Die Orte und Dörfer des ehemaligen Kreises Preußisch Eylau liegen heute teilweise in Polen und teilweise in Russland. Im polnischen Teil – in Landsberg und Umgebung – bin ich mehrfach gewesen, um mir die Stadt Landsberg und die umliegenden Dörfer anzusehen, in denen meine ostpreußischen Vorfahren ehemals lebten.
Einige wohnten jedoch auch im nördlichen Teil des Kreises, der heute zu Russland gehört: zum Beispiel in Krücken oder in Pompicken. Dort bin ich leider noch nie gewesen.
In der Ausgabe des Ostpreußenblatts vom 17. August 1957 erscheint die erste Folge eines ausführlichen Berichts des Lehrers Adolf Hubert Osthaus, der 12 Jahre lang (von 1945 bis 1957) als Lehrer im Kreis Pr. Eylau – von 1945 bis 1951 als ‚polnischer Hauptlehrer‘ in Topprienen und anschließend in Landsberg – unterrichtete. Er hat die Errichtung der Grenze durch den Kreis Preußisch Eylau unmittelbar miterlebt und berichtet darüber. Außerdem schildert er in insgesamt 11 Folgen seine Erlebnisse und die Zustände in der neuen Grenzregion.
Aus dem Ostpreußenblatt vom 17. August 1957
Diese Grenze verlief zunächst ein ganzes Stück weiter südlich. Adolf Hubert Osthaus: ‚Sie ging über Warschkeiten (südlich von Pr. Eylau) in einem scharfen Knick nach Neuendorf, verlief dann südlich von Gallehenen über Eichen zum Stablack. …
Noch im Jahr 1945 kam eine sowjetisch-polnische Grenzkommission, die die Landschaft oberflächlich vermaß. Danach wurde die Demarkationslinie bis Grünhöfchen zurück genommen. Bis dahin hatte in der Schule in Topprienen, wo ich später unterrichtete, der sowjetische Stab gelegen. In den ersten Monaten nach Kriegsende gehörte sogar (die Stadt) Pr. Eylau noch zum polnisch besetzten Gebiet und dort war die polnische Kreisbehörde.
Ostpreußen – Dokumentation einer historischen Provinz. Die photographische Sammlung des Provinzialdenkmalamtes in Königsberg
Im Jahre 1945 hatte die Sowjetunion die Stadt zunächst der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen, die ihr den polonisierten Namen Iławka gab. Bei der neuen Festlegung der Demarkationslinie zwischen den russischen und polnischen Verwaltungsbezirken in Ostpreußen durch die Sowjetunion vom 1. Januar 1946 wurde Preußisch Eylau dem sowjetischen Verwaltungsbezirk zugeschlagen; die Grenze verläuft seither unmittelbar südlich der Stadt. Am 7. September 1946 wurde Preußisch Eylau nach Fürst Bagration (siehe oben) in Bagrationowsk umbenannt. Durch die Lage an der neuen sowjetisch-polnischen Grenze lag die Stadt nun in einem wirtschaftlich und infrastrukturell toten Winkel, der die weitere Entwicklung der Stadt behinderte. (Wikipedia)
Nachdem die Grenze endgültig festgelegt worden war, ‚wurden die deutschen Frauen und Kinder, die noch in diesem Gebiet verbleiben waren, gezwungen, an der Grenzbefestigung zu arbeiten. In einem Abstand von etwa 10 Metern wurden unbehauene Baumstämme in den Erdboden gerammt, dazwischen wurde bis zu einer Höhe von 3 Metern Stacheldraht gespannt. Diese Befestigung wurde oben in schrägem Winkel noch einmal durch 3 Reihen Stacheldraht nach der polnischen Seite zu abgeschirmt, um ein Übersteigen unmöglich zu machen. Bis zu einer Höhe von einem halben Meter vom Erdboden aus ist kein Draht gespannt, um den Beamten der Grenzpolizei die Möglichkeit zum Überwechseln zu lassen.
Ostpreußen – Dokumentation einer historischen Provinz. Die photographische Sammlung des Provinzialdenkmalamtes in Königsberg
Dahinter wurde auf der sowjetisch besetzten Seite in etwa 25 Metern Breite über Felder und Wiesen hinweg ein Grenzstreifen angelegt, der regelmäßig frisch geeggt wird, damit man alle Spuren erkennen kann. Zusätzlich sind überall in diesem Gebiet Tellerminen ausgelegt worden, insbesondere in den Durchlassgräben und in verlassenen Gehöften, um den Übertritt zu erschweren.
Auf der polnisch besetzten Seite läuft am Stacheldraht entlang ein Streifen ehemaligen Ackerlandes, der mit Gras und Unkraut bewachsen ist und nicht bestellt werden darf. Dort dürfen nur Schafe weiden. Wenn die Kinder aus dem Dorf abends zu diesem Grenzstreifen gingen, um die angebundenen Schafe in den Stall zu holen, dann tauchten drüben sofort aus den Bäumen und Erdlöchern die sowjetischen Grenztruppen auf und beäugten misstrauisch die Kinder.
In etwa 10 Meter Entfernung vom Stacheldraht ließen die Polen alle 20 Meter einen Erdhaufen aufschichten, der etwa 2 Meter hoch ist. Auf diesem Hügel wurden Steine aufgehäuft, die von der Bevölkerung immer wieder frisch gekalkt werden. Sie dienen als Warnzeichen und dürfen nicht betreten werden. Als ich einmal aus Neugier auf einen dieser Hügel kletterte, um das sowjetisch besetzte Gebiet von dieser Höhe herab zu beobachten, ertönte sofort aus einem der russischen Stützpunkte ein Warnschuss, der von dem nächsten Posten aufgenommen wurde und eine Reihe von Warnschüssen bis nach Pr. Eylau hin auslöste.
Außer mir hatte offenbar niemand in meiner Familie großes Interesse an der Ahnenforschung – so landeten auch aus meiner weitläufigeren Verwandtschaft viele Fotos und Dokumente bei mir und ich bin immer noch dabei, all diese Materialien auszuwerten. Von Zeit zu Zeit stoße ich dabei auf ungeklärte Schicksale einiger Familienmitglieder – wie im Fall des 1926 in (Bremen-) Lüssum geborenen Curt Friedrich Kröger!
Curts Vater Georg Heinrich Kröger ist ein Bruder meiner Großmutter Anna Lisette. 1921 heiratet er in (Bremen-) Blumenthal Frieda Jachens, die älteste Tochter des Lüssumer Landwirts Christoffer Jachens und dessen Ehefrau Lucie Emerentia Holler, die aus Neuenkirchen stammt.
Frieda und Georg werden sich schon als Kinder gekannt haben – sowohl der ‚Jachens-Hof‘ als auch das Haus der Familie Kröger befinden sich in der Lüssumer Straße. Die Häuser lagen sich fast gegenüber …
Das wunderschöne alte Kröger-Haus existiert leider nicht mehr, aber den Hof der Familie Jachens gibt es noch heute. So wie auf dem obigen Photo sah es dort in meiner Kindheit aus. Auch ich habe hier häufig gespielt – vor allem im Winter war es ein großes Vergnügen, mit dem Schlitten vom Haus aus ‚Jachens-Berg‚ hinunter zu fahren.
Frieda Jachens (1893-1944) und Georg Heinrich Kröger (1888-1945)
Georg Kröger und Frieda bekommen drei Söhne – Curt Friedrich wird 1926 in Lüssum geboren. Auf dem folgenden Bild sieht man ihn mit seinem älteren Bruder Heinrich Christoph (später ‚Dr. Kröger‚ – wie meine Mutter ihren Vetter häufig stolz nannte – für mich war er mein ‚Onkel Heinz‚, dem ich die Einführung in die Ahnenforschung verdanke!)
Curt Friedrich soll (oder will?) Schiffsoffizier werden. Er ist 16 Jahre alt, als sich Vater Georg 1943 an die Nautische Abteilung der Hamburg-Amerika-Linie in Hamburg wendet, um für ihn einen Ausbildungsplatz zum Schiffsoffizier zu bekommen
Als Antwort auf sein Schreiben wird dem Vater im Februar 1943 mitgeteilt: ‚Sehr geehrter Herr Kröger – nach Durchsicht der zahlreich hier eingegangenen Bewerbungen um Einstellung als Schiffsoffizieranwärter bedauern wir, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Sohn nicht in den engeren Kreis der Bewerber einbezogen werden konnte.‘ Weiterhin wird angemerkt, dass die Bewerbungsunterlagen weitergeleitet würden.
Am 26. März folgt ein weiteres Schreiben des ‚Deutschen Schulschiff Vereins‚ Bremen. Darin heißt es: ‚In Erledigung Ihres uns nochmal mündlich vorgetragenen Wunsches wegen Annahme Ihres Sohnes als Anwärter für die Schiffsoffizierslaufbahn teilen wir Ihnen mit, dass die Prüfungskommission Ihren Sohn aufgrund seiner Zeugnisse für die Ausbildung auf unserem Schulschiff ‚Deutschland‘ ausgewählt hat. Die Einstellung der angenommenen Jungen erfolgt am 1. April in Lübeck. Dort wird die endgültige ärztliche Untersuchung durch Vertrauensärzte und ebenso die Einkleidung stattfinden.. Das Pensionsgeld sowie das Kleidergeld im Betrage von RM 1150.- bitten wir gleich nach dem 1. April an die Oldenburgische Landesbank … einzuzahlen.‘
Hinzugefügt wird noch dies:
Curt Friedrich Kröger wird also Offiziersanwärter auf dem Schulschiff Deutschland. Die folgenden beiden Fotos zeigen ihn auf dem Schiff und in seiner Uniform. Auf dem zweiten Bild scheint er etwas älter zu sein – aber vielleicht täuscht das?
Offenbar ging es so schnell an Bord, dass Curt den Geburtstag seines Vaters (am 18. Mai) nicht mehr in Lüssum mit der Familie verbrachte. Am 15.6.1943 sendet er seinem Vater vom Schulschiff aus diese Karte:
Lieber Vater! Zu deinem Geburtstag sende ich dir die herzlichsten Glückwünsche und wünsche dir alles Gute in deinem neuen Lebensjahr. Es grüßt dich recht herzlich dein Sohn Curt. P.S. Ihr könnt ruhig hierher schreiben; denn wann es nach Riga weitergeht(,) ist noch ganz unbekannt. Schickt mir dann bitte etwas Geld und Briefmarken. Schreibt das bitte auch auf den Brief, daß er zurückkommt, falls wir schon fort sind.
Absender: Schiffsjunge C. Kröger, S.S. Deutschland z. Zt. Memel Kohlenpier
Trotz dezimierter Stammbesatzung, wurden während des Krieges noch etwa 800 Offiziersanwärter ausgebildet. Am 15. April 1940 wurde „Schulschiff Deutschland“ in die Ostsee verlegt. Wegen zunehmender Luftangriffe kam das Schiff im November 1941 nach Lübeck. Von hier wurden noch bis zum 1. Oktober 1944 Ausbildungsfahrten in der Ostsee durchgeführt.
Am 5. Mai 1945 wurde Lübeck durch englische Truppen besetzt. Um das Schiff nicht nach Kriegsende als Reparation an die Alliierten zu verlieren, hat der damalige Kapitän Otto Hattendorf es als Lazarettschiff eingerichtet. Im August 1946 verholte “Schulschiff Deutschland” auf Weisung der britischen Marine nach Cuxhaven. Hier diente es bis Dezember 1947 als Wohnschiff für die deutschen Minenräumeinheiten. Am 22. Juli 1948 wurde das Schiff in die amerikanische Besatzungszone nach Bremen geschleppt um einer Auslieferung an die Briten zu entgehen. Von 1949 bis 1950 diente es als Jugendherberge. (https://schulschiff-deutschland.de/der-schulschiff-verein/geschichte/)
Nähere Hinweise auf den Verbleib der Besatzung des Schulschiffs – und damit auch auf den Verbleib von Curt Friedrich Kröger – finde ich trotz gründlicher Recherche leider nicht. Was mag aus ihm geworden sein?
Greta Schulken ist die Schwester meiner Ur-Ur-Großmutter Beta. Sie kommt 1807 in Bremen-Lüssum zur Welt – Beta wird 1811 geboren – und dann gibt es noch Gesine, die ältere Schwester der beiden. Alle drei Schulken-Mädchen sind Töchter meiner Vorfahren Johann Schulken und Catharina Margarethe Bolland und alle drei heiraten später in Haesloop-Familien ein:
zunächst ehelicht Gesine 1828 den Schiffskapitän Johann Haesloop
1834 wird Greta die Ehefrau des Schiffskapitäns Ficke Haesloop, Johanns Bruder
meine Beta heiratet 1842 den Rönnebecker Kahnschiffer Marten Haesloop
Ficke und Johann Haesloop sind Söhne von Hinrich Haesloop und Catharine Haesloop, geborene Haesloop!
Derart verwirrende Haesloop-Haesloop-Verbindungen gibt es unter meinen Vorfahren mehrfach! Auch die Tochter von Marten und Beta Haesloop – meine Urgroßmutter Elisabeth heiratet wieder in eine Haesloop-Familie ein. Sie wird die Ehefrau meines Urgroßvaters Hinrich Haesloop!
Die o.g. Greta lebt nach ihrer Eheschließung mit ihrer Familie in diesem Haus in der Vegesacker Weserstraße Nr. 31, das ihr Ehemann dort um 1840 erbauen ließ.
Sicherlich hat sich auch meine Ur-Urgroßmutter von Zeit zu Zeit dort aufgehalten, um ihre Schwester, ihren Schwager und ihre Nichten und Neffen zu besuchen.
Das Haus erbt später der 1848 in Vegesack geborene Sohn Johannes Haesloop, der ebenfalls Kapitän wird. Er kommt am 11.2.1848 in diesem Haus zur Welt und heiratet 1882 eine Nachbarin – die Tochter des Vegesacker Bäckermeisters Johann August Schnatmeyer, Wobetha (genannt Bertha), die mit ihrer Mitgift keinen weiten Weg hatte – auch sie wuchs in der Weserstraße auf, im Haus Nr. 83.
Die Weserstraße wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts … „Millionenviertel“ aber auch „Kapitänsstraße“ genannt, denn die hiesigen Kapitäne etablierten sich auf dieser südlichen Seite der Weserstraße. 1856 wohnten dort u.a. 37 Kapitäne, 35 Witwen, 31 Handwerker, je neun Matrosen und Steuerleute, sieben Kaufleute, vier Lehrer und je zwei Senatoren und Ärzte. Nach der Eingemeindung diverser Orte, die vor 1939 noch vor den Toren Bremens lagen und nun zu Bremen gehörten, gab es in der Hansestadt sechs Weserstraßen. Davon wurde die Vegesacker als schönste erkannt und durfte ihren Namen behalten, die anderen wurden umbenannt. Heute stehen 18 Häuser in dieser Straße unter Denkmalschutz. Quelle: https://vegesack.de/ueber-vegesack/geschichte/kapitaenshaeuser/
Auch die drei Kinder des Kapitäns Johannes Haesloop und seiner Ehefrau Wobetha werden 1886, 1890 und 1894 noch im Haus Nr. 31 in der Vegesacker Weserstraße geboren. Anschließend wechselt das Gebäude mehrfach den Besitzer.
Der rote Pfeil in der Mitte des Bildes zeigt auf die Weserstraße – auch die Schulkenstraße befindet sich ganz in der Nähe!
Das Grab der Haesloop-Familie ist heute auf dem Vegesacker Friedhof zu bewundern:
Das Haesloop-Grabmahl besteht aus einer achteckigen ca. 1 m hohen Sandsteinsäule mit einem gleichhohen aufgesetztem Kleeblattkreuz. Es steht auf einer quadratischen Platte. In dieser anmutigen wohlproportionierten Form ist es eine Besonderheit auf dem Vegesacker Friedhof. Es markiert die Grabstelle eines Kapitäns und seiner Familie. Capitain Ficke Haesloop starb einen Monat vor der Einweihung dieses neuen Friedhofs und wurde zunächst auf dem alten Friedhof an der Vegesacker Kirche beigesetzt wurde.
Laut Grabregister No. 410 wurden am 20. März 1905 die Gebeine von 3 Leichen vom alten Friedhof überführt. Es werden die Gebeine von Ficke H., seiner Frau und seiner früh verstorbenen jüngeren Tochter gewesen sein.
Ficke Haesloop führte diverse Schiffe, meistens für die Reederei Johs. Tidemann (Bremen). vgl. P.M.Pawlik, Bd. 1. Quelle: https://vegesacker-friedhof.de/haesloop/
Wenn keine Kirchenbücher mehr vorhanden sind, freut man sich als Familienforscher ganz besonders über andere Quellen, die noch zur Verfügung stehen und ausgewertet werden können. Zu diesen Quellen gehören auch die Kirchenkassen-Rechnungen des Kirchspiels Canditten im Kreis Pr. Eylau aus den Jahren 1822 bis 1846.
Die Kirchenbücher des Kirchspiels Canditten enden bereits im Jahr 1823 – zudem sind sie sehr lückenhaft: aus der Zeit von 1800 bis 1820 fehlen die Taufeinträge und eine ähnlich große Lücke besteht bei den Heirats– und Sterbeeinträgen.
Zwei meiner vorherigen Beiträge beziehen sich ebenfalls auf diese Kirchenkassen-Rechnungen.
Auch die nachfolgende Aufstellung der 1845 im Kirchspiel Canditten lebenden Personen, die in diesem Jahr Geld aus der kirchlichen Armenkasse erhalten, ist in den Rechnungen zu finden, Angegeben ist jeweils der Stand der Personen, denen man zu Ostern bzw. zum Erntefest eine finanzielle Unterstützung zukommen lässt. Es handelt sich dabei überwiegend um Waisen und Witwer bzw. Witwen.
Eine Zuwendung erhalten aber auch der Glöckner Wölk und der Ortsarme Schiemann in Canditten sowie der Einwohner Bolt in Worschienen.
In den vergangenen Wochen habe ich mich noch einmal durch einige Kirchenbücher der reformierten Gemeinde der kleinen Stadt Züschen unweit von Fritzlar in Oberhessen ‚gequält‘ … In diesen Büchern habe ich bereits vor vielen, vielen Jahren recherchiert, aber immer wieder fällt mir noch etwas Neues auf. Ab und zu habe ich damals Wörter auch falsch entziffert und sie nun korrigiert.
In der Anfangszeit meiner Ahnenforscherei waren die ‚Lese-Umstände‘ sehr viel ungünstiger, als ich in einem kleinen Raum der Oldenburger Mormonen-Forschungsstelle an uralten Lesegeräten die zuvor bestellten Filme ‚durchkurbeln‘ musste. In diesem Beitrag habe ich mich an diese Zeit erinnert.
Ich konnte beim erneuten Durchsehen einige neue Erkenntnisse über die familiären Zusammenhänge gewinnen.
Der Name Schellhase taucht im Kirchenbuch von Züschen bereits vor 1600 auf – mehrfach genannt wird der ‚Schafmeister Hans Schellhase‚. Ob er zur Familie gehört, konnte ich nicht herausfinden.
1594 – den 9 September ist des Schafmeisters Hansen Schelhasen Töchterlein Elsa begraben worden – auch 1588 lässt er bereits eine Tochter begraben
Ein Taufeintrag meines Vorfahren Casparus Schellhase, der um 1610 geboren worden sein muss, ist Kirchenbuch von Züschen nicht verzeichnet – zumindest hab ich ihn dort nicht entdecken können. Sein Name wird erstmals 1635 bei seiner Eheschließung genannt – er hat ‚d.1.Juni sich mit seinem Gespons Anna, MeisterAndreas Eckharts hinterlassener Tochter copuliren lassen‘ notiert der Pfarrer.
„Gespons“ ist ein veraltetes, meist scherzhaft verwendetes Wort für Ehepartner, sowohl für den Bräutigam als auch für die Braut. Es geht auf das lateinische „spōnsus“ und „spōnsa“ (Verlobte/Verlobte) zurück und wird seit dem 15. Jahrhundert im Deutschen verwendet.
Die Taufe von Anna Eckkart ist im Kirchenbuch verzeichnet – sie kommt 1610 als Tochter des Züschener Schmiedemeisters Andreas Eckhart zur Welt. Sie heißt nur ‚Anna‚, nicht ‚Anna Marita‚ ! Das Wort, das ich im Heiratseintrag der beiden vor vielen Jahren als ‚Marita‘ entziffert hatte, lautet gar nicht ‚Marita‚, sondern ‚Meister‚ und bezieht sich auf ihren Vater! Das Leseproblem ist vielleicht nachvollziehbar, wenn man sich den nachfolgenden Eintrag sieht – unbarbeitet ist der Text kaum erkennbar!
KB Züschen 1635Der Eintrag nach der Bearbeitung
Casparus und Anna sind noch Kinder als 1618 der Dreißigjährige Krieg beginnt. Sie überstehen die kriegerischen Unruhen, die Pest und zahlreiche Naturkatastrophen. (So wie natürlich auch alle anderen meiner Ahnen, denn sonst würde es mich nicht geben!!!)
‚Während des Dreißigjährigen Krieges wütete die Pest in Züschen von 1635 bis 1636, und befand sich unter ihren Opfern auch der Pfarrer Christophorus Steinhausen. Von Juli 1636 bis September 1637 mussten die Bewohner Züschens wiederholt bei dem Herannahen der Feinde flüchten und sind mehrere von den Einwohnern erschlagen worden. Dann ist das Kirchenbuch bis 1650 nicht mehr geführt, aber … Züschen (wurde) im Jahre 1640 fast völlig von den Feinden zerstört .., denn von 80 Wohnhäusern standen nach dem Krieg nur noch 12, darunter das Pfarrhaus.‘ (Quelle: Pfarrer L. Langenbeck zu Züschen in den ‚Geschichtsblättern für Waldeck und Pyrmont‘ herausgegeben vom Geschichstverein für Waldeck und Pyrmont 15,/16. Band; Mengeringhausen 1916)
Von 1636 bis 1658 bekommen Casparus Schellhase und Anna Eckhart mindestens 10 Kinder – vermutlich sogar 12! Die Taufen der vor 1651 geborenen Kinder sind aufgrund der Lücken im Kirchenbuch nicht verzeichnet. Oft lassen sie sich erst im Nachhinein – durch ihre Sterbe-, Konfirmations– oder Heiratseinträge – der Familie zuordnen.
Von etwa 1656 -1661 ist Casparus Schellhase Bürgermeister von Züschen – von ca. 1654 bis 1662 bekleidet er zudem das Amt des Kastenmeisters der Ev. Reformierten Kirche. Als solcher ist er vor allem zuständig für die Verwaltung der Kirchengüter, zu denen auch der ‚Kirchenkasten‘ gehört, in dem sämtliche Dokumente der Kirchengemeinde verwahrt werden. Offenbar hat er auch dafür zu sorgen, dass die Sonntagsruhe eingehalten wird, denn 1662 muss er 4 Reichstaler Strafe zahlen, weil er wohl duldete, dass Juden durch die Stadt reisten.
1662 – den … ‚hatt Kastenmeister Caspar Schelhaße 4 Rtl (Reichstaler) strafe wegen der auf den Sontag gereyßeten Juden bekommen undt disselbigs berechnet‘. (KB Züschen)
Casparus Schellhase verliert sein Leben 1671 durch einen tragischen Unfall. Der Pfarrer notiert: d.31.Martius ist Bürgermeister Caspar Schelhaaße(,) nachdem er sich jämmerlich verbrandt und einen schweren fall gethan. auch plötzlich gestorben, begraben‘. Für mich klingt es so, als habe Casparus versucht, einen Brand zu löschen und sei dabei tödlich verunglückt. Seine Ehefrau Anna überlebt ihn um 14 Jahre – sie verstirbt im Oktober 1684.
Ich bin erstaunt darüber, wie viele Kinder des Ehepaarstrotz der widrigen Lebensumstände das Erwachsenenalter erreichen und eigene Familien gründen.
Überlebende Kinder sind:
Anna Christina Schellhase – sie heiratet 1666 den Züschener Brandmeister Fritz Wolfskäul (später Wolfskeul geschrieben) – diesen Namen hatte ich völlig falsch entziffert, er war mir auch nie zuvor begegnet. Die beiden bekommen sechs Kinder.
Daniel Schellhase entdeckte ich erst beim wiederholten Durchblättern des Kirchenbuchs. Er wird er 1667 als Pate bei der Taufe seines Neffen Johann Daniel Wolfskäul genannt. Da der Pfarrer in den Taufeinträgen freundlicherweise oft das Verwandtschaftsverhältnis der Taufpaten zu den Eltern des Täuflings angibt, ist er eindeutig zuzuordnen. ‚Daniel Schellhase, Schwager des Vaters, Organist in Breidenaw‚ schreibt der Pfarrer – ein gutes Beispiel dafür, dass man immer auch die Namen der Taufpaten genau im Blick haben sollte!
KB Züschen 1667 – Taufeintrag von Johann Daniel
1668 notiert der Pfarrer im KB: ‚Casselis fui undt Daniel Schellhaßen schweren laßen‘ (Ich ging nach Kassel, um Daniel Schellhase schwören zu lassen ?) – War das die Ernennung zum Organisten? Daniel Schellhase wird später Organist der reformierten Kirche in Marburg. Im Staastarchiv Marburg ist mehr über ihn zu erfahren – dort existieren verschiedene Archivalien zu Daniel und Conrad Schellhase (vermutlich dessen Sohn), die irgendwann einmal ausgewertet werden könnten. Daniel muss vor 1709 verstorben sein. Nach ihm wird Conrad Schellhase als Organist in Marburg genannt.
Johann Jost Schellhase verstirbt 1684 im Alter von 37 Jahren als ‚rechtschaffenes Pfarrkindt‘ – er ist verheiratet und hat mindetens ein Kind.
Johannes Schellhase heiratet 1671Künna Hucke aus Lohne. Er ist Leineweber und zweitweise Bürgermeister von Züschen (1679, 1680, 1685, 1689, 1692). Das Ehepaar bekommt 8 Kinder. Johannes und Künna sind meine direkten Vorfahren!
Barthold Schellhase heiratet 1679 Catharina Schneider aus Freudenthal.(7 Kinder)
Johannes Schellhase, geboren im Dezember 1656. Sein Taufpate ist der Förster Johannes Kuntzemann aus Heimarshausen – auch er übt zeitweise (1695-1697) in Züschen das Amt des Bürgermeisters aus. Tatsächlich gibt es zwei Söhne namens ‚Johannes‘ – dieser wird als ‚Johannes jun. ‚ bezeichnet. Er muss vor 1685 geheiratet haben und hat mindestens 5 Kinder.
Jacob Schellhase wird Obermüller auf der Ölmuhle zu Züschen. Er heiratet 1685 Elisabeth Kraußhaar, die 1692 bei der großen Flut in Züschen ums Leben kommt. Nach ihrem Tod muss er erneut geheiratet haben, denn 1696 (nach Jacobs Tod) ist im Kirchenbuch zu lesen: ‚ den … hat sich Johann Hermann Miltzer, bürtig von Homburg in Heßen mit weyland Jacob Schellhaßen, gewesenen Oleymöllers wittibin allhier copuliren und mit dem gebeth einsegnen laßen‘
Dann gibt es zwei weitere Schellhase-Personen, die ich nicht eindeutig zuordnen kann, von denen ich jedoch vermute, dass auch sie Kinder von Casparus Schellhase sind:
Da ist zunächst Caspar Schellhase, der vor 1728 verstorben sein muss und von dessen Existenz ich lediglich durch den Sterbeeintrag seiner im Kirchenbuch von Züschen verstorbenen Witwe erfuhr. Dieser Eintrag lautet: ‚Caspar Schellhasen rel(icta), 70 Jahr‚. Auch die Sterbeeinträge sind sehr lückenhaft – den Eintrag von Caspar konnte ich nicht entdecken – aber es scheint logisch zu sein, dass der obige Casparus Schellhase auch einen gleichnamigen Sohn hatte
Und dann gibt noch Christina Schellhase, über die ich Folgendes herausfinden konnte: sie heiratet 1685 zunächst Bernhard Geißel, der bereits 3 Monate nach der Eheschließung verstirbt. Christina bekommt einen Sohn namens Johann Henrich Geißel, der erst nach dem Tod seines Vaters geboren wird. Im April 1687 heiratet Christina erneut – ihr zweiter Ehemann wird der Züschener Untermüller Bernhard Brockhäuser, der ebenfalls verwitwet ist. Von 1688 bis 1690 werden ihnen drei Töchter geboren.
Zu Familie Brockhäuser: Bernhards Vater heißt Otto. Er verstirbt im Juni 1688. Nach dem Tod des Untermüllers Bernhard Brockhäuser übernimmt desses Bruder Otto, der veheiratet ist mit Anna Orth, einer Tochter des Züschener Schmieds Johann Orth, die Mühle. Die beiden haben mindestens 5 Kinder.
1692 bricht über Züschen ein großes Unglück herein!
Der Pfarrer berichtet ausführlich darüber – er beginnt:
Den 27. (Juny) Morgens frühe umb 7 Uhr ist, leyder Gott erbarme es! ein Groß Donnerwetter und Ungewitter entstanden, Bey welchem das Waßer die Stadtmauer Zerbrochen, die Oleymühle, die Untermühle, das Brandhauß, des Stadtdieners Wohnhäußchen, so auf der Brücke des Unterthores gestanden, alles mitgenommen und totaliter ruinieret.
Insgesamt ertrinken bei dieser Flut 18 Personen. Familie Schellhase ist von diesem schrecklichen Unglück mehrfach betroffen: der Ölmüller Jacob Schellhase verliert dabei seine Ehefrau. Auch der o.g. Barthold Schellhase verliert eine Tochter – die 8jährige Anna Elisabeth hat sich vermutlich bei ihren Verwandten auf einer der Mühlen aufgehalten und wird von den Wasserfluten mitgerissen.
Zudem ertrinken auch Bernhard Brockhäuser, seine Ehefrau Christina geb. Schellhase und eine ihrer Töchter – die 1689 geborene Tochter Anna Maria – in den Fluten.
Diesen Beitrag über meine Vorfahren Christian Gottlieb Edelhof (Edeldorp) und seine Ehefrau Catharina Elisabeth Hochgräfe habe ich bereits vor 10 Jahren geschrieben:
Nach Veröffentlichung des Berichts erhielt ich damals einen Hinweis auf dieses Buch:
Der Autor Stephan Tieling erwähnt in diesem Buch einen türkischen Jungen namens ‚Amuzat‚, der 1686 bei der Eroberung der Stadt Ofen bzw. Buda von dem Leutnant Bernd Friedrich von Edling ‚nach Massacrierung seiner Eltern pardonnieret‘, in den Norden verschleppt und dessen Bruder – dem Landrat Bogislaw Wilhelm Edling – als Diener geschenkt wurde.
Auffällig viele gelangten nach Schlachten gegen osmanische Heere bei Wien (1683), Ofen (1684/86) und Belgrad (1717) an deutsche Höfe. In Ofen waren 8000 brandenburgische Soldaten beteiligt. In den Kämpfen gab es viele Tote, darunter auch osmanische Frauen und Kinder. Gefangennahmen und Begnadigungen verliefen nicht als romantische Akte. So wurde der zehnjährige Amuzat „nach Massacrierung seiner Eltern pardonnieret“, von einem Offizier in sächsischen Diensten verschleppt und als Diener verschenkt. Die Berliner Chronik berichtet über die Heimkehr der Sieger am 13. Dezember 1687, bei Einzug General Schönings habe man „viel Türken, Türkinnen und sechs Juden“ gesehen. Berliner Zeitung
Zum Zeitpunkt seiner Gefangennahme ist der Junge etwa 10 Jahre alt- in Ribbekardt.wird er 1692 auf den Namen Christian Gottlieb getauft und soll später durch Adoption den Namen Christian Gottlieb Edeldorff erhalten haben.
Die Quelle ist leider anonym und Herr Theilig – der Verfasser des o.a. Buches – hat auf meine Anfrage nach dem möglichen Verbleib von Christian Gottlieb Edeldorf leider nicht geantwortet. Könnte es sein, dass mein Vorfahre identisch ist mit dem in der Türkei gefangen genommenen Jungen?
Bekannt ist, dass sogenannte ‚Beutetürken‚ oftmals an andere Gutsherren weiter verschenkt wurden. Unweit der Burg lebt in Schönebeck Friedrich von der Borch. Er gehört einem alten westfälischen Adelsgeschlecht an – er steht in militärischen Diensten – und wenn er im Schönebecker Schloss ‚residiert‘, benötigte er Diener.
Meinem Christian Gottlieb Edelhof bzw. Edeldorp wird im Mai des Jahres 1702 ein Sohn namens Johann geboren, der am 26. Mai in der Lesumer Kirche getauft wird. Die Patenschaft übernehmen ‚Herr Commandant zur Burgh Henrich Schierholtz, Herr Proviantmeister Johann Boock, dessen beide Söhne Gustav und Johann u. Jungfrau Anna Sophia Weiskogel‚ (Tochter des damaligen Lesumer Pastors).
1704 wird als Patin der Tochter Anna Sophia Edeldorp: Anna Sophie Schierholtz eingetragen, die Tochter des Kommandanten der Burg. Anna Sophie heiratet später den Seefahrer Ficke Lülfs – nicht geklärt ist der Verbleib ihres Bruder und ihrer Eltern.
Da ich in Bremen-Blumenthal aufgewachsen bin, kenne ich das Gebäude des Blumenthaler Rathauses seit meiner frühen Kindheit. Wie oft bin ich daran vorüber gagangen, ohne zu wissen, dass es vom Bauunternehmen meines Urgroßvaters Heinrich Kröger erbaut wurde! Und auch das Sparkassengebäude, in dem ich als Jugendliche einen Ferienjob ausübte, wurde von ihm errichtet!
Aber von Beginn an:
Am 1. Oktober 1885 gründet mein Urgroßvater – der Maurermeister Heinrich Kröger – in Lüssum ein eigenes Bauunternehmen, zunächst jedoch unter dem Namen ‚Schaumlöffel‚. Erst 1902 erhält er für sich und die gesamte Familie die Genehmigung, den Namen Kröger offiziell führen zu dürfen. Die Hintergründe dieser ‚Schaumlöffel-Kröger-Namens-Geschichte‘ habe ich in einem anderen Beitrag beschrieben.
Auch in diesem Adressbuch von 1892 wird das Unternehmen noch unter dem Namen ‚Schaumlöffel‚ geführt.
Anfangs befindet sich die Firma auf einem Grundstück am Bockhorner Weg – 1901 wird sie in die Lüssumer Straße Nr. 99 verlegt, wo die Familie ihren Wohnsitz hat. Hier lebt Heinrich Kröger mit seiner Ehefrau Margarethe geb. Knübelund den sechs Kindern, die von 1885 bis 1898 in Lüssum zur Welt kommen. Auch meine Oma Anna Lisette wächst also in diesem Haus auf.
Links neben dem Haus meiner Urgroßeltern der ehemalige ‚Lüssumer Grund‘.
Auf dem Hinterhof entstehen Bürogebäude und Lagerhallen für Baumaterialien und Geräte. ‚Hier wird auch mehrere Jahre lang die Herstellung von Leichtsteinen von Gips und Strohhäcksel betrieben. Außerdem war Heinrich Kröger Inhaber mehrerer Patente für die Herstellung von Betonschornsteinschiebern, die hier ebenfalls hergestellt wurden.‘ (Quelle: Weserkurier 1985, 100 Jahre Bauunternehmen Georg Kröger)
Der Weserkurier schreibt weiterhin:‚Familie Kröger hat das Gesicht von Bremen-Nord und insbesondere von Blumenthal in den vergangenen hundert Jahren durch ihr bauliches Wirken wesentlich mitbestimmt. So wurden folgende markante Bauvorhaben durch die Firma ausgeführt:
das Blumenthaler Rathaus (1908)
die Schillerschule am Heidbleek (1912)
der Betriebsbahnhof der Farge-Vegesacker Eisenbahn in Farge (1927)
mehrere Strecken der Ortskanalisation Blumenthal (1928/29)
das Sparkassengebäude Landrat Christian Str./Leverkenbarg (1930)
die Feuerwache Blumenthal (1937)
der Erweiterungsbau der Schule Wigmodistraße (1939)
das Evangelisch-lutherische Gemeindezentrum Lüssum (1958)
die Neuapostolische Kirche Burgwall (1960)
die Katholische Kirche Aumund (1964)
das Wohn- u. Geschäftshaus Lüssumer Ring/Lüssumer Heide (1961)
das Wohn- u. Geschäftshaus Weserstrandstraße 1-3 (1967)
die Mietwohnungen Kapitän-Dallmann-Str. 49-51 (1971)
die achtgeschossigen Mietwohnungen in der Betonstr. in Farge (1972-73)
das Schulzentrum in Sandwehen (1974) in Arbeitsgemeinschaft
Nach dem Tod meines Urgroßvaters (1934) übernimmt Georg Heinrich Köger – ein Bruder meiner Großmutter – die Betriebsleitung. Es entstehen viele weitere Ein- und Mehrfamilienhäuser. Georg Heinrich ’starb bereist 1945, als seine Söhne noch nicht die Berufsausbildung beendet hatten. Margarete Kröger, eine Schwester des Verstorbenen, nahm das Steuer in die Hand. Sie hatte schon zur Zeit ihres Vaters die Büroarbeiten erledigt und wurde jetzt durch die beiden langjährigen Poliere Bullderdiek und Uhlhorn unterstützt‘. (Weserkurier)
Hier sieht man die gesamte Kröger-Familie: Heinrich Kröger und Ehefrau Margarete geb. Knübel – in der Mitte ihre jüngste Tochter Margarete – ganz links meine Großmutter Anna Listte – daneben Carsten Kröger (der später immer Curt genaannt wird) – Georg Heinrich – Heinrich und Elisabeth Mathilde
Karl Gegner
Nach Georg Heinrich wird das Bauunternehmen von dessen Sohn Georg weitergeführt. Auch mein Vater Karl Gegner, der in der Firmengeschichte leider gar nicht erwähnt wird, arbeitete viele Jahre mit in diesem Familienunternehmen bevor er sich selbständig machte.
Als Kind habe ich viel Zeit in der Lüssumer Straße verbracht. Das Grundstück an der Lüssumer Straße war ein spannendes Terrain. Ich hielt mich sehr gern dort auf – wohl auch deshalb, weil ich dort immer wurde herzlich begrüßt wurde. Ich kannte jeden und jeder kannte mich.
1976 wird das Bauunternehmen in die Ermlandstraße verlegt, wo es noch jetzt existiert – nunmehr in fünfter Generation!
Heute sieht die Lüssumer Straße allerdings ganz anders aus – die schönen alten Häuser sind verschwunden! Wie schade!
Johann Adam Schaumlöffel kommt am 5. Februar 1787 in der hessischen Stadt Felsberg zur Welt. Er wird Schneidermeister – wie bereits sein Vater Johann George und sein Onkel Johann Conrad Schaumlöffel (mein Urgroßvater 5. Grades), der seine hessische Heimat jedoch verlässt, viele Jahre als Soldat dient und sich letztlich in Bremen-Nord niederlässt, wo er außer mir zahlreiche Nachkommen hinterlässt.
1787 – Taufeintrag im KB von Felsberg
Johann Adam hat insgesamt neun Geschwister, von denen mindestens zwei bereits im Kleinkindalter versterben. Seine Brüder Johannes, Johann George und Heinrich leben wie er in Felsberg und üben das Schneidergewerbe aus.
Im Jahre 1797 findet vor dem Felsberger Stadtgericht eine Verhandlung statt, da Vater Johann George offenbar Schulden bei der Schneidergilde zu Felsberg hat. die er nicht bezahlen kann. Die Familie muss ihr Haus am Oberthor ’nebst dem dahinter gelegenen Garten‘ verkaufen. (Quelle: StA Marburg, Best. 76b Nr. 331)
Vater Johann George erlebt 1823 noch mit, dass Adam in der Felsberger Kirche Christine Dietrich heiraet, eine uneheliche Tochter von Magdalene Fennel, die später den Felsberger Glasermeister Jacob Rosenblatt ehelicht. Nur wenige Monate nach der Hochzeit verstirbt Adams Vater. Seine Mutter Anna Maria Loeber, die einer Felsberger Bäckerfamilie entstammt, verliert er bereits im April 1827.
KB Felsberg 1828 – 2. Eheschließung
1827 – vier Jahre nach der Hochzeit und den Geburten der Kinder Magdalene und Jacob – verstirbt auch Adams Ehefrau. 1828 schließt er eine zweite Ehe mit Agnese Elisabeth Rosenblatt, einer Tochter des Glasermeisters Johann Adam Rosenblatt und dessen Ehefrau Rebecca Buch. Sie ist die Schwester des Ehemanns seiner ersten Ehefrau. 1828 und 1830 kommen zwei weitere Schaumlöffel-Kinder zur Welt.
Zu dieser Zeit wohnt die Familie in der Felsberger Untergasse Nr. 74. Auch Adams Großvater Johannes Schaumlöffel(unser gemeinsamer Vorfahre) lebt 1759 schon in der Untergasse.
Die Aufregung innnerhalb der Familie wird groß gewesen sein, als Adam Schaumlöffel auf die ’schiefe Bahn‘ gerät. Nachdem er mehrfach wegen Diebstahls bestraft wurde und fliehen konnte, wird er 1837 vom Kreisamt Melsungen als ‚gemeinschädlicher Umhertreiber‚ gesucht!
Wann genau Adam aufgegriffen und inhaftiert wird, konnte ich nicht herausfinden. Sicher ist jedoch, dass er schließlich als ‚Eisengefangener‚ im Marburger Stockhaus landet und dort sicherlich mehrere Jahre verbringt.
Am 14. September 1843 verstirbt er dort im Alter von 66 Jahren. Dies ist sein Sterbeeintrag aus dem Kirchenbuch der reformierten Marburger Gemeinde:
Marburg, Stadthaus auf dem Schloße – Adam Schaumloeffel, Eisengefangener aus Felsberg, des dasigen Schneidermeisters Johann Georg Schaumloeffel und dessen Ehefrau Anna Maria, geborene Loeber Sohn; unverheirathet.Adams Leichnam wird an die Anatomie abgegeben.
Agnese Elisabeth Schaumlöffel, geborene Rosenblatt, wohnt noch bis 1847 in der Felsberger Untergasse Nr. 75 und obwohl in Adams Sterbeeintrag angegeben wird, dass er unverheiratet sei, enthält ihr Sterbeeintrag weder einen Vermerk auf eine vollzogene Scheidung noch einen Hinweis auf den bereits erfolgten Tod ihres Ehemanns.
KB Felsberg – 14.7.1847
A.Savin, Wikipedia
Über das Gefängnis im Marburger Schloss
Bevor das Marburger Schloss ab dem Jahre 1817 als Stockhaus für Eisensträflinge eingerichtet wurde, bestimmte die westphälische Administration 1809 einen Teil des Südflügels zur Nutzung als Gefängnis. Wenig später erfolgte aufgrund eines Dekrets vom 9.9.1811 im Wilhelmsbau die Einrichtung einer Besserungsanstalt. Im Stockhaus wurden zunächst vorzugsweise zu lebenslanger Haft verurteilte Schwerverbrecher, also Eisensträflinge 1. Klasse, untergebracht. Es folgten später auch Eisensträflinge, die zu zeitlichen Strafen verurteilt worden waren. Daneben diente das Schloss auch als Untersuchungsgefängnis. Das Stockhaus in Marburg (seit 1867 galt die einheitliche Bezeichnung ‚Strafanstalten‘) wurde am 31.3.1869 geschlossen, nachdem die dortigen Gefangenen der Kasseler Anstalt an der Fulda zugeführt worden waren. (Quelle: https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/showFondsDetails?fondsId=4311)
StA Marburg Karten
Der Historiker Hubert Kolling hat sich intensiv mit dem Alltag der Gefangenen im Marburger Stockhaus beschäftigt. Die folgenden Auszüge stammen aus einem Vortrag, den er 2023 im Staatsarchiv Marburg hielt. So können wir uns vorstellen, wie Johann Adam Schaumlöffel dort untergebracht war.
‚Während die Gefangenen der ersten Klasse an beiden Füßen eine 2 ¼ bis 3 ½ Fuß lange und jeweils acht Pfund schwere Kette tragen mussten, die am Knöchel mit einer vernieteten Schelle versehen war, trugen die zur zweiten und dritten Klasse Verurteilten lediglich eine – ebenfalls acht Pfund schwere – Kette am rechten Fuß. Das Anlegen der „Eisen“ sollte einerseits eine Flucht verhindern, andererseits den Sträflingen die Ausübung von Arbeiten ermöglichen‚
Marquis de Sade in Ketten
Die Hausordnung war streng und musste genau befolgt werden. Hubert Kolling schreibt: „Demnach hatten sich die Gefangenen „eines ruhigen, stillen und anständigen Betragens zu befleißigen, sie dürfen weder raufen, singen, pfeifen noch sonst etwas treiben, was gegen Ordnung und Schicklichkeit verstößt, auch ist aller Verkehr unter sich verboten, vor Allem aber [haben sie] untereinander in Frieden zu leben, den Befehlen der Vorgesetzten der Anstalt, insbesondere aber denen des Inspectors und des Stockmeisters sowie den Weisungen der Unteraufseher unbedingt folge zu leisten, auch sind sie den Garnisons-SoldatenFolgsamkeit schuldig, wenn sie diesen zur Bewachung an den öffentlichen Arbeiten übergeben worden sind“.
‚Für gewöhnlich wurden die Sträflinge in den Sommermonaten (April bis September) um 4.30 Uhr und in den Wintermonaten (Oktober bis März) um 5.30 Uhr geweckt. Erst seit den 1860er Jahren durfte jeweils eine halbe Stunde länger geschlafen werden‘.
‚An den Sonntagen durften die Gefangenen morgens eine Stunde länger schlafen. Tagsüber mussten sie dann, neben dem Besuch des Gottesdienstes, die Arbeitsräumereinigen, gegebenenfalls ihre Kleider reparieren oder „Erbauungsbücher“ lesen. Selbst der Gang zur Toilette war in diesem Zeitplan genauestens geregelt, nämlich vier Mal täglich und zwar um 6.15 Uhr, 9.30 Uhr, 13.00 Uhr und 16.30 Uhr: ‚
‚Spätestens seit Ende des 18. Jahrhunderts nahm die Gewöhnung an regelmäßige Arbeit im europäischen Strafvollzug eine zentrale Stellung ein
Zunächst müssen hier die zur Erledigung der täglich anfallenden Arbeiten eingesetzten sogenannten „Hausarbeiter“ genannt werden, zu denen beispielsweise Köche, Gemüseputzer, Kartoffelschäler, „Lampendiener“, Krankenwärter, Barbiere, Wäscher, Gang– und Hausreiniger sowie sogenannte Schirrarbeiter (Böttcher, Schmiede, Schlosser und Klempner) gehörten.30 Ferner waren im Marburger Stockhaus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts folgende Beschäftigungszweige etabliert:
Bürstenmacher
Schreinerarbeiten
Drechsler-, Wagner- und Schnitzerarbeiten
Blechschmiedearbeiten
Schlosserarbeiten
Papparbeiten
Stroharbeiten
Korbmacherarbeiten sowie
Nadlerarbeiten
Neben diesen Tätigkeiten innerhalb des Marburger Stockhauses wurden Eisengefangene auch außerhalb der Anstalt zu Arbeiten eingesetzt. Sie übernahmen regelmäßig Arbeiten im Botanischen Garten, in der Renterei, im städtischen Holzmagazin und auf dem herrschaftlichen Fruchtboden oder die Reinigung der Polizei-Direktion; ebenso wie diverse Reparaturen im Auftrag des Landbaumeisters, Reparaturen am Wehr in der Lahn, Regulierungsarbeiten an der Lahn, die Reinigung des Schlossplatzes, die Pflege der Reitbahn sowie diverse Tagelöhnerarbeiten wie beispielsweise Holzzerkleinerung, oder Garten- und Reinigungsarbeiten für Private.
Um die Insassen … – hauptsächlich solche Personen, die kurz vor ihrer Entlassung standen – wieder an „eine Arbeit in frischer Luft“ zu gewöhnen, bewirtschafteten jeweils acht bis zehn Gefangene anstaltseigene Ländereien, wie das Gärtchen unterhalb des südlichen Schlossflügels und vier Parzellen unterhalb des Stockhauses, sowie gepachtete Gärten in Schlossnähe mit zusammen 2¾ Morgen Ackerland.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestand die Verpflegung der Gefangenen täglich in anderthalb Pfund Brot und einem halben Maß mit Speck geschmelzter Suppe, das sogenannte „Gemüse“ sowie an den Sonn- und Feiertagen ½ Pfund Ochsen– oder Rindfleisch. Das besagte „Gemüse“ beziehungsweise die Suppe wurde abwechselnd und je nach Jahreszeit aus Kartoffeln mit Erbsen, Linsen, weißen Bohnen, gelben Wurzeln, Gerste, Riesenmöhren, Ober– und Unterkohlrabi, Kohl oder Sauerkraut gekocht.
Beim Eintritt ins Stockhaus mussten die Gefangenen, sofern vorhanden, ihren Bart abnehmen und sich die Haare „militärisch kurz“ schneiden lassen. Zur Pflege derselben stand den Gefangenen zur gemeinschaftlichen Benutzung von jeweils bis zu zehn Personen lediglich ein Kamm zur Verfügung. Nach den allgemeinen Vorschriften über das Verhalten in den Straf- und Besserungsanstalten mussten sich sämtliche Insassen jeden Morgen „gehörig“ Gesicht und Hände waschen, sich kämmen, die Kleider reinigen und wöchentlich die Leibwäsche wechseln. …
In den Genuss eines Vollbades kamen die Eisengefangenen in Marburg unterdessen, wie es in den Archivalien heißt, „nur höchst selten“. Bei den im nördlichen Schlossteil untergebrachten „gemeinschaftlichen Badebehälter“ handelte es sich um „Badetröge“, wobei sich mit demselben Badewasser bis zu zehn Gefangene baden mussten. Im Sommer, bei sehr schönem Wetter, durften die Eisensträflinge „gelegentlich“ in der Lahn baden. …
Da es im Marburger Stockhaus an „Abtritten“ fehlte, standen in den Nischen unter den Fenstern zur „Bedürfnisbefriedigung“ der Gefangenen „Kothbütten“ zur Verfügung. Der Arbeitsraum im ersten Stock enthielt zwar einen „Abtrittssitz“, aber kein separates „Pissoir“; stattdessen benutzten die Eisengefangenen ein „Handbüttchen“. Durch diese Einrichtung herrschte auf der gesamten Etage, wie es in den Archivalien heißt, „ein wahrhaft pestilenzialischer Gestank“.
Jeremias Sadier stammt aus Sédan in Frankreich. Bevor er um 1730 Kommandant der Burgschanze bei Lesum wird, ist er Sergeant der Leibkompgnie Wallmoden in Hannover. Mit seiner Ehefrau Anna Sassen und mindestens 6 Kindern, deren Taufen von 1715 bis 1729 im Kirchenbuch der Garnisonskirche von Hannover verzeichnet sind, kommt er um 1730 auf die Burgschanze.
In Hannover werden geboren:
Dorothea Henriette Elisabeth Sadier *4.2.1715
Anna Catharina Charlotte Sadier *3.9.1717 – sie verstirbt 1799 im Alter von 81 Jahren unverehelicht auf der Burgschanze
Johann Peter Sadier *7.4.1720
Johann Christian Ulrich Sadier *27.10.1722
Dorothea Sophia Louise Sadier *13.5.1725 – bekommt 1744 in der Burg einen unehelichen Sohn namens Georg, dessen Vater Georg Borßmann dem ‚Gard du Corps‚ angehört
Jean David Sadier *21.5.1729 – er heiratet 1753 in Ritterhude Anne Elisabeth Rotermund
Dorothea Elisabeth Marietta Sadier (Taufeintrag nicht gefunden – sie heiratet 1751 in Lesum Conrad Fenckhusen, den damaligen Quartiermeister der Burgschanze)
Ausschnitt aus dem KB der Garnisinskirche von Hannover – 1729
1734 und 1738 bringt Ehefrau Anna auf der Burg zwei weitere Töchter zur Welt:
Anne Engel Margarethe Sadier * 24.9.1734 und
Carolina Christina Sadier *10.3.1738 + 1740
Jeremias Sadier wird im Jahre 1772 zum Schwiegervater meines Vorfahren Caspar Grote, dessen erste Ehefrau Catharine Sophie Hattendorf im Juli 1771 in Lesum verstorben war. Caspar heiratet in der St. Martini Kirche in Lesum die 1734 geborene Anne Engel Margarethe Sadier, die durch diese Eheschließung zur Stiefmutter der beiden aus erster Ehe verbliebenen Kinder Johann Wilhelm und Lambert Dietrich Grote wird.
Jeremias Sadier wird 80 Jahre alt – er verstirbt am 12. Mai 1760 in der Burgschanze. Seine Ehefrau Anna geb. Sassen lebt noch bis zum Alter von 88 Jahren und 6 Monaten. Am 23. Februar 1785 wird sie auf dem Lesumer Friedhof bestattet.
In meinem Genealogie-Tagebuch verstecken sich eine ganze Reihe von Beitrags-Entwürfen, die ich bereits vor langer Zeit begonnen, aber nicht beendet und deshalb bislang nicht veröffentlicht hatte – dazu zählt auch dieser Beitrag über Michael Damus.
Der Name ‚Michael Damus‚ begegnet mir seit vielen Jahren immer mal wieder – ich kenne seine Unterschrift, die er in der Mitte des 18. Jahrhunderts unter zahlreiche Dokumente setzt – u.a. als ‚Commissions Secretarius‚ und ‚Adeliger Gerichtsschreiber‘ der Patrimonal-Gerichte der Begüterung Worienen oder Wildenhoff.
Als besonderes Privilegium wurde adeligen Gütern oftmals das Recht zur Ausübung der Gerichtsbarkeit verliehen. Diese ist an den Besitz des Gutes (patrimonium) gebunden. Patrimonialgerichte umfassten jedoch nur die niedere Gerichtsbarkeit – also vor allem Eigentums-, Familien-, Erb- und Gutsrechte, Gesindeordnung; teilweise auch niederes Strafrecht – z. B. Beleidigungen oder Raufereien.
Kleinere Gutsgerichte – mit weniger als 1500 Untertanen – verfügen über keine eigenen Justizbeamten, sondern werden verwaltet von in der Nähe des Gutsbezirks wohnenden Stadtrichtern oder Justizbeamten. Um 1830 existieren im Kreis Pr. Eylau insgesamt 68 dieser kleineren Patrimonalgerichte. (Quelle: Beiträge zur Kenntniß der bestehenden Gerichtsverfassung und der neusten Resultate der Justizverwaltung in dem Preussischen Staate; Starke, W. F. C.; 1839; Seite 19)
Michael Damus wohnt in der Stadt Preußisch Eylau und wird bei Bedarf an die Gutsgerichte der Umgebung gerufen. Dies ist seine Unterschrift, die er 1751 unter ein Dokument in Wildenhoff setzt:
Am 12. Juni 1742 heiratet Michael Damus in Klein Dexen Anna Eleonora Burckardt, eine Tochter des dortigen Pfarrers Christian Friedrich Burckhardt und dessen Ehefrau Anna Regina Ritter. Der Brautvater schreibt ins Kirchenbuch:
‚Herr Commissions Secretarius, u. adl(iger) Gerichtsschreiber von Eylau Michael Damus mit unserer hertzgeliebtesten Tochter Jungfer Anna Eleonora Burckardtin durch Herrn Jacob Behrendt Pfarrern von Prßisch Eilau ehelich im Nahmen Gottes Zusammen gegeben worden. Der gnädige Vater im Himmel segne dies liebe Paar in leibl(ichen) geistl(ichen) u. ewigen Güttern reychlich in Christo Jesu zum Zeitl(ichen) u. ewigen Wolergehen, Amen‘.
Kirchenbuch Klein Dexen, Pr. Eylau
Zu Familie Burckardt: Von 1719 bis 1725 ist Christian Friedrich Burckhardt Pfarrer in Guttenfeld, wo im März 1721 auch Tochter Anna Eleonora zur Welt kommt. Als Paten werden bei ihrer Taufe zwei Geschwister des Vaters erwähnt: Thomas Burckhardt, Professor der Poesie und Maria Eleonora Burckhardt, Ehefrau des Tilsiter Rentmeisters Andreas Kiesing.
Bis 1750 lebt Michael Damus noch in der Stadt Preußisch Eylau, wo seine Ehefrau Anna Eleonora mehrere Töchter zur Welt bringt. Vor 1758 muss die Familie nach Königsberg verzogen sein, wo er als 1. Hofgerichtssekretär und Justizrat tätig wird.
Die Damus-Töchter heiraten in Königsberg in angesehene Familien.
Lovisa Charlotta Damus * um 1753 – die älteste Tochter – heiratet 1772 in Königsberg den verwitweten Pfarrer Johann Christoph Gross aus Grünhayn. Der Heiratseintrag lautet: Im Hause getraut d. 19. October Herr Johann Christoph Groß, Pfarrherr in Grünhayn, Wittwer von 38 Jahren, u. Jungf. Lovisa Charlotta, Herrn Michael Damus, Königl. Preußischen Justice-Raths u. 1. Hoff-Gerichts Secretarii ehel. ältesten Junfr. Tochter von 26. J.
Regina Dorothea Damus * um 1746 heiratet 1767 in der Altstädtischen Kirche von Königsberg Gottfried Wilhelm Schultz (Gottfried Wilhelm Schultz, Kriegs- u. Domainen-Cammer- Registrator, Junggesell von 23 Jahren u. Regina Dorothea Damus, Michael Damus, Königl, Justiz Raths u, 1. Hofgerichts Secretarii 2ten Jgfr. Tochter)
Johanna Eleonora Damus *10 .7.1747 in Pr. Eylau heiratet 1777 Karl Gottlieb Fischer (1745-1801) Pfarrer am Königlichen Großen Hospital in Königsberg. Zum Zeitpunkt der Eheschließung ist Karl Gottlieb Fischer Feldprediger – im KB der Militärgemeinde Elbing noriert er selbst: ‚Ich, Karl Gottlieb Fischer, Feldprediger des hochlöblichen v. Pelkowskischen Regiments mit der Hochwohlgebornen Jungfer Johanna Eleonora Damus, des Königl. Peußischen Justizraths u. ersten Hofgerichtssecretairs Herrn Michael Damus dritten Jungfer Tochter, copulirt … den 1. September 1777 in Königsberg‘
‚Fischers Hausstand war glücklich. Er besaß an seiner Gattin, Johanna Eleonora, einer Tochter des Königlichen Justizrath Michael Damus, eine der würdigsten ihres Geschlechtes, mit welcher er seit 1777 verbunden war. Wohlwollen des Herzens, häusliche Thätigkeit, Heiterkeit und Offenheit sind die Hauptzüge ihres liebenswürdigen Charakters.‘ (Quelle: Nekrolog der Teutschen für das neunzehnte Jahrhundert; Gotha 1803)
Maria Albertina Damus *18.4.1750 in Pr. Eylau
Anna Sophia Damus (1753-1758)
Juliana Christina Damus *um 1755 wird 1777 in Königsberg die Ehefrau von Christoph Ludwig Fischer. Der Pfarrer notiert: ‚Der Hochedel gebohrne H. Christoph Ludwich Fischer wolbestalter Auditeur d. Hochlöblichen v. Ingerslebenschen Garnisons Regiments ist mit der Jungf. Juliana Christiana Damus, des Hochedel gebohrnen Herrn Michael Damus Justiz Raths allhier eheleibl. jüngsten Jungf. Tochter von mir d. 1. September copuliret worden‘.
Der Justizrat Michael Damus wird 75 Jahre alt. Er verstirbt am 29. Mai 1788 in Königsberg an der ‚Brust Waßersucht‘.
Weitere Amtsträger in der Stadt Pr. Eylau um 1745-1750
Jacob Jortzig, Stadtrichter
Christian Ankermann, Amtmann
Johann Jacob Kraus, Accise-Einnehmer
Ernst Seraphin Aegidius, Rektor
Johann Friedrich Eyff, Königlicher Förster
Frosien, Rathsverwandter
Coglenius, Stadtschreiber
George Hass, Königl. Amtswachtmeister
Christian Ludwig Coulon, Chirurg
Johann Gottlieb Horn, Glöckner
Daniel Hess, Amts-Krüger
Peter Brandenburger, Müller d. Eylauer Mühle
Lochmann, Bürgermeister
Johann Heinrich Rosengarten, Torschreiber
Theodor Hermann, Apotheker
Auch in diesen Beiträgen wird Michael Damus erwähnt: