Im ‚Photographen Atelier‘ von Carl Friedrich Röthlisberger

Diesen Beitrag hatte ich bereits vor mehreren Jahren veröffentlicht, aber nun kann ich ihn durch weitere Informationen ergänzen!

Das nebenstehende Foto wird etwa um 1900 im ‚Photographen Atelier‘ von Carl Friedrich Röthlisberger in Vegesack entstanden sein.

Glücklicherweise hat meine Mutter auf der Rückseite mit Bleistift die Namen der beiden abgebildeten Damen vermerkt: Elisabeth Dehls (oo Meyer) und Anna Kröger (oo Haesloop).

Meine Großmutter Anna Lisette (rechts) hätte ich erkannt. Von ihr existieren noch viele weitere Bilder. Anna Lisette Kröger, geb. Schaumlöffel wurde 1885 in Lüssum geboren und ist hier vermutlich 15 oder 16 Jahre alt.

Elisabeth Catharine Dehls ist zwei Jahre älter als Anna Lisette. Sie ist die älteste Tochter des Lüssumer Zimmermanns und Seefahrers Johann Carl Dehls und seiner Ehefrau Adeline Louise Margarete Hanke.

Auf diesem Bild sieht man Elisabeth Catharine Dehls (sitzend) mit ihren drei Schwestern: Adele Margarethe Dehls (1884-1952) – Caroline Louise Dehls (1886-1947) und Wilhelmine Adelheid Dehls (1890-1976).

Ihr Vater ist ein unehelicher Sohn meiner Ur-Ur-Großmutter Elisabeth Dehls, der am 13. Juni 1847 in Lüssum zur Welt kommt und als dessen Vater im Kirchenbuch ‚Diedrich Rabe aus Süstedt‚ angegeben wird. Elisabeth bringt diesen Sohn mit in die Ehe, als sie am 26. Mai 1850 in Blumenthal den Schneider Carsten Knübel (1814-1881) heiratet. Er wächst gemeinsam mit den sechs ehelichen Knübel-Kindern in Lüssum auf.

Meine Großmutter Anna Lisette und Elisabeth Catharina Dehls – die beiden jungen Mädechen auf dem oberen Bild – sind gemeinsam in einem Vegesacker Haushalt tätig. Ihre sorgsam gebügelten und frisch gestärkten weißen Schürzen deuten auf eine Arbeit als ‚Hausmädchen‚ hin. Damals war es üblich, dass junge Mädchen – in Vorbereitung auf ihre spätere Rolle als Ehefrau und Mutter – nach Beendigung ihrer Schulzeit zunächst in einem fremden Haushalt das Kochen, Backen, Waschen und Putzen erlernten. 

So war es auch zum Beispiel auch bei meiner Urgroßmutter Elisabeth Haesloop, die eine Zeit lang bei ihrem Onkel, dem Schiffskapitän Bernhard von Hagen in Vegesack ‚diente‘.

Dank einer Notiz auf der Rückseite dieses Fotos weiß ich nun, dass die beiden Mädchen im Vegesacker Haushalt des Zoologen Simon Albrecht Poppe arbeiten, Sohn des Schiffskapitäns Georg Poppe und dessen Ehefrau Margarethe Jaburg, die aus einer Vegesacker Seefahrerfamilie stammt.

Nach Simon Albrecht Poppe wird später die Albrecht-Poppe-Straße in Vegesack benannt werden.

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Zur Genealogie der Müller in Zinten, Heiligenbeil

Leider habe ich meine Sammlung ostpreußischer Müller, Mühlenpächter und Mühlenbesitzer aufgrund anderer Projekte ein wenig vernachlässigt. Aber da die Erforschung meiner eigenen Vorfahren gezeigt hat, wie mühsam es ist, die Müller-Familien zu verfolgen und die Zusammenhänge dieser Familien herzustellen, bin ich bei der Durchsicht von Kirchenbüchern nach wie vor wachsam, wenn mir Müller begegnen …

Es begann mit der Suche nach der Herkunft von Anna Juliana Vetter, die 1822 in der Kirche von Klein Dexen in dritter Ehe den Müllermeister Jacob Westphal, einen Halbbruder meines Vorfahren Friedrich Westphal, heiratet. Jacob übernimmt die Schlauthiener Mühle von ihrem zweiten Ehemann Gottlieb Ernst Kohn, der 1822 in der Mühle verstarb. In erster Ehe hatte Anna Juliana 1808 in Kreuzburg den verwitweten Töpfermeister Daniel Congehl geheiratet. In diesem Eintrag wird angegeben, dass sie aus Tilsit stammt.

Irgendwann landete ich bei meiner Suche nach Familien namens ‚Vetter‚ im Kirchenbuch von Zinten, da der dortige Mühlenbesitzer um 1800 Johann George Vetter hieß. Eine Verbindung zu Anna Juliana Vetter ließe sich nicht finden, aber ich beschäftigte mich ein wenig mit der Zintener Mühle und der Müller-Familie Vetter.

Zunächst ein Text aus dem Buch „Der Kreis Heiligenbeil“, Ein ostpreußisches Heimatbuch – zusammengestellt und bearbeitet von Emil Johannes Guttzeit; Rautenbergsche Buchhandlung Leer; 1975:

Die Wassermühle in Z i n t e n, die 1412 erstmalig genannt wird, hatte 1437 3 Gänge und zinste jährlich 80 Mark. Später hatte sie wie andere Mühlen Weizen, Roggen, Malz und gemästete Schweine ans Amt zu liefern. Um 1525 verwaltete sie der Müller Andreas Kante. 1533 erhielt der Müller Hans Matern die Erlaubnis, in der Nähe eine Schneidemühle zu erbauen; als diese 1541 abbrannte, errichtete er sie 1547 von neuem. Um 1580 wird der Müller Basilius Thiel (Thilo) überliefert (er ist der Vater des am 2. Jan. 1579 in Zinten geborenen Pfarrers und Kirchenliederdichters Valentin Thilo (+ 1620); sein Adventslied »Mit Ernst, o Menschennkinder, …« ist allgemein bekannt).

1594 ging die Mühle an den Mühlenmeister Hans Höner über; sein Nachfolger war der Mühlenmeister Pönner, dem 1633 Hans Kühn folgte. 1622 wird der Müller Leonhard Bergau erwähnt. Auf die Erbmüller Bartsch, Griß, Tiede und Erdmann Willner folgte 1751 Joachim Heuer, dem die Mühle in Erbpacht gegeben wurde. Er verkaufte sie 1756 an Georg Ludwig Kiefer für 1800 Taler. Als dieser die Mühle 1759 neu erbaute, erhielt er eine Beihilfe von 156 Talern. Er verkaufte die Mühle an Preuß, der dem Amt im Jahre 1770 300 Taler schuldig blieb; ihm folgte Buchholz, der die Mühle 1780 für 10000 Floren an Hennig weiterveräußerte.

Die Mühle muß damals wenig einträglich gewesen sein; denn sie kam – unter dem Eigentümer Rokitzki – in Zwangsverwaltung, bis sie 1789 für 18000 Floren an Georg Vetter verkauft wurde. Als sie dann 1825 an Bergau überging, brachte sie 12000 Taler. 1827 wurde der Erbpachtkanon aufgehoben, so daß die Mühle nunmehr in vollen Privatbesitz übergehen konnte. Ihre Besitzer waren Patschke, Pauly, zuerst der Vater, dann vor 1902 sein Sohn Wilhelm Pauly, der sie an Frommhagen verkaufte.

Im Jahre 1886 war die Mühle umgebaut und mit neuen Maschinen ausgestattet worden. Um 1910 vermahlte sie täglich 300 bis 450 Ztr. Getreide. Der Mühlenbesitzer W. Pauly (+1936) errichtete 1902 ein eigenes Elektrizitätswerk, das den zwei Dynamomaschinen der Mühle den Strom lieferte. An dies Werk war auch die Stadt Zinten mit der Straßenbeleuchtung und 110 Privathaushalten angeschlossen. Frommhagen, der den Landbesitz vergrößert hatte, verkaufte 1932 eine erhebliche Fläche zu Siedlungszwecken.

Diese Photos von 2006 stammen von Bernhard Waldmann

Einige Ergänzungen von mir: Der erwähnte Georg Vetter – richtig Johann George Vetter – verstirbt am 2.9.1810 in der Zintener Mühle. Er hat mindestens 4 Kinder:

  • Henriette Anna Vetter heiratet am 17.3.1808 in Zinten August Friedrich Wilhelm von Geyso – der Heiratseintrag lautet: ‚Herr August von Geyso, Reichsfreiherr u. Lieut. außer Dienst, mit Demoiselle Henriette, des Herrn Johann George Vetter, Erbmühlenpächters hieselbst ältester Tochter
  • 1809 ist August Friedrich Wilhelm von Geyso Besitzer des Vorwerks Woymanns bei Landsberg im Kreis Pr. Eylau – dort wird am 25. Oktober 1809 Tochter Mathilde Antonette von Geyso geboren.
  • Dorothea Vetter heiratet den Müllermeister Johann George Bergau, der die Mühle in Zinten zunächst pachtet und später Eigentümer der Mühle wird. Die beiden bekommen 5 Kinder, die von 1816 bis 1830 in der Mühle geboren werden.
  • Johanna Lovisa Vetter, geb. 1795 in der Mühle von Zinten heiratet am 4.7.1831 -nach dem Tod ihrer Schwester Henriette in der Festung Friedrichsburg in Königsberg ihren Schwager August Friedrich Wilhelm von Geyso. Der Eintrag lautet:: ‚August Friedrich Wilhelm Freyherr von Geyso, 47, Major außer Dienst, aus Soest in Westphalen, mit Fräulein Johanna Louise Vetter, 36, des verstorbenen Mühlenbau Inspectors Johann George Vetter zweite Tochter‘
  • Charlotta Dorothea Vetter *5.9.1796 in der Mühle von Zinten.

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Forschungsergebnisse werden zu Büchern …

Ich freue mich sehr darüber, dass ich es geschafft habe, viele meiner Forschungsergebnisse der vergangenen (fast 30) Jahre auszuwerten und dass sie nicht nur in einer Schublade verschwinden! Seit gestern ist auch mein zweites Natangen-Buch im Handel erhältlich!

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Christian Hattendorf – ein Bremer Stadtsoldat

Wie meine sächsischen Ahnen, so gehört auch mein Vorfahre Christian Hattendorf zur Ahnen-Linie meiner Großmutter väterlicherseits. Bislang wusste ich lediglich, dass seine Tochter Catharine Sophie Hattendorf am 5. Mai 1763 in der Lesumer Kirche den Fayencenmaler Caspar Grote heiratet. Der Heiratseintrag enthält kaum Informationen über Familie Hattendorf – es wird lediglich angegeben, dass die Familie aus Bremen stammt und Christian 1763 bereits verstorben ist.

Mittlerweile fand ich ein wenig mehr über ihn und seine Lebensumstände heraus und er wird für mich ‚lebendiger‚. Ich entdeckte seinen Namen im Register zur Stammrolle des bremischen Stadtmilitärs von 1731 und in der Stammrolle selbst werden sowohl sein Geburtsort, sein Alter als auch sein eigentlicher Beruf genannt.

Zum ersten Mal habe ich mich ein wenig mit der Geschichte der ‚Bremer Stadtsoldaten‚ beschäftigt …

Die Zitate im nachfolgenden Text stammen aus dem Aufsatz von Johann Focke: Vom bremischen Stadtmilitär. In: Bremisches Jahrbuch. Band 19, Bremen 1900. Hier digitalisiert zu finden!

In Bremen – wie auch in vielen anderen Städten – werden in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts aufgrund unruhiger Zeiten (die Kriegsgefahr steigt durch das Anrücken des Feldherrn Tilly) besondere Sicherheitsmaßnahmen getroffen: die Wehranlagen der Alt- und Neustadt werden verstärkt und durch ständig anwesende Miliz wird die bisherige Bürgerwache gestärkt.

Bastionen in Bremen 1729 – Von F. B. Werner – Holle Weisfeld: Ostertor – Steintor 1860–1945. Edition Temmen, Bremen 1998, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4690440

‚Um nicht das gleiche Schicksal zu erleben, das anderen Städten wie Wesel, Soest und Lippstadt widerfahren sei, die leicht überfallen und eingenommen seien, weil sie keine Soldaten gehabt hätten‘, beginnt man ab 1618 gezielt, Soldaten anzuwerben. 1623 sollen diese auf 600 ergänzt werden.

Immer wieder mangelt es jedoch an Geld für die Besoldung der Soldaten, die vehement darauf drängen, entlohnt zu werden. Sowohl die immensen Kosten für die riesigen Festungsbauten als auch der Sold der zusätzlich benötigten Soldaten müssen von der Stadt Bremen aufgebracht werden. Deshalb entscheidet sich die Bremer Bürgerschaft nach langen Verhandlungen für die Einführung der Komsumtion auf ‚essen, drinken und dergleichen Wahren‘.

Die für die Stadtmiliz Angeworbenen werden – ‚nachdem diese ‚einzeln oder in Trupps in der Stadt oder Umgegend von Werbern eingefangen oder durch die bekannten Lockmittel dingfest gemacht waren‘ – offiziell in der Kriegskammer angenommen, die sich innerhalb des Bremer Rathauses befindet.

Im 18. Jahrhundert wird das Anwerben von Soldaten leichter. Ratsherren oder anderen einflussreichen Personen gelingt es immer wieder ‚irgendeinen arbeitsunfähig gewordenen Ehemann ihrer früheren Dienstmagd oder einen abgeworbenen Kutscher, Gärtner oder Bedienten unter die rote Uniform zu stecken.‘ Der Militärstand wird zu einem kleinen Nebenverdienst.


Friedrich Bernhard Werner – Bremen um 1729 bis 1750

Von 1622 bis 1744 bestand das Stadtmilitär regelmäßig aus drei Kompagnien, deren jede ungefähr zu 200 Mann gerechnet ist.‘ Der an der Spitze stehende Offizier ist gleichzeitig Stadtkommandant und als solcher auch Vorsteher des gesamten Befestigungs-, Ingenieurs- und Artilleriewesens.

Die Bewaffnung wird den Soldaten gegen Bezahlung aus dem Zeughaus geliefert. Sie besteht vorwiegend ‚aus Musketen, den schweren Gewehren mit Luntenschloss, die beim Abfeuern auf Gabeln gelegt wurden. Aber neben den Musketen, die beim bremischen Militär schon früh, nämlich 1681 durch Flinten ersetzt wurden, erhielten sich in allen Armeen noch merkwürdig lange die Piken (Langgewehr), ca. 6m lange Holzspeere mit dünner Eisenspitze.‘

KB St. Stephani 1726

Bei seiner Eheschließung mit Luke Heidewig Bucks, die am 14. August 1726 in der Bremer Kirche St. Stephani stattfindet, ist Christian bereits Stadtsoldat und wohnt ‚hinterm Schutzwall‘.

1731 – zum Zeitpunkt der Nennung in der Stammrolle des bremischen Stadtmilitärs – ist er 35 Jahre alt, seit 5 Jahren Stadtsoldat, verheiratet und hat ein Kind. Er müsste demnach um 1694 geboren unfd um 1726 angeworben worden sein. Sein eigentlicher Beruf ist Schneider und er gibt an, dass er aus Barsinghausen stammt.

Eintrag in der Stammrolle

In Barsinghausen heiraten 1685 Heinrich Hattendorf und Anna Dorothea Kasten, die Witwe des 1684 verstorbenen Berent Ties. Von 1686 bis 1701 werden ihre Kinder geboren: 1686 Curd Jacob Hattendorf – 1688 Tönnies Hattendorf – 1690 Anna Maria Hattendorf + 1691 – 1692 Hans Dieterich Hattendorf – 1694 Otto Hattendorf – 1696 Anna Maria Hattendorf und 1701 Engel Hattendorf. Leider gibt es keinen Sohn namens Christian unter ihnen!

Ich kann mir sogar vorstellen, wie mein Vorfahre Christian Hattendorf während seines Dienstes aussah! ‚1735 besteht die neu ausgegebene Montur aus rotem Laken (offenbar für den Rock), greisem Leinen (für die Beinkleider), weißem Vonal (für die Weste), ferner aus Schnallenschuhen, Hut mit Tressen u.s.w.‘

Nicht nur ihre Waffen, sondern auch ihre Uniformen müssen die Stadtsoldaten selbst bezahlen – die Kosten werden von ihrem Sold abgezogen. Ihr Dienst beschränkt sich überwiegend auf die Bewachung der Stadttore – ab und zu werden sie auch bei Grenzabsperrungen bei Menschen- und Viehseuchen eingesetzt.

Der Sold der Stadtsoldaten ist gering – fast immer arbeiten sie vor allem in ihrem eigentlichen Beruf. Christian Hattendorf wird demnach wohl als Schneider tätig gewesen sein, um seine Familie ernähren zu können.

Als seine Tochter Catharina Sophie 1763 in Lesum heiratet, ist Christian Hattendorf bereits verstorben. Leider konnte ich bisher weder seinen Tauf– noch seinen Sterbeeintrag finden. Auch Informationen über seine Ehefrau Luke Heidewig Bucks sowie der Taufeintrag von Tochter Catharina Sophie fehlen bislang noch. Ich weiß lediglich, dass eine Schwester der Mutter namens Anne Sophie Bucks am 15.11.1732 in Bremen St. Stephani die Ehe mit Anthon Tietz schließt.

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Familie Springefeld in Graditz

‚Bevor die Elbe an der alten wehrhaften Stadt Torgau vorüberfließt, aus deren Mitte die Türme von Schloß Hartenfels weithin sichtbar hinausragen, durchzieht sie in weiten Windungen ein weites Wiesenland. Einzelne uralte Pappeln stehen dort als Wahrzeichen einer vergangenen Zeit. Hier, nicht weit vom östlichen Flußufer, jenseits des Elbdammes, liegt Graditz, mein Geburtsort.‘

Graf Siegfried Lehnhoff ‚, Ein Leben mit Pferden‘, Hannover 1956

Graditz wird bereits 1611 erstmalig als Gestüt erwähnt und ist damit das älteste aller deutschen Gestüte.

 Deutsche Fotothek

Öder-Zimmermann : Gegend um Herzberg und Torgau, 1:53 333, 1586-1634
Beschreibung: Sektion VI : Gegend um Herzberg und Torgau / Matthias Öder, Balthasar Zimmermann. – 1:53 333. – [1586-1634]. – kolor. Federzeichnung. S oben

Datierung: um 1614-1634

In Graditz kommt nicht nur Herr Lehndorff zur Welt – auch einige meiner Vorfahren werden hier geboren – u.a. am 20. Mai 1769 Johanna Rosina Springefeld. Und sowohl ihr Vater Johann George Springefeld als auch ihre Mutter Johanna Maria Raum stammen aus Graditz. Am 23.11.1758 heiraten sie in der Kirche von Zschackau.

Johann George Springefeld ein Junggeselle weyland Johann George Springefelds gewesener Kunst und Baumgärtners in Graditz hinterlasener Sohn und Jungf. Johanne Maria Raumin, weyland Christian Raums gewesenen Haußmanns in Graditz hinterlasener ehgeleibl. mittelste Tochter, so den 23. Novemb. copuliret worden

Der Heiratseintrag enthält zwei Fehler: 1. Der Graditzer Kunstgärtner heißt nicht Johann George, sondern Johann Gottfried Springefeld und 2. ist er nicht der leibliche Vater des Bräutigams – s.u.

Johanna Rosina – die jüngste Tochter des obigen Ehepaars – wächst in Graditz mit drei älteren Geschwistern auf (Johann Gottlob Springefeld *1760 – Maria Sophia Springefeld *1763 und Johanne Elisabeth Springefeld*1767).

Sie ist 4 Jahre alt, als Friedrich August – der damalige Kurfürst von Sachsen – bei seiner Durchreise nach Lichtenberg das Gestüt Graditz besucht. Im Kirchenbuch von Zschackau erwähnt der Pastor dieses Ereignis, da man aus Unwissenheit versäumt hatte, die Glocken zu läuten! Er schreibt: ‚Am 14. October 1773 reisten Sr Churfürstl(iche) Durchl(aucht) unser gnädigster Landesherr, der nebst seiner Frau Gemahlin, hier durch nach Lichtenberg, nachdem Sie vorher das Gestütte in Graditz besehen hatten. Zur Nachricht dienet, daß an denen meisten Orten, wo Sr. Churfürstl. Durchlaucht durchgereiset, mit allen Glocken geläuten worden; welches von hier in Zschackau nicht geschehen, weil man von dieser Gewohnheit keine Wissenschaft hatte.‘

Rosinas ältere Schwester Maria Sophia heiratet am 17. Januar 1790 in Zschackau Johann Gottfried Lindner, einen Bedienten des Graditzer Kammerherrn und Stallmeisters von Lindenau.

Zschackau – Domin: p. N. et Domin I et II post. Epiph. wurde Johann Gottfried Lindner, Bedienter bey Sr. Hochwohlgeb. dem Herrn Kammerherrn u. Stallmeister von Lindenau in Graditz, Gottfried Lindner, Haußgenoßen in Graditz ehel. einziger Sohn, und Maria Sophia Springefeldin, Johann George Springefelds, Haußgenoßens in Graditz ehel. älteste Tochter proclamiret und am 17. Januar in hiesiger Kirche in der Stille copuliret.

Am zweiten Adventssonntag des Jahres 1792 kommt es in der Familie zu einem tragischen Unfall. Maria Sophia Lindner – Rosinas Schwester – wird auf dem Weg von Graditz nach Torgau von einem Frachtwagen erfasst und verunglückt dabei tödlich. Der Pastor von Zschackau schildert den Ablauf:

‚Am 9ten Decembr. ereignete sich ein trauriger Zufall. Gottfried Lindners, Haußgenoßen und Handarbeiters in Graditz Ehefrau ging an diesem Tage /Es war der zweyte Advents Sonntag/ nach Torgau, und da sie um halb 8 Uhr bey dem Schanzen Thor ankommt, fährt eben ein Fracht Wagen durch daßelbe; sie will neben demselben vorbeygehen, der Wagen ergreift sie aber, sie schreyet: Au! läßt aber sonst kein Wort hören. Die über dem Thore stehende Schild-Wache kommt herunter und findet das unglückliche Weib jämmerlich zugerichtet in ihrem Bluthe todt daliegend. Der Fuhrmann, welcher aus Sanau? war, wurde bey angestellter Untersuchung ganz unschuldig befunden. Der Leichnam wurde noch an eben dem Tage des Abends auf dem Gottes Acker in Torgau beerdiget.‘

Deutsche Fotothek – Meilenblatt (Dresdner Exemplar) 49 : Torgau – um 1810
http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90011170

Johann George Springefeld – Vater der o.g. Kinder – wird am 7.7.1732 in Graditz geboren. Zunächst ist er dort Schankwirt, später wird er als Hausgenosse bezeichnet. Sechs Monate vor seiner Geburt heiratete seine Mutter Maria Christina Engelmann – eine Tochter des in Altbelgern verstorbenen Schiffmüllers Georg Engelmann – den damaligen Graditzer Kunst- und Lustgärtner Johann Gottfried Springefeld, ohne wohl zu wissen, dass sie bereits von einem anderen Mann schwanger war.

Für Johann Gottfried ist dies die zweite Ehe. Seine erste Ehefrau, deren Namen im Kirchenbuch leider nicht erwähnt wird, war zwei Jahre zuvor in Graditz verstorben und dort mit einer Leichenpredigt und Abdankung bestattet worden.

Aus der ersten Ehe stammt Sohn Johann Gottfried Springefeld, der wie sein Vater den Beruf des ‚Kunst- und Lustgärtners‚ ergreift und 1741 – zum Zeitpunkt seiner Eheschließung mit Anna Christiana Grund, einer Tochter des Zimmermanns Christoph Grund aus Torgau – in Dresden lebt.

Geheiratet wird 1732 in Zwethau – der Heiratseintrag von Johann Gottfried Springefeld und Maria Christina Engelmann wird sowohl im Kirchenbuch von Zwethau als auch im Kichenbuch von Zschackau erwähnt. Im KB von Zschackau lautet er: ‚Herr Johann Gottfried Springefeld, Königl(icher) Lust und Baumgärtner in Graditz und Kreischau, ein Witwer, mit Jungfer Maria Christina Engelmannin, weyl(and) Georg Engelmanns, gewesenen Schiff Müllers in Altbelgern hinterlaßene eheleibl(iche) Tochter – hier nur proclamiret‚. –

In Zwethau wurde nachträglich hinzugefügt: ‚Gedachte Engelmannin hat sich nach der Copulation von einem andern schwanger befunden‘.

Den Namen des leiblichen Vaters von Johann George Springefeld erfährt man in seinem Taufeintrag, der wie folgt lautet: ‚den 7. Juli ist von Frau Maria Christina Springefeldin, gebohrne Engelmann, ein Sohn gebohren worden, den Sie zu ihrem Mann, Hrrn Johann Gottfried Springefeld leichtfertiger Weise gebracht, gebohren und dann darauf getaufet worden. Der Nahme ist Johann George ihm gegeben worden, der Mutter … … Bekentnis von diesem Kinde ist: daß dies Kind zum Vater habe Andreas Taube (,) Schreiber auf dem adelichen Guthe Zwethau.‘

Für mich bedeutet dies: zu meinen Vorfahren gehören Johanna Rosina Springefeld, ihr Vater Johann George, jedoch nicht der Kunstgärtner Johann Gottfried Springefeld, sondern Andreas Taube, der Schreiber und spätere Verwalter des Gutes Zwethau. Ich finde ihn 1727 als ‚Bedienten auf dem Herrenhofe‚ – anschließend über mehrere Jahre als Schreiber des Gutes und 1734 als dessen Verwalter.

1727 erscheint auch Maria Christina Engelmann im Zwethauer Kirchenbuch unter den Taufpaten. Sie dient als ‚Köchin auf dem hochadeligen Hofe‘. Dort werden sich Andreas Taube und Maria Christina Engelmann also kennengelernt haben.

KB Zwethau 1727 – als Patin ‚Jungfer Maria Christina Engelmannin, Köchin auf dem Hoch adl(igen) Hofe alhier
KB Zwethau 1732 – als Pate ‚ Tit. H. Andreas Taube wohlbestater Hoch adl(iger) Verwalter hier in Zwethau

Bei der Durchsicht des Zwethauer Kirchenbuchs habe ich mir noch weitere Schreiber bzw. Verwalter des Gutes Zwethau notiert: um 1710 Johann Michael Hempel als Schreiber – 1715 Christian Cobeus – 1716 ist er Verwalter – 1719 als Verwalter Johann Christoph Vogelsang – 1721 Martin Messerschmidt – 1726 Tobias Anthon May (Mey) – im Februar 1730 bekommt dieser einen Sohn namens Carl Friedrich – 1739 muss der Vater verstorben sein – die Witwe wird noch unter den Paten genannt. Nachfolger von Tobias Anthon May wird dann mein Vorfahre Andreas Taube.

Noch einmal zurück nach Graditz …

Unter August dem Starken wird Graditz im Jahre 1722 zum Landesgestüt erhoben. Es sollte vor allem den kurfürstlichen Marstall mit Rassepferden beliefern.

Der Sächsische Hofbaumeister .Matthäus Daniel Pöppelmann – Erbauer des Dresdener Zwingers – wird damit beuftragt, das Gestüt von Grund auf neu zu errichten, nachdem ihm der Kurfürst im März 1722 mitgeteilt hatte: ‚Wir sind gemeynet, bey unserm Forwege Gratitz ein neu Gestütte anlegen und ein neu steinern Gebäude … aufführen zu lassen, und befehlen hiermit, Du der Oberlandbaumeister wollest dich … gnüglich informieren und ohnverzüglich nach Gratitz dich begeben, alles selbst in Augenschein nehmen ….‘ (Quelle: Graf Siegfried Lehnhoff ‚, Ein Leben mit Pferden‘, Hannover 1956)

Johann Gottfried Springefeld ist vermutlich schon um 1722 als Kunstgärtner in Graditz angestellt. Einige Jahre später wird er bereits als Taufpate bei Johanna Maria Riegel genannt, einer Tochter des damaligen Graditzer Vogts Hans George Riegel.

Meine Vorfahrin Johanna Rosina Springefeld lebt nach ihrer Eheschließung mit dem Mousquetier Johann George Philipp in Torgau – ihre Eltern Johanna Maria Raum und Johann George Springefeld versterben 1798 und 1808 in Graditz. Auch Rosinas Großmutter Maria Christina Springefeld, geborene Engelmann und ihr Ehemann Johann Gottfried Springefeld leben bis zu ihrem Tod – 1758 bzw. 1750 – in Graditz.

Leider verliert sich die Spur des Zwethauer Verwalters Andreas Taube – er scheint das Gut vor 1750 verlassen zu haben. Um 1751 heißt der dortige Gutsverwalter Johann Gottfried Richter.

Eiche bei Graditz – etwa 350 Jahre alt ! https://www.monumentale-eichen.de/sachsen/graditz/

Diesen Baum haben sicherlich auch einige meiner Ahnen bereits gesehen!

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Impressionen aus dem Kreis Pr. Eylau in Natangen

Vorgestern wurde mir ein Probe-Exemplar meines neuen Buches zugesandt. Wenn ich alles genau durchsehen habe und keine Änderungen mehr vorgenommen werden müssen, kann es gedruckt und im Buchhandel angeboten werden.

Ich habe für dieses Buch all meine während der vergangenen 30 Jahre verfassten und gesammelten ‚Natangen-Geschichten‚ chronologisch geordnet. Es enthält Berichte über Begebenheiten in der Region Natangen von der Zeit des Ordens bis zur Gegenwart. Die meisten dieser Berichte beziehen sich zwar auf das Gebiet des ehemaligen Kreises Preußisch Eylau – die Schilderungen der Lebensumstände während der vergangenen Jahrhunderte betreffen jedoch die Bewohner des gesamten Gebiets Natangen.

Für einen ersten Eindruck: dies ist das Inhaltsverzeichnis:

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Pinnewitz – Deila – Altbelgern und Graditz

Einige dieser Ortsnamen hatte ich nie zuvor gehört – nun weiß ich, dass in Pinnewitz Deila Altbelgern und Graditz während des 18. Jahrhunderts eine Reihe meiner sächsischen Vorfahren lebten! In den vergangenen Wochen habe ich mich endlich einmal näher mit ihnen beschäftigt. Wegen meiner Leidenschaft für das ostpreußische Natangen und meiner jahrelangen Beschäftigung mit dieser Region hatte ich sie bisher ziemlich vernachlässigt.

Meine Leidenschaft für Ostpreußen wird nie enden, aber auch meine sächsischen Vorfahren haben sicherlich in einer wunderschönen Gegend gelebt. Hier bin ich noch nie gewesen -nicht einmal in Dresden, was ich sehr bedauere. Aber immerhin bin ich bis ins Leipziger Staatsarchiv gekommen!

Es sind nicht nur neue Ortsnamen, an die ich mich gewöhnen muss und will. Eine bislang unbekannte Vorfahren-Gegend kennen zu lernen, bedeutet für mich auch, sich mit der Geschichte der Orte zu befassen, in denen sie wohnten und die Lebenswege der ‚neuenAhnen zu erkunden!

Meine sächsischen Ahnen gehören in die Linie der Vorfahren von Caroline Auguste geb. Müller, meiner Großmutter väterlicherseits. Ihr Großvater – mein Ur-Ur-Großvater – Carl Friedrich August Müller kommt 1818 in Torgau an der Elbe zur Welt, verlässt seine Heimat gemeinsam mit einem jüngeren Bruder und heiratet 1847 in Bremen-Blumenthal Wilhelmine Friederike Bischoff aus Hoya.

Hier sieht man die beiden:

Carls Eltern, der Zimmermann Friedrich August Müller und Johanna Christiana Sophia Philipp heiraten am 1. September 1818 in der Torgauer Stadtkirche St. Marien.

Ihr Heiratseintrag aus dem Kirchenbuch der Marienkirche

Friedrich August Müller, Zimmermann allhier, Johann Samuel Müllers, Elbschiffmühlenbesitzers u. Einwohners in Großtreben ehel. ältester Sohn u. Johanna Christiana Sophia Philippin, Johann George Philipps, Einwohners u. Brauers allhier ehel. älteste Tochter. / Sponsus ist 30 1/2 Jahre u. Sponsa 23 Jahre alt / sind am 1. Sept. in der Stadtkirche …. in der Donnerstagstrauung getrauet worden.

Die Kirchenbücher von Großtreben unweit von Torgau, in der Familie Müller im 18. Jahrhundert lebte, wurden noch nicht digitalisiert. Darauf warte ich nun, um vorherige Generationen dieser Familie aufspüren zu können.

Aber mit der Geschichte der Stadt Torgau konnte ich mich bereits beschäftigen. Die Marienkirche (auch Stadtkirche genannt), in der all meine Torgauer Vorfahren getauft wurden oder ihre Hochzeiten vollzogen, ist die Hauptkirche der Stadt und die Begräbnisstätte von Luthers Frau Katharina.

Stadtkirche St. Marien, Wintergrüne in Torgau. 09287089

Bildquelle: By Radler59 (talk) – Self-photographed, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=137209289

Torgau war als Residenz der sächsischen Kurfürsten ein politisches Zentrum im Kernland des Protestantismus. Martin Luther predigte häufig in der Marienkirche. Seine Frau Katharina von Bora fand hier ihre letzte Ruhestätte. Der Reformator und die entflohene Nonne hatten 1526 geheiratet. Katharina wurde zu einer engen Gefährtin und wichtigen Stütze ihres Mannes. Als Ehefrau Luthers führte sie in Wittenberg einen großen Haushalt, verköstigte und beherbergte europäische Geistesgrößen, Glaubensflüchtlinge, Kranke und Pflegekinder. Täglich sollen das 30 bis 50 Personen gewesen sein. Als 1552, nachdem Martin Luther bereits gestorben war, in Wittenberg die Pest ausbrach, zog sich seine Witwe für einige Monate nach Torgau in das Franziskanerkloster zurück. Dort starb sie infolge eines Unfalls mit ihrer Kutsche noch im selben Jahr. In der Marienkirche erinnert ein Grabstein an „die Lutherin“. Darauf ist sie in Lebensgröße dargestellt: gekleidet in Witwentracht liest sie die Bibel.

Text und Bildquelle: https://www.denkmalschutz.de/denkmal/st-marienkirche-torgau.html

Das obige Taschenbuch für Reisende, in dem u.a. auch die Stadt Torgau beschrieben wird, wird 1826 veröffentlicht. Familie Müller wohnt zu dieser Zeit in der Torgauer Rittergasse. Diese Adresse wird im Kirchenbuch angegeben, da einige der neun in Torgau geborenen Müller-Kinder eine Haustaufe erhalten.

Beide Kartenausschnitte stammen aus einer Handzeichnung von Carl Tilling, die nach 1791 angefertigt wurde. (Quelle: Staats- u. Universitätsbibliothek Dresden)

Die ‚Rittergasse‚ existiert noch heute, allerdings heißt sie nun ‚Ritterstraße‚. Auf diesem Ausschnitt erkennt man, dass die Familie nicht weit gehen musste, um – vorbei an der Marienkirche und am Schloss Hartenfels – ans Ufer der Elbe zu gelangen.

Über die in Sachsen gebliebenen Geschwister konnte ich Folgendes herausfinden: Friederike Caroline Müller heiratet 1849 in Torgau den Maurer Carl Hermann Leppchen (auch Leppchen oder Läpgen geschrieben) – Johann Friedrich August Müller wird Schuhmachermeister in Brück (Kreis Zauch-Belzig), er ist dort zunächst verheiratet mit Johanne Sophie Lorentz u. anschließend mit Luise Henriette Moritz – die 1822 geborene Maria Heinriette Müller wird 1851 die Ehefrau des Torgauer Zimmermanns Wilhelm Ernst HartmannMaria Sophia Müller verstirbt 1850 an der Cholera – der 1827 geborene Gottlieb August Müller wird nur einige Monate alt – der jüngste Sohn Friedrich August Müller wird Maurer und heiratet 1864 Johanne Christiane Nitzschke.

Die Mutter der 9 in Torgau geborenen Müller-Kinder – Johanna Christiana Sophia Philipp – kommt 1795 als älteste Tochter des ‚Mousquetiers der Leib-Compagnie des Hochlöblichen von Zanthierschen Infanterie Regiments‘ Johann George Philipp und dessen Ehefrau Johanna Rosina Springefeld in Torgau zur Welt.

Torgau ist eine Garnisonsstadt und das Infanterie Regiment Zanthier, dem Johann George Philipp angehört, ist hier stationiert. So ähnlich wie der Herr auf der rechten Seite dieses Bildes wird er wohl ausgesehen haben. Links sieht man einen Offizier dieses Regiments – rechts einen Mousquetier und im Hintergrund die Stadt Torgau. Nach Beendigung seiner Zeit bei der Armee – ab etwa 1810 – arbeitet Johann George Philipp als ‚Braugehülfe‚ in Torgau.

Das Bild stammt aus dem Buch ‚Die kurfürstliche sächsische Armee um 1791‚ von Reinhold Müller und Wolfgang Rother, Berlin, Militärverlag der DDR 1990

Sowohl Johann George Philipp als auch seine Ehefrau Johanna Rosina Springefeld stammen nicht aus Torgau. Johann George wurde in Pinnewitz bei Meißen geboren – Johanna Rosins Springefeld wächst auf dem Gestüt Graditz.

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Hieß er in Wirklichkeit Heinrich KRÜGER?

Mein Urgroßvater Heinrich Kröger kommt 1857 als unehelicher Sohn von Anna Lisette Schaumlöffel in Bremen-Lüssum zur Welt. Eigentlich heißt er demnach Heinrich Schaumlöffel. Er wird jedoch seit frühester Kindheit Heinrich Kröger genannt.

Ich habe hier bereits ausführlich über seinen ‚verschollenen Vater‚ geschrieben.

Erst 1900 bemüht sich Heinrich Kröger darum, den Familiennamen ‚Kröger‘ auch offiziell führen zu dürfen. Im Staatsarchiv Stade exisiert eine dicke Akte über diesen Vorgang, die ich mir nun noch einmal genauer angesehen habe.

Heinrich Kröger selbst gibt im September 1900 im Blumenthaler Landratsamt an:

‚Ich bin geboren am 4. März 1857 als der uneheliche Sohn der unverehelichten Anna Lisette Schaumlöffel. Meinen Vater, den Arbeiter Heinrich Kröger, habe ich nicht gekannt; er ist bald nach meiner Geburt verschollen; ich weiß nur von den Verwandten meiner Mutter, dass er mein Vater ist und mich als seinen Sohn anerkannt hat. Die Anerkennung ist allerdings nicht schriftlich und nicht gerichtlich erfolgt.

Ich bin von meiner Mutter bis zu ihrem 1865 erfolgten Tod erzogen worden und habe dann erst im Hause der Eltern und dann eines inzwischen verstorbenen Bruders meiner Mutter, Georg Schaumlöffel weiter gelebt bis ich mich selbständig gemacht habe.

Über die Familie meines Vaters weiß ich nichts, habe nie Verwandte desselben kennen gelernt oder von solchen gehört. Seit meiner frühsten Kindheit habe ich den Namen „Kröger“ geführt und habe erst gelegentlich meiner Ausmusterung in 1878 erfahren, dass ich im Kirchenbuche unter dem Namen „Schaumlöffel“ eingetragen stehe. Mein Confirmationsschein ist auch auf den Namen „Kröger“ ausgestellt.

Ich habe nicht gewusst, dass ich zur Führung des Namens „Kröger“ eine besondere Erlaubnis benötige und bitte, mir diese jetzt noch zu erteilen’.

Auf seinen Antrag folgt ein reger Schriftverkehr zwischen den Landratsämtern von Bremen-Blumenthal und Stolzenau. Die Vormundschaftsakten exisieren nicht mehr, aber es wird eine Notiz gefunden!

Die Vormundschaftsacten sind bereits cassiert. Aus dem Vormundschaftsbuche 1857 No 219 geht hervor, dass Heinrich Kröger aus Langern, Amt Stolzenau, am 3. September 1857 die Vaterschaft anerkannt und sich zur Alimentation verpflichtet hat.

Stolzenau, den 2. November 1900

Von dem Königlichen Herrn Landrath mit dem gehorsamsten Bericht zurück gereicht, dass nach Aussage des Gemeindevorstehers Kruse der Vater des Antragstellers nicht aus Langern gewesen sein kann, da der Name ‚Kröger‘ daselbst noch nicht vorgekommen sei, auch sind keine Verwandte desselben daselbst vorhanden. Berk, berittener Gendarm

NLA HA, Karten – Agrarstrukturkarten, 12 i Agr. Nr. 185/1
Verkoppelung von Diethe-Langern Karte von den Geestländereien der Feldmark Diethe-Langern, Kreis Stolzenau (Staatsarchiv Stade)

Nun gibt es eine ‚verwegene‘ Idee: hieß der aus Langern stammende Heinrich Kröger vielleicht gar nicht ‚Kröger‚, sondern ‚Krüger‚ …. ???

Ein Heinrich Krüger wurde im April 1831 tasächlich auf dem Hof Langern Nr. 8 geboren. Als der berittene Gendarm im November 1900 in Langern unterwegs war, lebte dieser jedoch nicht mehr dort, sondern im Nachbarort Diethe! Über seinen Lebensweg fand ich heraus:

Heinrich Christian Krüger war 13 Jahre alt, als sein Vater verstarb und 21 Jahre alt, als er seine Mutter verlor – noch zu jung, um selbst eine Familie zu gründen. Verließ er nach dem Tod seiner Eltern zunächst seine Heimat … Sicher ist, dass er 1865 wieder zurück ist, denn am 2. Juni 1865 heiratet er in der Kirche von Buchholz Wilhelmine Sophie Caroline Pohlmeier.

Anmerkung: Meine Anna Lisette in Bremen-Lüssum bleibt trotz ihres unehelichen Sohnes viele Jahre lang unverehelicht. Erst im August 1865 – Sohn Heinrich ist bereits 8 Jahre alt – heiratet sie in Blumenthal – hoch schwanger!!! – den Arbeiter Christoph Wilhelm Pohlmann. Hat sie vielleicht darauf gewartet, dass ‚ihr Heinrich aus Langern‚ sie zur Frau nimmt? Und es geht tragisch weiter … 2 Monate nach ihrer Eheschließung bringt Anna Lisettte eine tote Tochter zur Welt und 14 Tage später verstirbt sie selbst im Alter von nur 35 Jahren!

Heinrich Krüger in Langern wird Vater von mindestens 3 Kindern. Er selbst verstirbt 1907 in Diethe – sein 1868 geborener Sohn lebt noch bis 1958 in der Nähe von Stolzenau!

Ich bin gespannt, ob sich dieses Rätsel noch klären lässt! Für mich würde das bedeuten, dass ich einen neuen Ur-Ur-Großvater bekomme!

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Genealogische Zwischenbilanz und Ausblick

Während der vergangenen Jahre 30 Jahre habe ich mich intensiv mit der Forschung nach meinen Vorfahren befasst – immer wieder bin ich dabei jedoch in Ostpreußen ‚hängen geblieben, da mich diese Region so sehr begeistert. Bei meiner Beschäftigung mit der Geschichte Ostpreußens, den Lebenswegen meiner dortigen Vorfahren und der Geschichte ihrer Heimatorte sind zwei Bücher entstanden. Das zweite Buch erscheint demnächst.

In beiden Büchern werden zwar einige meiner eigenen Ahnen erwähnt, aber sie stehen nicht im Mittelpunkt. Das soll nun anders werden!

Zwecks besserer Übersicht habe ich mir vor längerer Zeit vorgenommen, die Ahnen-Linien aufzugliedern und mich nach und nach – ausgehend von beiden Großmüttern und Großvätern – intensiver auf die Linien ihrer jeweiligen Vorfahren, ihre Lebensverhältnisse und die Regionen konzentrieren zu können, in denen sie ansässig waren.

Carl Ludwig Gegners Vorfahren lebten überwiegend in den ostpreußischen Landkreisen Preußisch Eylau und Heiligenbeil, aber auch im Samland oder in der Region von Goldap. Viele von ihnen dienten Gutsherrn unterschiedlicher Begüterungen in Natangen. Sie waren Schneider, Leineweber, Böttcher oder Kunstgärtner, aber auch Bauern oder Arrendatoren von Gütern oder zugehörigen Vorwerken. Mehrere Ahnen waren Krüger, andere Müllermeister oder Mühlenpächter – einige besaßen sogar eine eigene Mühle.

Die Erforschung der Müllerfamilien erwies sich als besonders schwierig, da sie immer mal wieder ihren Wohnort verließen und an anderen Orten tätig wurden.


Familie MüllerCaroline Auguste Müllers Ahnen – konnte ich im heutigen Gebiet von SachsenAnhalt bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zurück verfolgen. Dort wohnten sie in Torgau und Großtreben.

Andere ihrer Vorfahren lebten in kleinen Dörfer von Osterstade, in Hoya und Nienburg an der Weser sowie in kleinen Orten in der Umgebung beider Städte. Sie waren vor allem Handwerker und Kleinbauern bzw. Köthner, die neben ihrer Landstätte zusätzlich ein Handwerk – zum Beispiel das Schmiede– , Schlosser– oder Schneiderhandwerk – ausübten. Aber auch Schiffsmüller, ein Fayencen-Maler (dessen Kunst noch heute in einigen Museen zu bewundern ist) ein Jäger, ein Förster und Dorfvogt und ein ’schwedischer Cornet‘ befinden sich darunter.


Die Ahnen meines Großvaters Hinrich Haesloop stammen überwiegend aus dem Kirchspiel Blumenthal in Bremen-Nord sowie angrenzenden und umliegenden Orten: sie lebten in Rönnebeck, Meyenburg, Lesum, Lesumbrook und Schwanewede. Die meisten waren Seefahrer oder Kahnschiffer – einige betrieben nebenbei noch Landwirtschaft, andere waren Bauern.

Ich freue mich sehr darauf, mich endlich näher mit dem Thema ‚Seefahrt‚ zu beschäftigen!


Auch einige von Anna Lisette Schaumlöffels Vorfahren lebten in Norddeutschland. Anna Lisette selbst und ihre Mutter Margarete Knübel kamen in Lüssum zur Welt – vorherige Generationen wohnten u.a. in Hinnebcck, Schwanewede und Grambke. Unter ihnen gibt es u.a. Schuster, Schneider, einen Müller und einen Rittmeister.

Anna Lisettes väterliche Ahnen lebten teilweise in Heiligenloh – im Amt Ehrenburg – viele von ihnen in Hessen: in Kassel, Felsberg, Frankenberg a.d. Eder, um 1700 und vorher in Obervorschütz und Züschen. Sie waren u.a. Schneider, Küfer, Leineweber oder Fahrkötner. Aber es gibt unter ihnen auch einen Schweinehirten, einen Bürgermeister und einen Pastor!


Nun gilt es, die Ergebnisse meiner ‚Spurensuche‘

nach und nach zu Papier zu bringen!

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‚Ein Eschen Foniertes Kleider Schaff‘

Die nachfolgenden Meisterbriefe der Tischler-Innung der Stadt Kreuzburg des Kreises Pr. Eylau gehören zum Bestand des Königsberger Etatsministeriums. Sie wurden vom Staatsarchivs Allenstein digitalisiert und ich konnte sie auf meine Festplatte ‚retten‘ bevor sie nicht mehr einsehbar waren.

Der im letzten Meisterbrief genannte Ferdinand Buchhorn wird namentlich auch in den Auflistungen genannt, über die ich im vorherigen Bericht geschrieben habe.

Creutzburg den 13ten Octobr 1763

hat sich der Ehrbahre gesell Johann Christoph Todtenhaupt bey seinem Ehrbaren Gewerck der Tischler gemeldet und angegeben(,) Meister zu werden und ihm daßelbe nicht versaget ist, und hat Versprochen, dem Gewerck ein Meister-Stück zu machen, alß nehmlich Ein Eschen Foniertes Kleider Schaff mit Zwey Thüren, und er solches auch Verfehrtiget, und mit bestanden, und was dem Gewerck und der Lade zugekommen ist bahr bezahlet. G. Bradtcke, Assessor

Der Tischlermeister Johann Christoph Todtenhaupt ist verheiratet mit Maria Dorothea Reimann – ihre Töchter kommen in Kreuzburg zur Welt: Susanna Eleonora am 9.7.1785 und Carolina am 7.3.1792.

Actum Creutzburg d. 20ten Marty 1775

Nach dem sich der Tischler Gesell Nahmens Carl Friedrich Öhlert welcher aus hiesiger Stadt bürtig bey E. Ehrbahrem gewerck ansuchung gethan, das Meister Recht zu gewinnen als ist es ihm nicht abgeschlagen weil er seinen abschied produciret und in die Zahl der Meister aus- und angenommen und worin sein Meister stück bestanden, ein Eichen Kleider Schaff mit zwey Thüren, und damit recht gut bestanden als ein würcklicher stückmeister, und hat derselbe zur Lade 4 Rthl bezahlet.

G. Bradtcke, Assessor

Der Tischlermeister Carl Friedrich Öhlert bekommt am 5. April 1778 in Kreuzburg einen Sohn namens Carl Friedrich – seine Ehefrau heißt Elisabeth Wermcke. Er selbst verstirbt am 20. August 1807 im Alter von 57 Jahren.

Actum Creutzburg den 30ten September 1827

Bei dem hiesigen ehr- und achtbaren Tischlergewerk erscheint der ehrbare Tischlergeselle Ferdinand Buchhorn von hier, in hiesigem Orte gebürtig, der auch hier das Tischler Handwerk erlernet hat, und bittet das versammelte achtbare Gewerk um Verleihung des Meister-Rechts.

Das versammelte achtbare Gewerk erklärt auf ausdrückliches Befragen, diesem Antrage nicht entgegen zu seyn, da der Supplicant von unbescholtenem Lebenswandel sey, und durch ein angefertigtes zweithüriges Kleiderspind das Meisterstück geliefert habe.

Es wird demnach der Ferdinand Buchhorn wie hiermit geschieht als ein wircklicher Stückmeister in das hiesige achtbare Tischler Gewerck zu uns aufgenommen und ihm zu seinem ferneren Fortkommen das beste Glück gewünscht. Zum Beweise wird diese Verhandlung nach geschehener Verlesung hiermit unterschrieben.

Ferdinand Ehregott Buchhorn wird am 7. Oktober 1797 als Sohn des Kreuzburger Töpfermeisters Michael Buchhorn und dessen Ehefrau Christina Schlicht geboren. Im Alter von 30 Jahren heiratet er am 14. Oktober 1827 in Kreuzburg Catharina Laudien, eine Tochter des verstorbenen Bauern Gottfried Laudien.

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