die Namen der abgebildeten Personen auf der Rückseite notiert habe. Ich selbst hatte einen Teil der Verwandten gar nicht mehr kennen gelernt.

Nun sollte ich wohl auch allmählich beginnen, meine eigenen Unterlagen zu ordnen, Bilder zu beschriften – und vielleicht auch einige Erlebnisse aufzuschreiben. Manches wird meinen Nachkommen (die es hoffentlich noch geben wird 🙂 ) vermutlich seltsam vorkommen –  so wie auch mich einige Begebenheiten im Leben meiner Vorfahren erstaunt haben.

Vielleicht sollte ich erzählen,

  • vom Spielen mit Murmeln auf ungefährlichen Straßen –
  • von den langen Spaziergängen zu Pfingsten, die immer bei ‚Wildhack‘ endeten –
  • vom Leben ohne Telefon, Computer und Fernsehgerät –
  • von ‚guter‘ Butter, die man nicht an jedem Tag zu essen bekam –
  • von den leckeren Krullkuchen bei meiner Oma in der Löhstraße –
  • vom Schwimmen in der Weser und vom Spielen am Weserstrand
  • von meinem Wohnen in möblierten Zimmer (ohne Bad + Toilette eine Treppe tiefer)
  • von der Selbstverständlichkeit, gegen Unrecht zu demonstrieren –
  • von meinem Leben in ‚Swinging London‘ im Alter von 18 Jahren –
  • …….
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Bitte um Lesehilfe – erledigt!

Der Baumschulenbesitzer Friedrich Grunwald heiratet am 14.11.1902 in Eichhorn, Pr. Eylau, Helene Sophia Maria Radtke, die Tochter des damaligen Gutsbesitzers von Zipperken. Vielleicht kann jemand helfen, die Herkunft seines Vaters, des Försters Johann Konrad Grunwald, zu entziffern?

Grunwald_Friedberg

Mit vereinten Kräften haben wir es geschafft – Ehemann von Helene Sophia Maria Radtke wird der Baumschulenbesitzer Friedrich Grunwald in Nächst Neuendorf Kr. Teltow

Vater: Johann Konrad Grunwald in Wickfeld Kr. Friedberg (richtig: Wickstadt) Gräflich Solms-Rödelheim’scher Förster u. Ortsbürger in Rebgeshain Kr . Schotten.

Vielen Dank an alle Helfer!

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Familie Kebbe in Pompicken, Pr. Eylau

Der kleine Ort Pompicken im Kirchspiel Klein Dexen ist über mehrere Jahrhunderte ein ‚Hospitaldorf‚. Das bedeutet, dass die Abgaben der Bauern zur Unterhaltung eines Hospitals verwendet werden – in diesem Fall ist es das Hospital der nahe gelegenen Stadt Zinten.

Pompicken_Lage

„In einem Erlaß vom 24.1.1550 bestimmt Herzog Albrecht ausdrücklich, daß der Zins der Bauern von Pompecken (frühere Schreibweise) dem ‚Hospital von Zinten zur Erhaltung der darin lebenden Armen dienen sollte‘. (Horst Schulz, Die Städte und Gemeinden des Kreises Pr. Eylau; Seite 230)

Nach Horst Schulz heißen die im Jahre 1668 in Pompicken lebenden Bauern: Andres, Arndt, Bartell, Höpner, Pittwaldt und Braxein.

Bei der Durchsicht der frühen Taufeinträge von Klein Dexen – die bereits im Jahre 1607Dexen_1607 beginnen – habe ich die Namen einiger Bewohner von Pompicken notiert, die als Väter oder Paten aufgeführt sind. Nicht immer sind ihre Berufsbezeichnungen angegeben – auch die Namen der Mütter fehlen.

Im Ort wohnen: 1638 Martin Nitsch – Görge Braxein- 1661 Peter Pittwaldt – Andreas Döpner ist 1670 Schulz von Pompicken – 1677 Adam Will, Hirt von Pompicken – Jacob Arendt – 1681 Caspar Köhler – 1682 Kebbe – 1688 Bauer Wilhelm Braxein bekommt 2 Söhne (Michael u. Christian) – 1698 Michael Bobinde – 1690 Peter Kirschnick, ‚Brächstüber‘ – 1691 Martin Alex – 1693 Hanß Kirschnick – Bobinde – 1697 Michel Kloß – Instmann Falcke – Hanß Bobinde ist Schulz von Pompicken.

Der Bauer Christoph Kebbe in Pompicken ist einer meiner Ur-Großväter 7. Grades. Vor 1700 scheint es in Pompicken nur diese eine Kebbe-Familie zu geben – bei Nennung des Namens unter den Taufpaten heißt es immer nur ‘der Kebbe‘ aus Pompicken.

Zwischendurch sind einige Seiten der Kirchenbücher von Klein Dexen kaum zu entziffern, so dass meine Daten wohl unvollständig sind. Herausfinden konnte ich jedoch Folgendes:

Christoph Kebbes Ehefrau heißt Barbara. Die beiden haben hat mindestens 7 Kinder:

  • Heinrich Kebbe,* um 1685
  • Christoph Kebbe, * im Januar 1689
  • Dorothea Kebbe, * um 1695
  • Anna Kebbe, * im Juli 1697
  • Regina Kebbe, * um 1698
  • Johann Kebbe, * im Juni 1701
  • Loysa Kebbe,* im Juni 1705

Christophs Tochter Dorothea Kebbe heiratet am 12.November 1715 den Bauern Martin Reuter, Reuter_1715der sich erst nach der Eheschließung in Pompicken niederlässt und hier eine Familie gründet.

Dorotheas älterer Bruder Heinrich Kebbe heiratet am 24. Oktober 1707 Loysa Negelke aus Rositten, eine Tochter des dortigen Freyschulzen Jacob Negelke. Ihre Schwester Regina Kebbe wird 1716 die Ehefrau von Christoph Lebenau aus Creuzburg.

Es gibt noch einen weiteren Bezug zu Familie Kebbe in Pompicken – mein Vorfahre Christoph Ankermann, der um 1730 von Krücken nach Pompicken umsiedelt, heiratet im Oktober 1731 Maria Klein, die Witwe des Bauern und Kirchenvaters Johann Kebbe, der im Februar desselben Jahres in Pompicken verstorben war. Ich vermute, dass Christoph und Johann Kebbe miteinander verwandt sind.

In der Kartei Quassowski findet man zum Namen Kebbe übrigens nur diesen einen Vermerk: ‚In der Kirche von Kl. Dexen an der Altarrückwand eine Gedenktafel für die Verfertigung des Altarblatts 1705 – darauf genannt u.a. Kirchenrat Johann Kebbe in Pompicken.‘

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Mit hellblauer Farbe geschmacklos angestrichen …

In manchen Kirchenbüchern findet man nicht nur Tauf-, Heirats- und Sterbeeinträge, sondern an einigen Stellen auch Vermerke der Pastoren über besondere Vorkommnisse innerhalb der Gemeinde. Die folgenden Zeilen stammen aus dem Kirchenbuch von Landsberg, Pr. Eylau. Verfasst wurden sie 1822 vom damaligen Landsberger Pfarrer Carl Wilhelm Kob, der mit lobenden Worten die Renovierung der Kirche  beschreibt. Anschließend wurde der Text aber wohl von jemandem ergänzt, der anderer Meinung war als Pfarrer Kob.

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‚Durch rastlosen Eifer und durch treues uneigennüzziges rühmliches Bemühen der Herren Kirchenvorsteher besonders des Kirchenvorstehers und Rathmanns Eggert, wurden im Jahr 1821 sämtliche neun Chöre, Banken, Sizze und Taufkammer mit (hellblauer) Oel farbe durch den Tischler Wittstein alhier (geschmacklos) angestrichen. Im Jahr 1822 der Thurm mit vielen Leisten reparirt und das ganze Kirchen Dach zum Theil neu bedeckt und ganz verworfen und mit Dachscheiten (?) überall versehen. Die Orgel ist gleichfals durch den Orgelbauer Herrn Preuß zu Koenigsberg ganz reparirt und durch alle Register im completten guten Zustande. Gott segne und lohne dafür den treuen Eifer der guten braven Kirchen Vorsteher!‘                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kob Pfarrer

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Dokumentation von Soldatenfriedhöfen in Polen

Das Staatsarchiv Krakau hat viele Unterlagen über die Soldatenfriedhöfe des 1. Weltkriegs in West Galizien, Mähren und Schlesien digitalisiert. Diese Unterlagen umfassen u.a. Listen der dort gefallenen Soldaten, Zeichnungen der geplanten Friedhöfe und Fotos der Friedhöfe. Die folgenden Abbildungen stammen aus diesen Unterlagen.

Auch die Anlage des Soldatenfriedhofs Nr. 116 in Staszkówka, Galizien, auf dem sich das Grab meines Großvaters Carl Ludwig Gegner befindet, wird dokumentiert.

Gorlice_Friedhof_2

Das erste Foto zeigt den Friedhof im ‚Urzustand‘ – auf dem zweiten sieht man den fertigen Friedhof.

Ich habe mir die Dokumentation dieses einen Friedhofs genauer angesehen. Die handgeschriebenen Namenslisten enthalten zum Teil Hinweise auf die ursprünglichen Gräber der Gefallenen, die vermutlich zunächst dort begraben wurden, wo man sie gefunden hat.

Gorlice_Liste-2 (2)Bei der sogenannten ‚Durchbruchs-Schlacht‘ in Galizien am 2. Mai des Jahres 1915 starben – gemeinsam mit meinem Großvater – insgesamt 5 Offiziere und 196 andere Soldaten. Es waren also mehr als 200 Namen, die allein an diesem einen Tag aufgelistet werden mussten. Vermutlich ist dies der Grund, weshalb die Orte der ursprünglichen Bestattung bzw. die Fundorte der Gefallenen nicht durchgängig notiert werden konnten.

Gorlice_GegnerIn weiteren Listen werden die Namen der gefallenen Soldaten gruppenweise so zusammengestellt wie sie später in den neu anzulegenden Gräbern bestattet werden sollen.

Ich habe diesen Friedhof bereits besucht und weiß, dass der Name meines Großvaters auf einem der Grabsteine an unterster Stelle zu lesen ist. Gorlice_Liste

Insgesamt sind im ‚Grab meines Opas‘ mehr als 30 Soldaten bestattet.

Es scheint so, als habe man die ersten Namen dieser ‚Gruppenliste‘ genommen und in den Stein gemeißelt. Mein Opa ist also gerade noch so auf den Stein ‚gerutscht‘.

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