Mein Urgroßvater Heinrich Kröger kommt 1857 als unehelicher Sohn von Anna Lisette Schaumlöffel in Bremen-Lüssum zur Welt. Eigentlich heißt er demnach Heinrich Schaumlöffel. Er wird jedoch seit frühester Kindheit Heinrich Kröger genannt.
Ich habe hier bereits ausführlich über seinen ‚verschollenen Vater‚ geschrieben.
Erst 1900 bemüht sich Heinrich Kröger darum, den Familiennamen ‚Kröger‘ auch offiziell führen zu dürfen. Im Staatsarchiv Stade exisiert eine dicke Akte über diesen Vorgang, die ich mir nun noch einmal genauer angesehen habe.
Heinrich Kröger selbst gibt im September 1900 im Blumenthaler Landratsamt an:
‚Ich bin geboren am 4. März 1857 als der uneheliche Sohn der unverehelichten Anna Lisette Schaumlöffel. Meinen Vater, den Arbeiter Heinrich Kröger, habe ich nicht gekannt; er ist bald nach meiner Geburt verschollen; ich weiß nur von den Verwandten meiner Mutter, dass er mein Vater ist und mich als seinen Sohn anerkannt hat. Die Anerkennung ist allerdings nicht schriftlich und nicht gerichtlich erfolgt.
Ich bin von meiner Mutter bis zu ihrem 1865 erfolgten Tod erzogen worden und habe dann erst im Hause der Eltern und dann eines inzwischen verstorbenen Bruders meiner Mutter, Georg Schaumlöffel weiter gelebt bis ich mich selbständig gemacht habe.
Über die Familie meines Vaters weiß ich nichts, habe nie Verwandte desselben kennen gelernt oder von solchen gehört. Seit meiner frühsten Kindheit habe ich den Namen „Kröger“ geführt und habe erst gelegentlich meiner Ausmusterung in 1878 erfahren, dass ich im Kirchenbuche unter dem Namen „Schaumlöffel“ eingetragen stehe. Mein Confirmationsschein ist auch auf den Namen „Kröger“ ausgestellt.
Ich habe nicht gewusst, dass ich zur Führung des Namens „Kröger“ eine besondere Erlaubnis benötige und bitte, mir diese jetzt noch zu erteilen’.
Auf seinen Antrag folgt ein reger Schriftverkehr zwischen den Landratsämtern von Bremen-Blumenthal und Stolzenau. Die Vormundschaftsakten exisieren nicht mehr, aber es wird eine Notiz gefunden!
Landratsamt Blumenthal an das Königliche Landratsamt Stolzenau – 24.10.1900
Die Vormundschaftsacten sind bereits cassiert. Aus dem Vormundschaftsbuche 1857 No 219 geht hervor, dass Heinrich Kröger aus Langern, Amt Stolzenau, am 3. September 1857 die Vaterschaft anerkannt und sich zur Alimentation verpflichtet hat.
Stolzenau, den 2. November 1900
Von dem Königlichen Herrn Landrath mit dem gehorsamsten Bericht zurück gereicht, dass nach Aussage des Gemeindevorstehers Kruse der Vater des Antragstellers nicht aus Langern gewesen sein kann, da der Name ‚Kröger‘ daselbst noch nicht vorgekommen sei, auch sind keine Verwandte desselben daselbst vorhanden. Berk, berittener Gendarm
NLA HA, Karten – Agrarstrukturkarten, 12 i Agr. Nr. 185/1 Verkoppelung von Diethe-Langern Karte von den Geestländereien der Feldmark Diethe-Langern, Kreis Stolzenau (Staatsarchiv Stade)
Nun gibt es eine ‚verwegene‘ Idee: hieß der aus Langern stammende Heinrich Kröger vielleicht gar nicht ‚Kröger‚, sondern ‚Krüger‚ …. ???
Ein Heinrich Krüger wurde im April 1831 tasächlich auf dem Hof Langern Nr. 8 geboren. Als der berittene Gendarm im November 1900 in Langern unterwegs war, lebte dieser jedoch nicht mehr dort, sondern im Nachbarort Diethe! Über seinen Lebensweg fand ich heraus:
Heinrich Christian Krüger war 13 Jahre alt, als sein Vater verstarb und 21 Jahre alt, als er seine Mutter verlor – noch zu jung, um selbst eine Familie zu gründen. Verließ er nach dem Tod seiner Eltern zunächst seine Heimat … Sicher ist, dass er 1865 wieder zurück ist, denn am 2. Juni 1865 heiratet er in der Kirche von Buchholz Wilhelmine Sophie Caroline Pohlmeier.
Anmerkung: Meine Anna Lisette in Bremen-Lüssum bleibt trotz ihres unehelichen Sohnes viele Jahre lang unverehelicht. Erst im August 1865 – Sohn Heinrich ist bereits 8 Jahre alt – heiratet sie in Blumenthal – hoch schwanger!!! – den Arbeiter Christoph Wilhelm Pohlmann. Hat sie vielleicht darauf gewartet, dass ‚ihr Heinrich aus Langern‚ sie zur Frau nimmt? Und es geht tragisch weiter … 2 Monate nach ihrer Eheschließung bringt Anna Lisettte eine tote Tochter zur Welt und 14 Tage später verstirbt sie selbst im Alter von nur 35 Jahren!
Heinrich Krüger in Langern wird Vater von mindestens 3 Kindern. Er selbst verstirbt 1907 in Diethe – sein 1868 geborener Sohn lebt noch bis 1958 in der Nähe von Stolzenau!
Ich bin gespannt, ob sich dieses Rätsel noch klären lässt! Für mich würde das bedeuten, dass ich einen neuen Ur-Ur-Großvater bekomme!
Während der vergangenen Jahre 30 Jahre habe ich mich intensiv mit der Forschung nach meinen Vorfahren befasst – immer wieder bin ich dabei jedoch in Ostpreußen ‚hängen geblieben‚, da mich diese Region so sehr begeistert. Bei meiner Beschäftigung mit der Geschichte Ostpreußens, den Lebenswegen meiner dortigen Vorfahren und der Geschichte ihrer Heimatorte sind zwei Bücher entstanden. Das zweite Buch erscheint demnächst.
In beiden Büchern werden zwar einige meiner eigenen Ahnen erwähnt, aber sie stehen nicht im Mittelpunkt. Das soll nun anders werden!
Zwecks besserer Übersicht habe ich mir vor längerer Zeit vorgenommen, die Ahnen-Linien aufzugliedern und mich nach und nach – ausgehend von beiden Großmüttern und Großvätern – intensiver auf die Linien ihrer jeweiligen Vorfahren, ihre Lebensverhältnisse und die Regionen konzentrieren zu können, in denen sie ansässig waren.
Carl Ludwig Gegners Vorfahren lebten überwiegend in den ostpreußischen Landkreisen Preußisch Eylau und Heiligenbeil, aber auch im Samland oder in der Region von Goldap. Viele von ihnen dienten Gutsherrn unterschiedlicher Begüterungen in Natangen. Sie waren Schneider, Leineweber, Böttcher oder Kunstgärtner, aber auch Bauern oder Arrendatoren von Gütern oder zugehörigen Vorwerken. Mehrere Ahnen waren Krüger, andere Müllermeister oder Mühlenpächter – einige besaßen sogar eine eigene Mühle.
Die Erforschung der Müllerfamilien erwies sich als besonders schwierig, da sie immer mal wieder ihren Wohnort verließen und an anderen Orten tätig wurden.
Familie Müller – Caroline Auguste Müllers Ahnen – konnte ich im heutigen Gebiet von Sachsen–Anhalt bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zurück verfolgen. Dort wohnten sie in Torgau und Großtreben.
Andere ihrer Vorfahren lebten in kleinen Dörfer von Osterstade, in Hoya und Nienburg an der Weser sowie in kleinen Orten in der Umgebung beider Städte. Sie waren vor allem Handwerker und Kleinbauern bzw. Köthner, die neben ihrer Landstätte zusätzlich ein Handwerk – zum Beispiel das Schmiede– , Schlosser– oder Schneiderhandwerk – ausübten. Aber auch Schiffsmüller, ein Fayencen-Maler (dessen Kunst noch heute in einigen Museen zu bewundern ist) ein Jäger, ein Förster und Dorfvogt und ein ’schwedischer Cornet‘ befinden sich darunter.
Die Ahnen meines Großvaters Hinrich Haesloop stammen überwiegend aus dem Kirchspiel Blumenthal in Bremen-Nord sowie angrenzenden und umliegenden Orten: sie lebten in Rönnebeck, Meyenburg, Lesum, Lesumbrook und Schwanewede. Die meisten waren Seefahrer oder Kahnschiffer – einige betrieben nebenbei noch Landwirtschaft, andere waren Bauern.
Ich freue mich sehr darauf, mich endlich näher mit dem Thema ‚Seefahrt‚ zu beschäftigen!
Auch einige von Anna Lisette Schaumlöffels Vorfahren lebten in Norddeutschland. Anna Lisette selbst und ihre Mutter Margarete Knübel kamen in Lüssum zur Welt – vorherige Generationen wohnten u.a. in Hinnebcck, Schwanewede und Grambke. Unter ihnen gibt es u.a. Schuster, Schneider, einen Müller und einen Rittmeister.
Anna Lisettes väterliche Ahnen lebten teilweise in Heiligenloh – im Amt Ehrenburg – viele von ihnen in Hessen: in Kassel, Felsberg, Frankenberg a.d. Eder, um 1700 und vorher in Obervorschütz und Züschen. Sie waren u.a. Schneider, Küfer, Leineweber oder Fahrkötner. Aber es gibt unter ihnen auch einen Schweinehirten, einen Bürgermeister und einen Pastor!
Die nachfolgenden Meisterbriefe der Tischler-Innung der Stadt Kreuzburg des Kreises Pr. Eylau gehören zum Bestand des Königsberger Etatsministeriums. Sie wurden vom Staatsarchivs Allenstein digitalisiert und ich konnte sie auf meine Festplatte ‚retten‘ bevor sie nicht mehr einsehbar waren.
Der im letzten Meisterbrief genannte Ferdinand Buchhorn wird namentlich auch in den Auflistungen genannt, über die ich im vorherigen Bericht geschrieben habe.
Creutzburg den 13ten Octobr 1763
hat sich der Ehrbahre gesell Johann Christoph Todtenhaupt bey seinem Ehrbaren Gewerck der Tischler gemeldet und angegeben(,) Meister zu werden und ihm daßelbe nicht versaget ist, und hat Versprochen, dem Gewerck ein Meister-Stück zu machen, alß nehmlich Ein Eschen Foniertes Kleider Schaff mit Zwey Thüren, und er solches auch Verfehrtiget, und mit bestanden, und was dem Gewerck und der Lade zugekommen ist bahr bezahlet. G. Bradtcke, Assessor
Der Tischlermeister Johann Christoph Todtenhaupt ist verheiratet mit Maria Dorothea Reimann – ihre Töchter kommen in Kreuzburg zur Welt: Susanna Eleonora am 9.7.1785 und Carolina am 7.3.1792.
Actum Creutzburg d. 20ten Marty 1775
Nach dem sich der Tischler Gesell Nahmens Carl Friedrich Öhlert welcher aus hiesiger Stadt bürtig bey E. Ehrbahrem gewerck ansuchung gethan, das Meister Recht zu gewinnen als ist es ihm nicht abgeschlagen weil er seinen abschied produciret und in die Zahl der Meister aus- und angenommen und worin sein Meister stück bestanden, ein Eichen Kleider Schaff mit zwey Thüren, und damit recht gut bestanden als ein würcklicher stückmeister, und hat derselbe zur Lade 4 Rthl bezahlet.
G. Bradtcke, Assessor
Der Tischlermeister Carl Friedrich Öhlert bekommt am 5. April 1778 in Kreuzburg einen Sohn namens Carl Friedrich – seine Ehefrau heißt Elisabeth Wermcke. Er selbst verstirbt am 20. August 1807 im Alter von 57 Jahren.
Actum Creutzburg den 30ten September 1827
Bei dem hiesigen ehr- und achtbaren Tischlergewerk erscheint der ehrbare Tischlergeselle Ferdinand Buchhorn von hier, in hiesigem Orte gebürtig, der auch hier das Tischler Handwerk erlernet hat, und bittet das versammelte achtbare Gewerk um Verleihung des Meister-Rechts.
Das versammelte achtbare Gewerk erklärt auf ausdrückliches Befragen, diesem Antrage nicht entgegen zu seyn, da der Supplicant von unbescholtenem Lebenswandel sey, und durch ein angefertigtes zweithüriges Kleiderspind das Meisterstück geliefert habe.
Es wird demnach der Ferdinand Buchhorn wie hiermit geschieht als ein wircklicher Stückmeister in das hiesige achtbare Tischler Gewerck zu uns aufgenommen und ihm zu seinem ferneren Fortkommen das beste Glück gewünscht. Zum Beweise wird diese Verhandlung nach geschehener Verlesung hiermit unterschrieben.
Ferdinand Ehregott Buchhorn wird am 7. Oktober 1797 als Sohn des Kreuzburger Töpfermeisters Michael Buchhorn und dessen Ehefrau Christina Schlicht geboren. Im Alter von 30 Jahren heiratet er am 14. Oktober 1827 in Kreuzburg Catharina Laudien, eine Tochter des verstorbenen Bauern Gottfried Laudien.
Die nachfolgenden Listen stammen aus einem (von den Mormonen digitalisierten) Findbuch des ehemaligen Königsberger Etatsmisteriums, in dem die 1932 vorhandenen Unterlagen der Handwerker-InnungenOstpreußens verzeichnet sind. Aufgelistet werden Personen verschiedener Gewerke, für die bei den einzelnen Innnungen zu damaliger Zeit Geburtsbriefe, Lehrbriefe oder Taufscheine existierten. Ob diese Unterlagen auch heute noch irgendwo vorhanden sind, weiß ich nicht.
Einen der bei den Unterlagen der Innung von Mohrungen genannten Geburtsbrief, der 1729 für den Fleischer Michael Aust angefertigt wurde, entdeckte ich vor einiger Zeit in den vom Stasstarchiv Allenstein digitalisierten Beständen des Königsberger Etatsmisteriums. Darüber habe ich hierbereits berichtet. Möglicherweise existieren ja auch weitere Dokumente noch in anderen Archiven …
Doch schon diese Auflistungen können bei genealogischen Forschungen außerordentlich hilfreich sein
Mit einem Klick auf das folgende Bild sollte man bei den o.g. Unterlagen zu Handwerker-Innungen in Ostpreußen landen:
Hier einige Beispiele – oftmals werden die Geburtsorte der Handwerker angegeben – zudem ist verzeichnet, um welche Art von Dokument es sich jeweils handelt: Gb=Geburtsbrief – Lb= Lehrbuch – T=Taufschein
Schneider in Pr. Eylau
Tischler in Kreuzburg
Radmacher in Kreuzburg
Schuhmacher in Heilsberg
In dem o.g. Findbuch sind weitaus mehr derartige Listen zu finden – beispielsweise für die Fleischer-Innung in Morungen – Schneider u. Töpfer in Mühlhausen – Sattler, Riemer u. Tapezierer in Memel – Schneider und Schumacher in Pillau oder Schuhmacher und Töpfer in Zinten.
In der Reihe der vom Herder Institut veröffentlichten ‚Wissenschaftlichen Beiträge zur Geschichte und Landeskunde‘ erscheint 1975 auch das Buch von Wilhelm Guddat: ‚Die Entstehung und Entwickluung der privaten Grundherrschaften in den Ämtern Brandenburg und Balga (Ostpreußen)‘.
Die Ämter Brandenburg und Balga liegen in den ehemals prußischen Gauen Natangen und Warmien. Sowohl Natangen als auch Teile von Warmien sind bereits beim Eindringen des Ordens stark besiedelt.
Bezogen auf den späteren Kreis Preußisch Eylau gehören um 1600 zum Amt Brandenburg die Kirchspiele: Creutzburg – Dollstädt – Jesau – Mühlhausen – Almenhausen – Abschwangen – Schmoditten -Tharau – Uderwangen – zum Amt Balga das Kirchspiel Guttenfeld sowie Teile des Kirchspiels Kl. Dexen (die Ortschaften Sodehnen – Rositten – Hussehnen – Suplitten und Pompicken)
Wilhelm Guddat wertet zahlreiche Ordensfolianten, Zinsbücher und Amtsrechnungen aus und beschreibt die Entwicklung sehr detailliert. Aber abgesehen von sehr viel Text enthält das Buch auch 3 interessante Karten, in denen die Verhältnisse des Grundbesitzes der Jahre 1426 – 1519 und 1626 graphisch dargestellt werden.
Die nachfolgenden Bilder sind Ausschnitte aus diesen Karten. Der braune Fleck im linken Bereich zeigt jeweils das Gebiet der Stadt Kreuzburg des späteren Kreises Preußisch Eylau. Die Zitate stammen aus dem o.g. Buch.
Die Karte von 1426 verdeutlich, dass sich um diese Zeit im Gebiet um Kreuzburg herum zahlreiche prußische Freigüter befinden. ‚In Sollau gab es 1426 neben 15 Zinshaken noch 11 prußische Freie‘. Größere Besitzkomplexe gehören den Familien Pröck, Sparwein, Tolk, Warpune und Serwille. Die Besitzungen bestehen aus jeweils einem Hof und darum liegenden Dörfern oder Teilen von Dörfern, die mit Bauern besetzt sind. Die größten Höfe privater Grundherrn sind etwa 20 Hufen groß. ‚Die Bestellung der Herrenhöfe erfolgte … hauptsächlich wohl mit eigenem Zugvieh und eigenem Gesinde, … nur bei den größeren Gutskomplexen wird auch das Scharwerk der Bauern eine bedeutende Rolle gespielt haben.‘
Aufgrund von Verwüstungen während des 13jährigen Krieges (1454-1466) und Verschuldungen in Folge von Erbteilungen kommt es zu großen Veränderungen der Grundbesitzverhältnisse. Wirtschaftliche Not führt dazu, dass private Grundherren Land an Bauern verkaufen und die Ordensleute sind gezwungen, Soldforderungen durch Landverpfändungen zu erfüllen.
‚Die Musterungslisten von 1519 lassen noch den ungeheuren Blutzoll erkennen, den die prußischen Freien im 13jährigen Krieg bringen mussten. Zu Beginn des Reiterkrieges (1519-1521) gab es in dem untersuchten Gebiet nicht einmal mehr halb so viele von ihnen wie 1426.‘ Auch Prußen, die den Orden untersützt hatten, erhalten neue Handfesten, doch schon bald nach dem Krieg besteht die Mehrheit der größeren privaten Grundherren nicht mehr aus Einheimischen, sondern Fremden.
Einigen Grundherren gelingt es, den Umfang ihres Besitzes durch weitere Verleihungen um mehr als 100% zu vergrößern – zum Beispiel ‚Andreas Ripp, der 1472 das 50 Hufen große Dollstädt erhalten hatte, bekam 1482 noch das 54 Hufen große Posmahlen hinzu.‘
Die Macht des Ordens schwindet – die Bauern sind mehr und mehr dem Wohlwollen ihres Grundherrn ausgeliefert.
1525 wandelt Albrecht – der letzte Hochmeister des Deutschen Ritterordens – den Ordensstaat in ein weltliches Herzogstum um. Während seiner Regierungszeit ist man eifrig bemüht, wüstes Land neu zu besetzen. Nach dem Reiterkrieg gibt es in den Ämtern Balga und Brandenburg ‚insgesamt noch 49 bis 60 Großgrundherrschaften, deren Besitzer bis auf Ausnahmen Adlige waren. Zu den nicht als GROSSgrundherrschaften angesehenen privaten Grundherrschaften gehörten auch drei über 10 Hufen große Güter, und zwar das Gut Jacob und Georg Perbands zu Perbanden, Müngen und Lemkühnen, Peter von Pohrens Besitz und Liebenau. Dort überall hatte der Landesherr das große Gericht.‘
Im Jahre 1626 befindet sich ein riesiges Gebiet der Ämter Balga und Brandenburg im Besitz des Adels – die Farbe ‚Blau‘ ist in dieser Region fast nicht mehr zu sehen! ‚Prußische Freie sind schon meist kurze Zeit nach der Verleihung an Adlige zu Bauern geworden oder einfach verschwunden. Penken wurde 1531 an Peter von Podewils … verliehen. Von den 4 Freien, die es dort 1426 gab, waren 1528 nur noch 2 vorhanden.‚ … 1543 sind sie ganz verschwunden.
Der Besitz der Gerichtshoheit ermöglicht es privaten Grundherrn, auch Freien oder Schulzen gegenüber Druck auszuüben, ‚die das Unglück hatten, im Bereich ihrer Gerichtsherrschaft zu wohnen‘. – ‚Freie, Schulzen, Krüger und Müller eines Gutsherrn waren … bei der endgültigen Herausbildung der Gutsherrschaft alle mehr oder weniger in ihrer Existenz bedroht.‘ – ‚Die Nachkommen der zu Kulmischem Recht sitzenden Hufenzinsbauern, die in der Form der Gemeinde organisiert waren, konnten durch gemeinsames Handeln noch einen gewissen Widerstand leisten.‘
1626 sind im Gebiet der untersuchten Ämter insgesamt 69 Adelshöfe vorhanden und vermutlich noch 9 weitere. In der nachfolgenden Zeit vermehren sich diese. ‚Sie waren jeweils Mittelpunkt einer Gutsherrschaft und mit ihrer Zunahme wurde das schwere Los der vom Adel abhängigen bäuerlichen Bevölkerung überall gleich.‘
Die Mühle in Konnegen im ostpreußischen Kreis Heilsberg wird von etwa 1823 bis 1892 von Familie Ankermann betrieben – zunächst von meinem Ur-Urgroßvater CARL Sigismund Ankermann und anschließend von seinem ältesten Sohn Gustav Heinrich Ankermann, der 1887 verstarb.
Im Müller-Adressbuch von 1892 wird Gustavs Ehefrau Auguste Ankermann, geb. Koschorr noch als Besitzerin der Mühle angegeben. Nach dem Tod ihres Ehemanns wird sie Hilfe benötigt haben – ihre vier Kinder (geboren von 1863-1877) gehen andere Wege. Tochter Almas Eheschließung findet 1896 zwar noch in Konnegen statt, aber auch sie heiratet keinen Müller, sondern einen Postbeamten.
Hätte Herr Kirstein nicht an einen nervösen Verdauungsleiden gelitten, hätte ich wohl nie erfahren, wer Auguste Ankermann nach dem Tod ihres Ehemanns unterstützte. Vermutlich hat er nach ihrem Abzug – sie verstirbt 1913 auf dem Gut Heinrichswalde im Kreis Pr. Eylau, das Sohn Bruno Ankermann 1902 erworben hatte – die Mühle auch gekauft.
Von etwa 1890 bis 1894 sind in diversen Zeitungen unterschiedlicher Regionen Inserate zu finden, in denen vom ‚schweren nervösen Verdauungsleiden‘des Herrn Kirstein aus der Mühle Konnegen berichtet wird. Trotz Anwendung verschiedener Mittel sei sein Leiden immer schlechter geworden – bis er von einer ‚wunderbaren Kur‚ erfahren habe, die seinem Landsmann Gottfried Nitsch aus Albrechtsdorf (bei Reddenau) bei einem viel schlimmeren Leiden bereits geholfen habe. ‚Herr Nitsch hatte nämlich mehrere Jahre so stark gelitten, dass er seine Schmerzen dem Wüthen eines wilden Tieres glaich beschrieb.‚
So entschließt sich auch Herr Kirstein in der Mühle Konnegen. die ‚Sanjana-Heilmethode‚ anzuwenden, die bald darauf in der Heilsberger Gegend als ‚Treuer Helfer in der Noth‚ gerühmt wird. Herr Kirstein bedankt sich bei der ‚Direction der Sanjana-Company‚ in England – sein Bericht wird beglaubigt vom Gemeindevorsteher Poschmann.
Im Sommer des vergangenen Jahres (2023) ermöglichte uns Frau Lewandowska, die Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft Natangen in Górowo Iławeckie (Landsberg) den Besuch des dortigen Heimatmuseums.
Dort entstanden die Photos dieser Namensschilder, die nicht nur aus dem Kreis Preußisch Eylau stammen. Einige hingen ehemals auch an Gebäuden der Kreise Angerburg – Bartenstein – Heiligenbeil – Lyck oder Ortelsburg.
Die Mobilität unserer Vorfahren ist bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts sehr eingeschränkt. Meine ostpreußischen Vorfahren im Kreis Preußisch Eylau – in Landsberg und den umliegenden kleinen Dörfern – werden ihre Heimatorte wohl nur selten verlassen haben – es sei denn, sie hatten die Patenschaft bei der Taufe eines Kindes in der Kirche eines benachbarten Ortes übernommen, waren in einem Nachbarort zur Hochzeit eingeladen oder nahmen an einer Beerdingung in einer Nachbargemeinde teil.
Der Besuch des Marktes in Landsberg gehörte für viele der Bewohner umliegender Orte vermutlich schon zu den Höhenpunkten des Jahres!
Reisen war beschwerlich und anstrengend. Als sich Friedrich von Coelln im September 1807 mit der Postkutsche von Königsberg aus in die Stadt Preußisch Eylau bringen lässt, um sich über die dortigen Verhältnisse nach der großen Napoleonischen Schlacht zu informieren, berichtet er:
‚Wir freuten uns über den lange vermissten Sonnenschein. Wurden wir nun vom Himmel nicht begossen, so wurden wir doch von dem ungeheuren Koth nicht befreyt, den die vortreffliche Landstraße von Königsberg nach Warschau (an dieser liegt Eylau) sehr ergiebig producirt; überdieß hatten wir eine alte preußische Postchaise, das heißt, einen Leiterwagen, mit zwey ungeheuern Sitzgebunden von Erbenstroh (die grauen Erbsen sind das vorzüglichste Produkt der Provinz). Dieser Postwagen, die elastischen Sitze, auf denen man balanciren mußte, um nicht herunter zu fallen, die Schlaglöcher der Landstraße, der sich den Rädern entgegenballende Koth, stimmten uns nicht zur Freude‘ ….
Quelle: 3. Band der von Friedrich von Coelln geschriebenen ‚Vertrauten Briefe über die innern Verältnisse am preußischen Hofe seit dem Tode Friedrichs II‚
Von Landsberg aus konnte man um 1830 mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf direktem Wege nur nach Bartenstein – Creuzburg – Pr. Eylau – Heilsberg – Mehlsack – Wormditt und Zinten gelangen! Um Königsberg zu erreichen, musste man zunächst mit der Postkutsche 2 Meilen bis Pr. Eylau zurücklegen – dort gab es die Möglichkeit, in eine Kutsche nach Königsberg umzusteigen.
Mit dem Bau der Reichsstraßen 126 und 128 – den direkten Verbindungen von Königsberg in südliche Richung – wurde 1822 begonnen, bis zur Fertigstellung vergingen 30 Jahre.
‚In südliche Richtung führte über die Aweider Allee aus der Stadt hinaus die Reichsstraße 126 über Aweiden, Altenberg, Mansfeld nach Mehlsack, Wormditt und Mohrungen sowie die Reichsstraße 128 von der Schönfließer Allee über Schönfließ, Ludwigswalde, Wickboldt und Wittenberg weiter nach Preußisch Eylau, Landsberg, Heilsberg, Bischofsburg, Ortelsburg und Willenberg bis zur Grenze in Richtung Warschau. Die Bauarbeiten dauerten von 1822 bis 1853′.
Quelle: Fernstraßen ab Königsberg – Eine historische Bestandsaufnahme von Gerhard Mannke
Der 58 km lange Streckenabschnitt von Königsberg nach Bartenstein wurde als wichtigste Nord-Süd-Verbindung in Ostpreußen 1830 fertiggestellt.
Mit diesen Inseraten bin ich aufgewachsen – ich war 2 Jahre alt als man 1949 wieder ‚Sunlicht–Seife‚ kaufen konnte – ‚Opekta‚ und ‚Sanella‚ gab es in unserem Haus in Bremen-Blumenthal auch immer! ‚Gute Butter‚ war etwas Besonderes! Ich erinnere mich daran, dass ich mir in meiner Kinderzeit einmal ein halbes Pfund Butter ‚für mich ganz allein‚ zum Geburtstag wünschte:
Die Autos sahen ein wenig anders aus als heute … Ab und zu fuhren wir mit dem Bus von Blumenthal aus nach Bremen – in die ‚Stadt‚. Ein Besuch bei Karstadt oder C&A war ein Ausflug in die ‚große weite Welt‚. Nicht immer wurde dort etwas gekauft – manchmal wurde nur gestaunt. Kleidungsstücke für meine Schwester und mich wurden von unserer Mutter genäht, gehäkelt oder gestrickt.Das sieht man auch an meiner Ausstattung auf dem linken Photo.
‚Einmal ein gekauftes Kleid von C&A‚ war neben dem Wunsch nach ‚guter Butter‘ ein weiterer Herzenswunsch in Kindertagen. Und irgendwann wurde er auch erfüllt!
Die Wohnplätze ‚Klein Uderwangen‚ und ‚Kreuzburger Grund‚ im Kreis Preußisch Eylau liegen ein wenig außerhalb der zugehörigen Gemeinden. Diese Abgelegenheit ist unbedingt erforderlich, um die Dorfbewohner vor Geruchsbelästigung und Seuchengefahr zu schützen, denn in sowohl in Klein Uderwangen als auch im Kreuzburger Grund befinden sich Abdeckereien.
Tagtäglich werden hier tote Tiere angeliefert, denn die Abdecker – auch Halbmeister oder Schinder genannt – sind zuständig für die Entsorgung sämtlicher Tierkadaver – auch für die Entfernung herumliegender Katzen- und Hundekadaver. Die Kadaver werden von ihnen zerlegt und die nicht zu verwertenden Reste werden vergraben oder verbrannt. Man ahnt den Geruch!
Ein totes Pferd auf dem Wagen (Schinderkarre) eines Abdeckers, undatierte Zeichnung von Thomas Rowlandson (1756–1827) (Wikipedia)
Sowohl der Beruf des Abdeckers als der des Scharfrichters gehören über Jahrhunderte zu den unehrenhaften Berufen. Man meidet die Gesellschaft von Personen, die diesen Beruf ausüben. In den Kirchen haben Abdecker und Scharfrichter oft eigene Bänke – sie können weder Bürger einer Stadt werden noch werden sie vor Gericht als Zeugen angehört.
‚Am untersten Rande der unehrlichen Leute stand der Abdecker, … der zwar einer für die Gesellschaft unverzichtbaren Tätigkeit nachging, die ihm auch ein gutes Einkommen brachte, aber ganz und gar in Verruf stand. Er war dafür zuständig, totes Vieh zu beseitigen und ihm die Haut abzuziehen, nicht selten musste er die Hingerichteten und Selbstmörder verscharren. Hinzu kamen oft noch andere gemeindliche, aber nicht minder anrüchige Tätigkeiten wie etwa die Abortreinigung. Seinem Ruf entsprechend wohnte .. der Abdecker abseits der Ansiedlungen, gemeinsames Feiern mit ihm war selbstverständlich ausgeschlossen, eine Patenschaft für ein Abdeckerkind zu übernehmen anrüchig und an seiner Beerdigung teilzunehmen verboten. Der Abdecker war im vollsten Sinne infam ... wie redlich er im modernen moralischen Sinne auch sein mochte‘. (Quelle: Richard van Dülmen: Kultur und Alltag in der Frühen Neuzeit; Dorf und Stadt; C.H.Beck, 1999 – Kapitel: Stand und Ehre)
Abdecker-Familien bleiben fast immer unter sich – ihre Söhne und Töchter heiraten fast durchweg in andere Abdecker-Familien ein. Ein Umdenken setzt erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein.
‚Das Abdeckerwesen krepierter Thiere galt seit uralter Zeit im deutschen Volke für eine verächtliche und ehrlos machende Arbeit … Der Fortschritt der Aufklärung hat jenes Vorurtheil überwältigt. Die Bearbeitung toter Thiere macht nicht mehr ehrlos, sie wird als eine nützliche Arbeit gewürdigt. … Seit dem Jahr 1832 machten die Stände des Landkreises Königsberg die Abdeckerverhältnisse oft zum Gegenstand ihrer Verhandlungen auf den Kreistagen‘. (Quelle: Justizrat Dr. Tortilowicz von Batocki in Preußische Provincial-Blätter; Königsberg 1846)
‚1785 befanden sich im „Königlichen Amt Uderwangen mit Dorf und Kirche, Wasser- und Windmühle“ 58 Feuerstellen mit 536 Einwohnern. Dazu wird ‚Klein–Uderwangen, Haidmeisterwohnung‚ mit 1 Feuerstelle aufgeführt. – 1820 waren im kgl. Dorf mit Kirche 66 Feuerstellen mit 586 Bewohnern. Dazu kam eine „Halbmeisterei Klein Uderwangen“ mit 1 Feuerstelle, 4 Einwohnern und das das Kgl. Vorwerk (1 Feuerstelle, 20 Personen‘). Quelle: Horst Schulz, Die Städte und Gemeinden des Kreises Pr. Eylau
Einer der Abdecker in ‚Klein Uderwangen‘ ist Simon Meyer. Bevor er sich hier als Pächter der Abdeckerei niederlässt, hat er bereits einen weiten Weg hinter sich … Einträge in verschiedenen Kirchenbüchern verraten seine Herkunft und einiges über seinen bisherigen Lebensweg. Simon stammt aus ‚Louisville‚ in der Nähe von Metz in Lothringen, wo er als ältester Sohn des Fleischermeisters Leopold Meyer um 1792 geboren wird und aufwächst. (Anmerkung: Der Pastor notierte den Herkuntsort sehr deutlich als ‚Louisville‘ – ich konnte den Ort jedoch in alten Karten nicht finden).
Simon Meyer hält sich ab ca. 1813 in Ostpreußen auf – möglichweise kam er als Soldat im Zuge der Napoleonischen Kriege in diese Gegend. Als er 1815 in der Sackheimer Kirche von Königsberg seine 1. Ehe mit Anna Barbara Spey aus Kirschnabeck bei Laukischken schließt, ist Simon Scharfrichterknecht. Auch 1817 – zum Zeitpunkt der Geburt des ältesten Sohnes Gottfried in der Stadt Kreuzburg im Kreis Preußisch Eylau – übt er diesen Beruf noch aus.
Von Kreuzburg aus zieht die kleine Familie zunächst nach Capustigall.
Das Gut Capustigall war im 16. Jahrhundert zunächst ein Gutshof der Herren von Lehndorff, dann von 1637 bis 1700 der Herrn von Mühlheim, danach der Familie von Kreytzen, ab 1711 der Familie von Chièze. Durch Erbe und Heirat gelangte es an die preußische evangelische Nebenlinie des oberschwäbischen Hauses Waldburg, die sich nach dem Ort Waldburg-Capustigall nannte. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die jungen Grafen von Waldburg-Capustigall von Immanuel Kant als Hauslehrer unterrichtet. Kant lebte aber nie im Ort, sondern kam zu Tagesaufenthalten aus dem nahen Königsberg nach Capustigall. 1835 kam das Gut durch Erbschaft an die Grafen von Dohna-Schlobitten. Ab 1850 wurde der Ort in Erinnerung an die früheren Besitzer meist Waldburg genannt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gut mit dem barocken Gutshof völlig zerstört. (Wikipedia)
Schon in Capustigall ist Simon Meyer für die Abdeckerei verantwortlich. Hier werden weitere 3 Kinder geboren, die in der Kirche von Haffstrom getauft werden: 1818 Carl Leopold – 1820 Carl Ferdinand und 1822 Tochter Christine Wilhelmine.
In dieser Karte aus dem Jahr 1912 ist der Wohnplatz ‚Klein Uderwangen‘ gar nicht verzeichnet.
Mit nunmehr 4 Kindern lässt sich Familie Meyer um 1823 in der Abdeckerei ‚Klein Uderwangen‘ im Kreis Preußisch Eylau nieder, wo Simons Ehefrau Anna Barbara von 1824 bis 1835 noch 8 weitere Kinder zur Welt bringt: 1824 Johann August – Caroline Augustine Amalie – 1825 Justine – 1827 Johann Hermann – 1829 Caroline Elisabeth – 1831 Julius Leopold – 1833 Louise Rosette und 1835 Friedrich Wilhem Meyer. Im Mai des Jahres 1841 verstirbt die Mutter.
Die vielen Kinder müssen versorgt werden …. Bereits am 25. Juni 1841 heiratet Simon in der Kirche von Uderwangen erneut. Seine 2. Ehefrau wird Christine Radowski, geb. Spey, eine Schwester der verstorbenen 1. Ehefrau und Witwe des Faktors Daniel Radowski aus Königsberg. Im Kirchenbuch ist zu lesen:
‚den 25. Juni ist der Abdecker und Wittwer Simon Meyer zu Kl. Uderwangen, gebürtig aus Lousiville, ohnweit Metz in Lothringen, in Frankreich, des dortigen verstorbenen Fleischermeisters Leopold Meyer ältester Sohn, mit seiner Braut, der Factor-Wittwe Christine Radowski geb, Spey zu Königsberg, und aus Kirschnabeck, Laukischker G(emeinde). gebürtig, hinterl(assene) Wittwe des verstorbenen Factors Daniel Radowski zu Königsberg, ehelich verbunden worden.
Simon Meyer hat großes Pech mit einigen seiner Ehefrauen … Als die 1842 geborene Tochter Bertha Louise Meyer 1844 verstirbt, lebt auch Mutter Christine schon nicht mehr. Simons 2. Ehe dauert nur 2 Jahre.
Am 16. Februar 1844 wird in der Kreuzburger Kirche Simons 3. Ehe mit Anna Elisabeth Kraft geschlossen – einer Tochter des Abdeckerpächters Johann Ferdinand Kraft aus dem ‚Kreuzburger Grund‚ und dessen Ehefrau Anna Louisa Ortmann. Anna Elisabeth wurde dort am5, April 1824 geboren.
Diese 3. Ehe endet nach nur wenigen Monaten – schon im Dezember 1844 wird in Uderwangen Simons 4. Heirat gefeiert – vermutlich mit denselben Verwandten wie zu Beginn des Jahren, denn Simons neue Ehefrau Christina Wilhelmina Kraft ist die jüngste Schwester des Kreuzburger Abdeckers Johann Ferdinand Kraft und damit die Tante seiner vorherigen Ehefrau.
Der Pastor von Uderwanger notiert im Kirchenbuch:
Simon Meyer, 51, Witwer u. Pächter der Abdeckerei zu Uderwangen, geboren in Lothringen, in der Gegend von Metz, seit 1813 hier u. Wilhelmine geb. Kraft, 42, verehelicht gewesene Holz abgeschiedene Laerm, des zu Postell verstorbenen Abdecker Pächters Gottfried Kraft vierten Tochter, zuletzt zu Schoenwalde
1846 kommt in der Abdeckerei Tochter Henriette Bertha Meyer zur Welt.
Den Namen ‚Kraf(f)t und Ort(h)mann begegnet man in der Region um Königsberg immer wieder, wenn man sich mit den Familien der Abdecker beschäftigt. Johann Ferdinand Kraft stammt aus Postel (bzw. ‚der Postelle‘) im Kirchspiel Postnicken im Samland, wo seine Familie schon seit mehreren Generationen die Abdecker stellt – Anna Louise Ortmanns Vater betreibt die Abdeckerei in Bieberswalde bei Wehlau
Der Abdecker Simon Meyer wird 65 Jahre alt – er verstirbt am 15. April 1855 an der Epilepsie. Dies ist sein Sterbeeintrag im Kirchenbuch von Uderwangen:
Simons Sohn Johann Hermann Meyer wird zunächst Riemermeister, übernimmt jedoch irgendwann auch die Abdeckerei.
Die 1822 in Capustigall geborene Christine Wilhelmine Meyer heiratet 1840 Christian Albrecht, einen Schmiedegsell als Althof im Kirchspiel Schmoditten –Augustine Amalie und Caroline Elisabeth Meyer heiraten 1844 bzw. 1847 in andere Abdecker-Familien ein:
Die Einträge im Kirchenbuch lautebn: 1844 – ‚Carl Gottfried Ortmann, 24, Abdecker Pächter in Heilsberg, vordem in Postnicken mit Augustine Amalie, 19, zweite Tochter des Abdecker Pächters Simon Meyer in Kl. Uderwangen und 1847 – ‚August Worg, Scharfrichterghilfe in Kl. Uderwangen, künftig in Heiligenbeil, Sohn des Abdeckerpächters Wilhelm Worg oo Caroline Elisabeth Meyer‘ (*1829)). Beide Eheschließungen werden in Uderwangen vollzogen.
Der in Kreuzburg geborene älteste Sohn Gottfried Simon Meyer holt sich seine Braut 1839 aus der Windmühle von Gr0ß Ottenhagen – er ehelicht die 17jährige Müllerstochter Louisa Amalia Augustine Supplit.
Louisa Amalia Augustine Supplit bzw. Supplieth ist die Tochter des Müllergesellen Gottlieb Leberecht Supplieth, der im Alter von 20 Jahren in Groß Dirschkeim im Samland einen unehelichen Sohn zeugt und danach verschwindet. Etwa 1 Jahr später heiratet er die Tochter eines Kunstgärtners, mit der er einige Kinder bekommt. Die Ehe wird 1826 geschieden. Danach verliert sich seine Spur …
Auch Gottfried Simon Meyer wird Abdecker. 1847 wird er – der sich zeitweise auch in der Abdeckerei des Schlosses Gerdauen aufhält – durch einen Steckbrief im Königsberger ‚Öffentlichen Anzeiger‚ gesucht. Gemeinsam mit 2 anderen „berüchtigten Verbrechern“ war er aus dem Wehlauer Gefängnis entwichen, in dem er aufgrund verschiedener Diebstähle gelandet war.
Weitere Abdecker in ‚Klein Uderwangen‘
1755 wird Martin Krafft genannt. Seine Ehefrau heißt Anna Christina Porsch.
1775 heißt der Abdecker Jacob Kraft – seine Ehefrau Anna Dorothea Reh
Der Halbmeister Ludwig Boeck verstirbt am 19.3.1805 im Alter von ‚etwa 45 Jahren‚ in Klein Uderwangen an der Lungensucht. Seine Ehefrau Anna Louisa, geb. Buchhorn, bringt in Klein Uderwangen 4 Kinder zur Welt: 13.9.1788 – *Maria Elisabeth Boeck – 1.2.1790 *Johann Ephraim Boeck – 4.11.1792 Christina Elisabeth Boeck – 7.2.1799 *Anna Catharina Boeck. Die verwitwete Halbmeisterfrau Anna Louisa Boeck, geb. Buchhorn wohnt noch 1813 in Klein Uderangen. Vermutlich hat sie nach dem Tod ihres Ehemanns den jungen Abdecker Johann Friedrich Klein zu Hilfe geholt, der jedoch nur 26 Jahre alt wird und am 3.3.1811 in Klein Uderwangen verstirbt.
Die älteste Boeck-Tochter Maria Elisabeth (*1788) heiratet 1811 in Uderwangen den Knecht Christian Lentz, einen Sohn des in Weißstein verstorbenen Instmanns Johann Lentz – die jüngste Tochter Anna Lovisa (*um 1801) wird 1820 in Uderwangen die Ehefrau des Landwehrmanns Gottlieb Krause, des jüngsten Sohns des in Lewitten verstorbenen Einwohners Christoph Krause.
1817 betreibt der Abdecker Johann Kurowski mit seiner Ehefrau Karolina Kraft die Abdeckerei in Klein Uderwangen. Im November wird ihre Tochter Heinriette Friderica Amalia Kurowski geboren. Als Witwer heiratet Johann Kurowski 1841 in Kreuzburg wiederum eine Tochter aus der Abdecker-Familie Kraft. Seine 2. Ehefrau ist eine Tochter des Kreuzburger Abdeckerpächters Johann Ferdinand Kraft und seiner Ehefrau Anna Louisa Ortmann. Mittlerweile ist Johann Kurowski Abdecker in Alleinen im Samland – im Kirchspiel Pobethen.